Das Wetter im Mai ist bisher extrem wechselhaft. Dafür gibt es häufig Regenbogen, so wie hier bei Dresden.Bild: www.imago-images.de / Sylvio Dittrich
Analyse
22.05.2021, 11:0922.05.2021, 14:06
Die Inzidenzen sinken, nach Monaten mit strengerem Corona-Lockdown kommen nach und nach die lang ersehnten Gastro-Öffnungen, und der Pfingstmontag sorgt für ein langes Wochenende. Was jetzt noch fehlt, ist gutes Wetter. Schon der April war deutlich zu kalt: der kälteste seit 40 Jahren. Und auch im Mai geht es so weiter, dazu kommt extrem viel Regen.
"Wenn man in die Statistiken schaut, muss man schon 30 Jahre zurückgehen, um so eine lange, unbeständige, kalte Witterung im April und Mai zu finden."
"Wenn man den bisherigen Mai auswertet, sieht man, dass er auch wieder deutlich zu kalt war", sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst im Gespräch mit watson. Genauer gesagt: 1,8 Grad kälter als das dreißigjährige Mittel von 1961 bis 1990. "Und die Prognosen, die wir bis Ende Mai haben, gehen davon aus, dass es so weitergeht. Er wird also auch insgesamt wieder zu kalt ausfallen", so Friedrich.
Seit 30 Jahren kein so kalter April und Mai mehr
Und das sei eine Seltenheit. "Wenn man in die Statistiken schaut muss man schon 30 Jahre zurückgehen, um so eine lange, unbeständige, kalte Witterung im April und Mai zu finden." Zuletzt seien die beiden Monate im Jahr 1991 so kalt gewesen. "Das ist ein außergewöhnliches Andauern von solch kühlen Wetterlagen", sagt Friedrich.
Einen deutlichen Unterschied gibt es zwischen den beiden Monaten in diesem Jahr aber. Im April war es relativ trocken, weil "die Kaltluft aus der arktischen Region kam". Im Gegensatz dazu hat es im Mai bisher extrem viel geregnet. Das liegt laut Friedrich an den Luftmassen, die derzeit aus dem Nordwesten, also vom Atlantik, kommen: "Da ist es feucht."
Wie viel es tatsächlich geregnet hat, kann Friedrich genau feststellen. "Der Vergleichswert von Mai liegt bei 70 Litern und da haben wir schon 97 Prozent des Mai-Solls erfüllt. Da es unbeständig bleibt, kann man davon ausgehen, dass wir auch einen zu feuchten Mai haben werden."
Gute Situation für Böden
Für die Landwirte und die Böden ist das gut. "Da gehen wir in diesem Jahr mit einer deutlich besseren Situation in den Sommer, der dann meteorologisch am 1. Juni beginnt", so Friedrich. Die Niederschläge seien zwar schauerartig, aber nicht so stark, dass der Boden überschwemmt wird. "Alles kann also gut versickern."
Insgesamt ist das Wetter derzeit laut Friedrich "eingefahren". Immer wieder gebe es Tiefdruckgebiete vom Atlantik, auch am Pfingstsamstag. So wird es der kühlste Pfingsttag mit nur 13 bis 16 Grad. "Aber dann mache ich den kleinen Funken Hoffnung: Es wird am Sonntag ein kleines Zwischenhoch kommen", sagt Friedrich. Das Wetter beruhige sich etwas, auch die Sonne werde ab und zu durchkommen. "Am Pfingstsonntag kann man trotz örtlicher Schauer Outdoor-Aktivitäten planen, allerdings muss man sich weiterhin eine dickere Jacke mitnehmen."
Danach kommt jedoch ein neues Schlechtwetter-System und es wird erneut regnerisch. Nur im Osten sieht es nach einem relativ freundlichen Pfingstmontag aus, im Süden Deutschlands werden Temperaturen von 21 bis 23 Grad erwartet. Danach wird es aber wieder kühler.
Hitze-Rekord in der Arktis
Das Wetter in Deutschland vermasselt derzeit nicht nur vielen Menschen die Stimmung, sondern den Imkern auch die Honigernte. "Die hellen Frühjahrs-Honige in diesem Jahr werden eher eine Rarität sein", sagte der Leiter des Fachzentrums Bienen und Imkerei, Christoph Otten. Die Imker bangten um ihre Ernte, denn die anhaltende Kühle und Nässe habe den Honigbienen in den vergangenen Wochen kaum Gelegenheit zum Nektarsammeln geboten.
Ganz anders sieht es in der Arktis aus, Teile Russlands erleben derzeit einen Hitze-Rekord. In der Stadt Petschora, die am Rand der Arktis liegt, wurden am Donnerstag dem staatlichen Wetterdienst zufolge 32,5 Grad Celsius gemessen. Dort sei es zuletzt 1996 mit 26,6 Grad am wärmsten gewesen. Im Zeitraum von 1981 bis 2010 habe die durchschnittliche Temperatur im Mai bei 4,2 Grad gelegen. In Koinas in dem Gebiet Archangelsk am Nordpolarmeer kletterte das Thermometer auf 32,2 Grad. Den Angaben zufolge waren zuletzt 1920 mit 28,2 Grad die höchsten Temperaturen registriert worden.
(mit Material von dpa)
Auch wenn sie nur einmal im Jahr vorkommen: Manche Bräuche sind so geprägt von Gewalt, dass es einem das ganze Jahr über die Nackenhaare zu Berge stehen lässt, wenn man an sie denkt.