Bis vor wenigen Jahren lockte das Thema fast niemanden hinter dem Ofen vor. Doch mittlerweile sind Heizungen ein Politikum in Deutschland. Erst brachte der Aufruf von Regierungspolitiker:innen nach solidarischem Verzicht zugunsten der Ukraine das Heizen aufs politische Tableau. Dann lieferten sich die Ampelparteien einen Dauerstreit über Wärmepumpen.
Und auch im dritten Winter seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg sorgt das Thema Heizen für erhitzte Gemüter. Knackpunkt sind mittlerweile die Folgen der Inflation und die immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten. Die nächste Heizperiode steht nach sonnigen Monaten vor der Tür. Doch ab wann sollte man die Heizung wieder anwerfen?
Traditionell läuft die Heizsaison vom 1. Oktober bis zum 31. März. Mit einigen Wochen Puffer am Anfang und am Ende soll so der Winter ohne unnötiges Frieren überstanden werden.
Selbst die Gesetzgebung bestätigt die alte Bauernregel und schreibt gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz die Heizsaison auf das Winterhalbjahr wischen Oktober und März.
Tatsächlich kann die Notwendigkeit in Zeiten des Klimawandels und hochmoderner Isoliertechnik eine deutlich kürzere Spanne haben. Das betrifft auch das individuelle Temperaturempfinden. Allerdings sollten andere Faktoren höher gewichtet werden.
Der wichtigste Faktor ist die Temperatur im Innenraum. Experten raten dringend davon ab, diese unter 18 Grad sinken zu lassen. Der Grund ist einleuchtend. Verharrt die Temperatur zu lange unter der Marke, sammelt sich allmählich eine hohe Luftfeuchtigkeit an. Diese setzt sich an Wänden, Möbeln und Fenstern ab und fördert das Wachstum von Schimmelpilzen.
Plumpsen die Außentemperaturen unter null Grad, droht unbeheizten Wohnungen sogar noch Schlimmeres. Denn dann können etwa Wasserleitungen einfrieren und schlussendlich sogar platzen. Wer gesundheitliche und bauliche Schäden vermeiden will, sorgt am besten für ein Minimum an 18 Grad.
Allerdings gibt es auch Abstufungen. So genügen laut Umweltbundesamt bereits 15 Grad, wenn die Wohnung für einige Tage verlassen wird. Zudem ist in manchen Räumen etwas kältere Luft kein Problem. Wie "Pro7.de" in einem Ratgeber schreibt, sind 15 Grad im Korridor unbedenklich. Im Schlafzimmer genügen laut Experten zudem 16 Grad.
Strenger reguliert werden sollte die Wärme in Küche und Bad, wo größere Schimmelgefahr droht. Dennoch empfiehlt das Umweltbundesamt, nicht über eine Raumtemperatur von 20 Grad zu heizen. Das hat allerdings eher ökologische Gründe.
Faktoren, die die individuelle Heizperiode festlegen, sind baulicher Natur. So sollte diejenigen ihr Heizsystem früher aktivieren, die in unsanierten Altbauten leben. Ein Richtwert für Bauten vor 1977, die nie modernisiert wurden, ist der Bereich zwischen 15 und 17 Grad Außentemperatur.
Etwas kühler darf es draußen sein, wenn das Haus saniert wurde. Bei Gebäuden, die nach 1995, also im Rahmen der Wärmeschutzverordnung errichtet wurden, muss erst ab 12 Grad Außentemperatur geheizt werden.
Unterschiede gibt es dabei ach zwischen frei stehenden Einfamilienhäusern und Mietshäusern mit mehreren Parteien. Denn, wer Wand an Wand mit seinen Nachbarn lebt, kann von deren passiver Wärme profitieren. Je größer die gemeinsame Wandfläche ist, desto länger kann theoretisch gewartet werden.