Es gab mal eine Zeit, in der ich richtig stolz auf meine Brüste war. Ich hatte eine schöne Oberweite, die zu meinem Körper passte. Blöd nur, dass sich das alles mit dem Älterwerden verändert. Und durch die Schwangerschaft. Und durch das Stillen sowieso. Sie bleiben eben nicht immer so "perfekt" wie mit Anfang 20.
Es war unvermeidbar – und hat sich angefühlt wie eine zweite Pubertät. Nur, dass die Veränderungen nicht so nice sind wie damals, wenn ihr mich fragt.
Trotz Liebe-deinen-Körper-wie-er-ist-Bewegung. So easy ist es halt auch nicht, wenn die Komplexe mal mehr und mal weniger stark an einem nagen. Besonders, wenn es um Sex geht.
Je länger ich stillte, desto weniger schön fand ich meine Brüste. Abgesehen davon, dass sie während der Stillzeit sowieso gefühlt ständig weh taten. Wenn mein Kleiner nicht gerade getrunken hatte, waren sie super prall.
Die Folge: Schwangerschaftsstreifen und nicht mehr so straffe Brüste.
So sehr ich es geliebt habe, meinen Sohn zu stillen: Ein Blick in den Spiegel kann unter solchen Umständen trotz all der guten Mantras verunsichern. Vor allem, wenn die Veränderungen so schnell kommen – Schwangerschaft und Stillzeit sei Dank.
Dass sich Heidi Klum und überhaupt gefühlt alle Weltstars nur ein paar Monate nach der Geburt in perfekt trainiertem Body zeigen, hilft nicht gerade dabei, sich besser zu fühlen. Auch, wenn natürlich klar sein sollte, dass da vielleicht bei der einen oder anderen etwas nachgeholfen wurde und es als Star natürlich einfacher ist.
Als Durchschnitts-Mom kann man sich eben nicht so schnell und so viel "Hilfe" – egal ob in Form von Operationen, Personal Trainer, Babysitter und Köch:innen – beschaffen wie mit Millionen auf dem Konto. Außerdem ist nach der Geburt für uns "Normalos" erstmal vieles andere wichtiger als in Shape zu sein.
Ich konzentrierte mich damals ganz auf mein Baby, habe meinen Sohn ein Jahr lang gestillt. Das Stillen stärkt die Bindung zum Baby, nicht aber das Bindegewebe der Brüste. Bei mir hat diese Zeit ihre Spuren an meinen Brüsten hinterlassen. Spuren, die geblieben sind. Sie liegen jetzt deutlich tiefer als vorher. Und als würde das nicht eh schon reichen, zieren auch Schwangerschaftsstreifen meine Brüste und Schenkel. Und das, obwohl ich eine echt junge Mom bin.
Eine junge Mutter mit Hängebrüsten und Dehnungsstreifen.
Na toll. Als wäre das Jonglieren zwischen Mama-Alltag, Arbeit und Freizeit nicht schon genug, kommen auch noch Komplexe dazu. Als Single-Mama können die ganz schön verunsichern. Vor allem, wenn man sich das erste Mal vor einer neuen Person auszieht.
Wo ich früher stolz auf meine ansehnliche Körbchengröße war, beneide ich jetzt heimlich alle Mamas mit kleinerem Busen, der dafür ordentlich in Form ist.
Trotzdem, ich nahm mir vor, mich nicht verunsichern zu lassen, wenn ich einen interessanten Mann kennenlerne. Nein, ich würde nicht einfach meinen BH anlassen. Und nein, ich würde mir nicht ständig Gedanken machen. Das nahm ich mir fest vor.
Leichter gesagt als getan.
Als es so weit war, hatte ich ganz schön Respekt davor. Nicht nur, dass mein letztes Mal schon lange her war. Ich machte mir auch Sorgen darüber, wie mein Objekt der Begierde darauf reagieren würde.
Umso überraschter war ich, als wir dann Sex hatten. Nach anfänglicher Verunsicherung war dann plötzlich alles egal. Da war nur noch er, ich und die Liebe zwischen uns. Ohne irgendeine blöde oder verletzende Reaktion, die mir meine Ängste prophezeit hatten. Im Gegenteil. Er war verrückt nach mir. Auch ohne makellosen Körper. Ich habe gelernt: Schönheit lässt sich nicht auf einzelne Körperteile und erst recht nicht nur auf den Body reduzieren.
Wirklich.
Das ist jetzt einige Jahre her und ich muss sagen, dass ich jetzt – mit Ende 20 – noch einmal deutlich entspannter geworden bin. Und hey, auch wenn mein Body nicht mehr perfekt ist, so bin ich trotzdem stolz auf mich. Schließlich ist niemand makellos. Außerdem weiß ich ja, woher die Veränderungen kommen: von der puren Liebe zu meinem Kleinen.