Tiktok: Gen Z entstaubt altes Hobby – das steckt hinter dem "personal curriculum"
Lernen. Das ist etwas, was Menschen eigentlich ihr Leben lang tun. Manchmal ist es etwas Banales wie ein neues Rezept, das nicht nach Fertigprodukt schmeckt. Manchmal eine kleine technische Herausforderung – etwa, wie man die Waschmaschine richtig anschließt. Und manchmal ist es das Schwerste überhaupt: Erkenntnisse über die eigenen Bedürfnisse, über sich selbst.
Eigentlich gehört dieses Lernen zum Besten, was wir können. Es ist eine zutiefst menschliche Fähigkeit, die uns nicht nur wachsen, sondern auch staunen lässt. Doch was ursprünglich als Neugier beginnt, wird im Laufe des Lebens systematisch abgetötet.
Schule, Uni, berufliche Bildung – sie machen aus dem spielerischen "Kann" des Lernens ein erbarmungsloses "Muss". An die Stelle von Begeisterung tritt der Zwang, an die Stelle von Neugier die Angst vor dem Versagen. Der Leistungsdruck erledigt den Rest: Wo einst Lust war, ist nun Last.
Gen Z will, dass Lernen wieder Spaß macht – checkst du
Und dann ist da die Generation Z. Sie erlebt hautnah, wie der Ernst des Lernens jede Freude verschluckt, und weigert sich, das einfach hinzunehmen. Und was tut die Gen Z, wenn sie etwas an den gesellschaftlichen Verhältnissen verändern möchte? Sie startet einen Trend, der unbewusst zum Protest der jungen Generation wird.
Wenn man auf Tiktok also "Personal Curriculum" eingibt, findet man genau das: Hunderte aktuelle Videos davon, wie junge Menschen sich einen eigenen Lernplan erstellen. Das Konzept ist an sich nichts Neues, doch der Trend belebt etwas Besonderes wieder: die Freude am Lernen.
Das Ziel: Lernen ohne Zwang, ohne, dass es "etwas bringt" im Hamsterrad der Leistungsgesellschaft. Da stehen dann neben der Aufgabe, den Erfolg von Weltstar Taylor Swift zu analysieren, auch das Lernziel, herauszufinden, wie Frauen finanziell unabhängig sein können.
Aber auch eine klassische Leseliste darf in das "Personal Curriculum":
Oder neue Hobbys, wie Blumen zu binden oder zu lernen, wie man eigentlich töpfert:
Lernen im "Personal Curriculum" wird also weiter gefasst: Der Neugier nachgehen ist das Ziel, als fast kindliche Erfahrung. Sich in einer Zeit, die alles in Effizienz bemisst, bewusst aus dieser Bemessung herauszuziehen. Und etwas nur für sich zu tun.
Tiktok-Trend: "Personal Curriculum" in der Leistungsgesellschaft
Nun, man könnte jetzt sagen: Wenn die Gen Z das nur für sich tut, warum teilt sie das dann alles auf Social Media? Ist das dann nicht auch schon eine Art des "Beweisens" der eigenen "Leistung", wie eine Challenge?
Und da ist sicherlich etwas dran. Denn so ein Trend kann auch Druck machen, dass man als Teil der Gen Z jetzt mit auf den Zug aufspringen muss.
Doch eigentlich ist es ja schön zu lernen. Und da kann der Trend nun mal inspirieren und motivieren. Wer damit Schwierigkeiten hat, kann auf Social Media um Hilfe fragen...
... und siehe da: Dutzende Vorschläge, wie es klappen könnte, mit dem "Personal Curriculum". Ganz ohne Druck, erklären die meisten. Ein:e User:in schreibt: "Ich finde immer, dass Perfektionismus es einem kaputt macht".
Am Ende ist das "Personal Curriculum" also vielleicht nicht ein revolutionärer Akt gegen die Leistungsgesellschaft an sich. Aber doch ist er eine radikale Geste der Selbstfürsorge, um eben in diesem ermüdenden System noch Kraft für das Morgen zu finden. Und davon können alle Generationen profitieren, nicht nur die Gen Z.