Vor allem in größeren Freundeskreisen kommt man immer wieder in Schwierigkeiten, wenn man ein gemeinsames Event über digitale Wege plant. Der eine hat kein Whatsapp, die andere kein Signal und die dritte Person nutzt sowieso seit Jahren nur noch Threema.
Was mitunter dazu geführt hat, dass eine Person die Verantwortung übernimmt und im schlimmsten Fall ganz altmodisch zum Telefonhörer greift, soll im nächsten Jahr endgültig der Vergangenheit angehören. Denn im Zuge des Digital Markets Act arbeitet Whatsapp offenbar an einer grundlegenden Veränderung, die eine Kommunikation über verschiedene Messenger hinweg ermöglichen könnte.
In der jüngsten Betaversion von Whatsapp zeigt sich laut der Plattform "WABetainfo" ein neuer Reiter mit der Aufschrift "Third-party chats". Aktuell erscheint beim Klicken auf den zusätzlichen Bildschirm allerdings nur Leere, berichten die Tester:innen.
Wird das Feature weiter ausgebaut, können Nutzer:innen von Whatsapp allerdings auf eine nahtlose Kommunikation mit Kontakten anderer Messenger hoffen. Entsprechend könnten Nachrichten etwa aus Signal oder Telegram künftig auch in Whatsapp gelesen und beantwortet werden.
Diese sogenannte Interoperabilität ist Teil des Digital Markets Act der Europäischen Union, der die Marktmacht von großen Internet-Unternehmen in Europa eingrenzen und die Rechte der Verbraucher:innen stärken soll. Betroffen von dem neuen Gesetz sind jene Apps und Dienste, die mehr als 45 Millionen aktive Nutzer:innen im Monat aufweisen. Die EU bezeichnet sie als "Gatekeeper".
Entsprechend hat auch der Meta-Konzern mit seinen Messengerdiensten Whatsapp und Messenger mehrere Forderungen zu erfüllen. Die Umsetzung der Interoperabilität muss bis März 2024 vollzogen sein.
Problematisch scheint zum jetzigen Zeitpunkt vor allem die Sicherstellung der abhörsicheren Kommunikation trotz App-übergreifenden Chats. Technische Details zu Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind laut "WABetainfo" noch nicht einsehbar und könnten die Entwickler:innen vor Herausforderungen stellen.
Ziel der umfassenden EU-Vorgaben ist vor allem, auch kleineren Tech-Unternehmen den Einstieg zu ermöglichen und einen fairen Wettbewerb auf dem digitalen Markt sicherzustellen. Bei Verstößen müssen Unternehmen mit einer Geldstrafe von bis zu zehn Prozent ihres Jahresumsatzes rechnen.
Welche Dienste konkret welche Vorgaben erfüllen müssen, hat ebenfalls die Europäische Kommission in der vergangenen Woche festgelegt. Neben Meta sind auch Apple, Amazon und Googles Mutterkonzern Alphabet an mehrere Vorgaben gebunden – allerdings nur für ihre Produkte auf dem europäischen Markt.