Ob plötzliche Wetterumschwünge, kleine Defekte oder unerwartete Verzögerungen: Überraschungen gehören zum Alltag über den Wolken. Für Passagier:innen bedeutet das oft Geduld, Flexibilität – und gelegentlich eine gute Portion Humor.
Denn so routiniert der Ablauf am Flughafen und an Bord meist wirkt, kann hinter den Kulissen vieles passieren. Und manchmal nehmen Flüge eine ganz andere Wendung als geplant.
Ein besonders kurioser Zwischenfall zwang nun am 16. Juni einen Flug zur Umkehr – mitten über dem Atlantik. Rund zweieinhalb Stunden nach dem Start des KLM-Linienflugs von Amsterdam nach Toronto teilte die Crew den Passagier:innen überraschend mit: Wir drehen um.
Doch diesmal war kein Triebwerksproblem der Grund und auch kein medizinischer Notfall. Es ging schlicht und einfach um Bürokratie, genauer: eine übersehene Wartungsfrist.
Der Airbus A330-300 war kurzfristig als Ersatzflieger organisiert worden, nachdem die ursprünglich vorgesehene Maschine wegen eines technischen Defekts ausgefallen war. Schon das sorgte für eine fast zweistündige Verspätung am Flughafen Schiphol.
Doch mit dem Ersatzflugzeug hatte KLM sich ein neues Problem eingehandelt – ohne es zunächst zu merken. Während sich der 13 Jahre alte A330 bereits in Reiseflughöhe südwestlich von Island befand, stellte man bei KLM fest, dass an dem Flugzeug eine sogenannte "Acceptable Deferred Defect" (ADD) offen war.
Anders gesagt: Die Frist für eine Wartung des Flugzeugs drohte abzulaufen. Laut dem Fachportal "Aerotelegraph" war die Maschine zwar "voll flugtauglich", die Sicherheit also nicht beeinträchtigt. Dennoch musste die Wartung aus rechtlicher Sicht innerhalb einer klaren Frist erfolgen.
Wäre der Jet in Toronto gelandet, hätte er dort nicht mehr starten dürfen, bevor die Wartung erledigt worden wäre. Doch KLMs Technik sitzt in Amsterdam – nicht in Kanada.
Um zu verhindern, dass das Flugzeug in Toronto feststeckt und aufwendig vor Ort repariert werden muss, entschied sich die Airline zur Umkehr. Laut einem Reddit-User hätten die Passagier:innen "buchstäblich mitten im Flug" erklärt bekommen, was los ist – inklusive Hiobsbotschaft, dass es zurück nach Amsterdam geht.
Dem User zufolge hätten der Pilot und die Crew sich sehr entschuldigt. Dennoch spricht auch er von einem "großen Fehler".
KLM kündigte an, intern zu prüfen, wie es dazu kommen konnte, dass die bald fällige Wartung zunächst übersehen wurde – gerade nachdem man bereits ein Flugzeug wegen technischer Probleme austauschen musste.
Fachjournalist und ehemaliger Flugbegleiter Mateusz Maszczynski betonte beim Portal "PYOK", dass der Vorfall keine Ausnahme darstellt. Generell würden die Airlines ADD-Reparaturen "oft so weit wie möglich" hinauszögern. Das läge auch an der problematischen Versorgung mit Ersatzteilen in der Luftfahrtindustrie.
Die Lage würde sich zwar langsam verbessern. Dennoch habe auch er mal eine ähnliche Situation erlebt: Eine ADD-Frist sei erst kurz vor dem Abflug festgestellt worden und hätte eine große Verspätung verursacht.