Traditionell ist die Studien-Zeit eher spartanisch: Nudeln mit Ketchup, Möbel vom Flohmarkt, kleine WG-Zimmer. Doch viele Studierende müssen den Gürtel nun noch enger schnallen. Denn die Inflation und steigende Kosten für Lebensmittel und Energie machen sich bemerkbar.
Die 57 Studierendenwerke in Deutschland, die oft erste Anlaufstelle für ein kostengünstiges Uni-Leben sind, haben selbst mit der Wirtschaftslage zu kämpfen, wie schon die FAZ berichtete. Das Problem? Wenn Strom und Lebensmittel teurer werden, wirkt sich das auch auf Mensen und Wohnheime aus.
Dabei haben Studierende geringen finanziellen Spielraum. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hatte erst 2022 ermittelt, dass jede:r dritte Studierende in Armut lebt. Das mittlere Einkommen liegt bei 802 Euro.
Mit welchen steigenden Kosten müssen Studierende rechnen? Und wie kann diese Entwicklung ausgebremst werden? Wir fragten Studierendenwerke in München, Hamburg und Berlin.
Dem Studierendenwerk Hamburg ist das Problem bekannt. Wie Sprecherin Martina Nag gegenüber watson erklärt:
Dabei gehe es um "starke Preissteigerungen in fast allen Sparten", welche die Menschen in 2023 besonders belasten. "Bereits in den letzten beiden Pandemiejahren sind viele Studierende in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten und sind zusätzlich konfrontiert mit explodierenden Preisen", berichtet Nag dazu.
Auch im Süden Deutschlands ist die Sorge angesichts der teurer werdenden Lebenskosten groß. "Natürlich macht sich die Inflation auch beim Studierendenwerk München Oberbayern bemerkbar", sagt Sprecherin Julia Wölfle auf watson-Anfrage, "insofern sich zum Beispiel die Preise für Lebensmittel, Strom und Baumaterialien stark erhöht haben."
Diese steigenden Kosten müssen ausgeglichen werden. In Hamburg setzt man dafür auf den Senat. "2023 sind keine Steigerungen der Semesterbeiträge, Mieten und Mensapreise vorgesehen", versichert Nag, auch in den Folgejahren sollen Preisanstiege begrenzt werden. Das dadurch "für die Jahre 2023 und 2024 entstehende Defizit beabsichtigt der Hamburger Senat auszugleichen."
Im Herbst kam es allerdings bereits zu einer Preiserhöhung in Hamburger Wohnheimen. Und auch in anderen Städten zahlen Studierende bereits mehr als 2022.
So erklärt zum Beispiel Jana Judisch vom Studierendenwerk Berlin: "Da die Preise für Strom und Gas trotz der Preisbremsen gestiegen sind, sind auch die Mieten gestiegen." Bewohner:innen von Berliner Wohnheimen zahlen Pauschalmieten, die Kosten für Strom, Wasser und Heizung sind bereits enthalten.
Die Durchschnittsmiete für einen Wohnheimplatz beträgt laut Angaben des Studierendenwerks Berlin inzwischen 322 Euro. Im Sommer 2022 lag diese noch bei 269 Euro. Studierende in der Hauptstadt zahlen also etwa 60 Euro mehr im Monat, als noch vor einem Jahr.
Die Erhöhung sei an die Energiepreise gekoppelt. "Sollten die Betriebskosten sinken, sinken selbstverständlich auch die Pauschalmieten", verspricht Judisch dazu.
Etwas niedriger fiel die Mieterhöhung in Münchner Wohnheimen aus. "Im Zuge der Inflation und der gestiegenen Energiekosten wurde zu Beginn des Jahres eine mäßige Anpassung der Betriebskostenpauschale vorgenommen", sagt Wölfle. "Seit dem 1. Januar beträgt die durchschnittlich monatliche Bruttowarmmiete 346,80 Euro." Das ist eine Steigerung von etwa zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.
