Es gibt Geschichten, die sind schon lange auserzählt. So wie jene der bilderbuchartigen Szenerien, in denen man im Sommer in einer x-beliebigen deutschen Kleinstadt ein Eis schleckt und die Sonne einmal wieder schneller ist als man selbst: Eisflecken auf dem weißen Sommerkleid – ein Ärgernis, wie es ebenfalls im Buche steht.
Noch wütender scheint die Welt in diesem Zusammenhang aber auf das zu sein, was danach kommt. Auf Social Media und in Dutzenden Artikeln regen sich Eis-Liebhaber:innen regelmäßig über die besonderen Servietten auf, die beim Eisessen gereicht werden und die gegen die hartnäckigen Flecken eben machtlos sind.
"Gut dass mir diese absurd dünne Serviette mitgegeben wurde, mit der [ich] den Dreck über meinen gesamten Körper verteilen kann und die ansonsten absolut nichts bringt", schrieb etwa Sebastian Hotz in einem seiner legendären Posts auf X, die ihn unter dem Pseudonym "El Hotzo" bundesweit bekannt machten.
Aber tatsächlich gibt es triftige Gründe, warum Waffeleis in Deutschland wie in beliebten Urlaubsländern stets mit einer dünnen Papierserviette daherkommt. Wir erklären dir, warum du dich deshalb gar nicht allzu sehr ärgern musst – und welche Alternativen einige Läden anbieten.
Denn zunächst hat das dünne Papier vor allem einen praktischen Nutzen: Wie eine Eisverkäuferin etwa gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärt, sind sie ein einfaches Mittel zum Zweck, denn ursprünglich waren sie als Untersetzer von Kaffeetassen gedacht, damit diese auf den zugehörigen Untertassen nicht so klappern.
An den Eisdielen wurden sie dann umfunktioniert. "Verkäufer:innen benutzen sie als Hygienepapier, damit sie die Waffel nicht anfassen müssen und der Kunde das Eis nicht gleich an den Fingern hat, wenn es schmilzt", schildert Vera Merten, die in Dortmund selbst Eis verkauft.
Auch wenn die Servietten beim Säubern des eigenen Mundes nicht besonders nützlich sind, haben sie beim schmelzenden Eis durchaus Erfolg. Denn ihr Material ist tatsächlich flüssigkeitsbeständig, sodass die Servietten durch das tropfende Eis nicht an der Waffel festkleben.
Herkömmliche Papierservietten quellen bei Kontakt mit Flüssigkeit auf und lösen sich mitunter in Einzelteile auf. Betreiber:innen nutzen sie zudem gern, um auf der glatten Oberfläche Werbung für den eigenen Laden oder etwaige Werbepartner zu drucken.
Für die Unternehmer:innen gibt es aber noch einen Aspekt, der trotz aller Hasstiraden für die dünnen und vermeintlich unpraktischen Servietten spricht und der ist altbekannt: der Preis.
Denn während eine klassische, dicke Papierserviette im Großhandel laut Recherchen der "Berliner Zeitung" im Schnitt 5 Cent kostet, bieten Unternehmen für Gastronomiebedarf die dünnen Eisservietten schon für einen Cent pro Stück an.
Noch günstiger kommen die Eisdielen weg, wenn sie sich für eine klimaschonende Variante entscheiden. Recycelte Servietten der Firma "Greenbox" kosten demnach im Einkauf gerade einmal 0,008 Euro pro Stück.
Wie gut die ökologische Variante gegen nervige Schokoflecken auf dem Sommerkleid hilft, muss die Internet-Community aber noch herausfinden.