Am Wochenende steigt auf der Hamburger Messe erstmals die Polaris-Convention. Bis zu 30.000 Spiele-Verrückte werden sich dann auf dem Messegelände tummeln und ihre Lieblingsspiele zelebrieren, während Entwickler und E-Sportler den Anlass nutzen, sich zu präsentieren. Besonderen Wert legen die Veranstalter im ersten Jahr auf den Austausch mit Streamern und "Content-Creators".
"Wir haben über 50 Creators bisher schon angekündigt, die sich hier mit ihren Communitys treffen wollen", verkündet Initiator Wolf Lang stolz. Über eine spezielle Streaming-Area und mobile Kameras soll die Live-Übertragung vor und nach der Bühnenshow so einfach wie möglich gemacht werden.
Mit dabei sind auch einige der prominentesten Streamerinnen Deutschlands, unter anderem Lara Loft und StarletNova. Wie die Unternehmens- und Strategieberatung Accenture letztes Jahr in einer Studie herausfand, sind rund 46 Prozent aller Gamer in Deutschland mittlerweile Frauen, das spiegelt sich natürlich auch auf dem Live-Streaming-Videoportal Twitch wider.
"Vor drei, vier Jahren war die Streamer-Landschaft noch immer größtenteils Herrenrunde", erinnert sich Lang. "Das ist inzwischen schon cooler geworden und sehr viel realistischer, wie auch die Gesellschaft aussieht", freut er sich.
Zu den reichweitenstärksten Streamerinnen in Deutschland gehört auch JenNyan. Die 27-Jährige streamt seit 2016, inzwischen hat sie über 130.000 Follower:innen auf Twitch. Doch Jen geht es nicht nur um Gaming. Auf ihrem Twitch-Kanal, auf dem sie Spiele aus diversen Genres zockt, will sie "von dem ganzen alltäglichen Mist da draußen ablenken" und vor allem einen Safe Space kreieren.
Das ist in der Gaming-Branche leider nicht immer selbstverständlich: Sexismus ist für Frauen im Gaming ein Problem. Mit sexistischen Kommentaren wird auch Jen selbst regelmäßig konfrontiert. "Wenn User zum ersten Mal schreiben, dann kommt häufig auch mal ein Spruch wie 'Mach mir mal ein Sandwich'", verrät sie. Trotzdem betont Jen, dass die positiven Interaktionen mit ihren Fans deutlich überwiegen.
Ernsthaft abgeschreckt hätten sie die negativen Kommentare nie. "Am Anfang hat es mich schon ein bisschen angegriffen, aber mittlerweile ist es für mich total irrelevant geworden. Da habe ich ein dickes Fell."
Doch auch in der Gaming-Szene ist – nach diversen Diskriminierungs- und Missbrauchsskandalen bei verschiedenen prominenten Spieleentwicklern – mittlerweile der Punkt gekommen, an dem sich die gesamte Branche genau im Spiegel ansehen muss. "Die Szene befindet sich aktuell in einem krassen Wandel", findet auch JenNyan. "Ich würde sagen, es geht schon in eine positive Richtung." Auf der Messe am Wochenende erwartet sie ein bunt gemischtes Publikum.
Neben einer Chance auf ein Selfie mit dem jeweiligen Influencer der Wahl, einem Bühnenprogramm und reichlich Gelegenheiten zum Selber-Zocken, bietet die Polaris aber auch ein Gaming-Experiment: In einer eigens kreierten App können sich die Besucher:innen einen Avatar erstellen, überall auf der Messe QR-Codes einscannen, dadurch Punkte sammeln und am Ende von verschiedenen Ausstellern Merchandise gewinnen. Die Convention versucht sich also als erste "spielbare Messe".
Natürlich werden auch etliche Entwickler:innen mit einem Stand Präsenz zeigen. Initiator Lang freut sich wohl am meisten auf den Auftritt von Nintendo. "Ich wollte als Kind mal auf eine Messe gehen. Um irgendwo Nintendo zu sehen, hätte ich damals aber nach Berlin fahren müssen. Jetzt, 30 Jahre später, ist Nintendo endlich hier in Hamburg, wo ich nun mit meinem Sohn Kirby spielen kann."