In Hamburg zahlen Wohnheimbewohner:innen ebenfalls Pauschalmieten, diese bewegen sich aktuell zwischen 280 und 450 Euro. Diese Preise seien "im Vergleich zu anderen Angeboten günstig", erklärt der Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburgs, Sven Lorenz.
Dennoch: Ohne Erhöhung kamen auch die Hanseaten nicht aus. "Die Mieten sind im Oktober 2022 im Schnitt um zirka 10 bis 15 Euro im Monat gestiegen", sagt Sprecherin Nag.
Die finanzielle Zwickmühle macht auch vor universitärem Essen nicht halt. Die Mensa-Preise, allgemein als niedrig bekannt, werden früher oder später steigen, sofern die Lebensmittelpreise nicht wieder sinken.
Julia Wölfle vom Studierendenwerk München Oberbayern: "Die Preise in unseren hochschulgastronomischen Einrichtungen werden nur sehr moderat und wenn es unumgänglich ist, dem steigenden Preisniveau angepasst, zuletzt im Juni 2022." Man halte jedoch an einem altbewährtem, günstigem Mensa-Essen fest, dem "Studikopf". Wölfe erklärt:
Das Prinzip: Wir sichern mindestens ein Gericht zu, das definitiv bezahlbar bleibt, hat sich auch in Hamburg durchgesetzt.
Dort wird seit dem Winter eine vegane Alternative angeboten, die für Studierende nur je 2,20 Euro kosten soll. "Damit ist sichergestellt, dass Studierende (...) täglich ein günstiges und gesundes Basisgericht wählen können", sagt Sprecherin Martina Nag. Derzeit sei keine weitere Preiserhöhung geplant, "dabei kann sich das Studierendenwerk auf Dauer allerdings nicht von den Marktentwicklungen abkoppeln." Versprochen wird also nichts.
Beim Studierendenwerk Berlin wird die Preisspanne für Mensamahlzeiten von 1,45 bis 3,80 Euro bislang noch eingehalten. Man müsse "aber zugeben, dass die Gerichte sich mehr dem oberen Ende dieser Preisspanne nähern als dem unteren", ordnet Sprecherin Jana Judisch den Kostentrend ein, "da Lebensmittelpreise gestiegen sind, gibt es auch hier natürlich Preissteigerungen."
Kurzum: Egal, wie sehr die Umlegung von gestiegenen Preisen auf die Studierenden hinausgezögert wird – ganz ohne Teuerungen scheint es nicht mehr zu funktionieren.
Allerdings finanzieren sich die meisten Studierendenwerke nicht nur über Mensen und Wohnheime, sondern auch über staatliche Förderung. Auf diese setzen die Institutionen nun für die kommenden Jahre.
"Um die Kostenerhöhungen (...) nicht auf die Studierenden umlegen zu müssen, braucht es mehr Zuschuss vom Land Berlin", erklärt Jana Judisch aus der Hauptstadt. "Wir haben unseren Bedarf der Senatsverwaltung gemeldet und gehen mit diesen Zahlen im Herbst in die Verhandlungen für den neuen Rahmenvertrag."
Ähnliches erklärt Sven Lorenz für Hamburg. Das Studierendenwerk setze sich dafür ein, die Nebenkostensteigerungen nicht auf die Studierenden umzulegen. Dies sei möglich, "wenn die Politik finanzielle Unterstützung leistet. Hier sind wir im guten Kontakt mit unseren Ansprechpartner:innen."
Darüber hinaus müsse auch auf Bundesebene etwas passieren. Er erklärt:
Auch in München, einer Stadt "mit sehr hohen Lebenshaltungskosten, wird die Situation für Studierende immer schwieriger", sagt Julia Wölfle. "Das Studierendenwerk München Oberbayern schließt sich daher der Forderung des Deutschen Studierendenwerks an, BAföG-Bedarfssätze und Elternfreibeträge regelmäßig zu erhöhen."