Zwischen Gender-Reveal-Partys und registrierten Geschenklisten ist die moderne Hochzeit längst irgendwo zwischen Theaterstück und Tabellenkalkulation gelandet. Jen Glantz sorgt dafür, dass im Idealfall beides zusammenkommt und es trotzdem nicht so klingt, als hätte ChatGPT ein Abo bei "Herzblatt".
Seit 2014 verdient Glantz ihr Geld mit dem, was andere Freundinnen notgedrungen am Rande erledigen: Sie ist professionelle Brautjungfer. Genauer: Gründerin von Bridesmaid for Hire. Gestartet mit einer Anzeige auf Craigslist, die in 48 Stunden über 250 Anfragen bekam.
Heute bietet Glantz nicht nur emotionale Unterstützung auf der Tanzfläche, sondern auch ein ganzes Arsenal digitaler Tools, um Hochzeiten effizienter, billiger und im besten Fall auch emotionaler zu gestalten.
Im Interview mit CNN erklärt Glantz, wie genau sie Künstliche Intelligenz in ihr Geschäftsmodell integriert hat. Eheversprechen, Reden, sogar Menüvorschläge entstehen heute mithilfe maßgeschneiderter Chatbots.
"Nicht jeder ist ein guter Schreiber", sagt sie, "aber jeder hat die Emotionen in sich". Einen Profi zu engagieren, koste schnell Tausende Dollar, KI mache das Ganze viel erschwinglicher.
Doch einfach irgendeinen Bot anzuschmeißen, das reiche nicht. "Das Problem bei genereller KI ist: Man weiß nicht, was man ihr sagen soll, oder welche Fragen man stellen muss", sagt Glantz. Ihre Lösung: Tools, die strukturierte Fragen stellen und so die richtigen Informationen herauskitzeln.
Zum Beispiel: Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie hat sich eure Beziehung entwickelt? Oder: Was wünscht ihr euch für die Zukunft? Erst so entstehe ein persönlicher, authentischer Text.
Die Software sei auf Basis "von hunderten Reden und Gelübden trainiert, die ich in den letzten zehn Jahren geschrieben habe", erklärt Glantz. Deshalb klängen die Ergebnisse nicht nur professionell, sondern auch "mit Herz und Persönlichkeit".
Aber wie menschlich kann ein von KI mitverfasstes Gelübde wirklich sein? "Wir alle wollen, dass andere Menschen fühlen, was wir fühlen, wenn wir unsere Worte lesen", sagt Glantz. "Roboter können das noch nicht wirklich. Aber wenn ein Mensch mit KI-Tools zusammenarbeitet, klingen die Gelübde menschlicher, natürlicher – und die Emotionen kommen wirklich durch."
Auf ihrer Website verspricht Glantz eine regelrechte Rundum-Beglückung für Heiratswillige: über hundert digitale Tools, darunter ein "Gelübde-Erstellungstool", ein "Hochzeitsbudget-Rechner" oder ein "Farbpaletten-Generator". Auch Trauzeugenreden, Sitzpläne und Flitterwochenprogramme lassen sich per Mausklick generieren.
Dazu gibt es eine 24/7-Hotline – für Notfälle auf emotionaler oder logistischer Ebene. "Das ist die einzige Möglichkeit, wie man das Ganze machen kann, ohne Tausende Dollar auszugeben", sagt Glantz bei CNN. "So ist es für alle zugänglich."
Glantz schreibt auf ihrer Website, sie sei fasziniert von Fremden und wolle, "dass sie sich in dieser Welt weniger allein fühlen". Ihre Arbeit möchte sie nicht nur als Business versteht wissen, sondern als eine Form von Nähe in einem durchorganisierten Lebensabschnittsritual.
Natürlich hat auch Glantz Grenzen. In einem Punkt sei der Einsatz von KI heikel. "Wenn ich ein schwieriges Gespräch mit meinem Partner hätte oder eine bestimmte Art von Therapie bräuchte, dann könnte KI gefährlich sein, weil sie dir manchmal genau das sagt, was du hören willst", warnt sie. Besonders im Bereich psychischer Gesundheit sei Vorsicht geboten: "Da würde ich die Finger von lassen." Die Ehe mag mit einem Prompt beginnen – der Beziehungsalltag bleibt Handarbeit.