Transparenzhinweis
Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.
"Leute, UV-Index war heute bei acht und ich hoffe, Ihr wart alle draußen, euch bräunen!": Mit solchen Aussagen sammeln Tiktoker:innen derzeit Klicks, Likes und Sonnenbrand. Das Prinzip ist so einfach wie gefährlich: je höher der UV-Index, desto besser zum Bräunen.
Sonnencreme? Höchstens als After-Sun-Pflege. Eincremen sei "uncool", sagt eine Userin aus Essen, die sich selbst als "total verkokelt" beschreibt und das als Kompliment meint.
Damit steht sie nicht allein: Unter dem Hashtag #highuvtanning verbreitet sich derzeit auf Tiktok ein Trend, bei dem sich junge Menschen bewusst der stärksten Mittagssonne aussetzen – nicht trotz, sondern wegen eines hohen UV-Index.
Ärzt:innen wie Dr. Ose Rademacher vom Katholischen Klinikum Bochum zeigen sich "entsetzt": "Ich dachte, wir wären längst weiter", sagt sie der "WAZ". Der UV-Index, erklärt sie, sei ein internationales Warnsystem – kein Bräunungsrechner. Doch genau so wird er auf TikTok benutzt.
Eigentlich soll der UV-Index vor zu hoher Sonnenstrahlung schützen. Die Skala reicht von eins (gering) bis elf (extrem) – und ist offen nach oben. Schon ab einem Wert von acht ist laut WHO besondere Vorsicht geboten. Doch online wird der Index zur Challenge umfunktioniert: Wer sich bei UV neun am intensivsten bräunt, hat gewonnen.
"Checking the UV" nennen das Tiktok-User:innen – eine Praxis, die bei Hautärzt:innen Alarm auslöst. Die Plattform "Kosmetik Transparent" warnt: Der UV-Index sei als Schutzindikator gedacht. Wer sich bei Höchstwerten ungeschützt in die Sonne legt, riskiere nicht nur Sonnenbrand, sondern langfristige Schäden bis hin zu Hautkrebs und im schlimmsten Fall infolgedessen den Tod.
"Der Krebs kommt später", sagt Dr. Rademacher. Jede Minute ungeschützter UV-Exposition zahlt aufs persönliche Hautkrebs-Konto ein. Besonders fatal: In der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ist Hautkrebs bereits die dritthäufigste Todesursache. Dennoch kursieren auf Tiktok massenhaft Videos, in denen Jugendliche ihre gebräunten Körper feiern, als Zeichen für Attraktivität und Gruppenzugehörigkeit.
"Braun zu sein ist mittlerweile wieder ein Schönheitsideal", erklärt etwa die 18-jährige Maria in der "WAZ". Sie kennt viele, die den Trend mitmachen: "Jeder Zweite macht das, weil man dadurch schneller braun wird." Die Infos kommen über Social Media direkt aufs Smartphone – als Repost, Feed-Empfehlung oder Nachricht von Freund:innen. Dass ein Sonnenbrand dabei oft der erste Schritt zur gewünschten Farbe ist? Nebensache.
Einige Tiktoker:innen packen ihre "Tanning Bags" vor der Kamera aus: Bikini, Bräunungsöl, Wasserspray – und bestenfalls noch eine Tube Sonnencreme mit Selbstbräuner. Die Creme ist dabei oft weniger Schutz als Stylingprodukt.
Für Dermatolog:innen wie Rademacher ist das ein Rückschritt um Jahrzehnte: "Wir waren so froh, als 2009 Minderjährigen der Zugang zu Solarien verboten wurde. Und jetzt das …".
Auch "Kosmetik Transparent" warnt eindringlich: Bräune ist kein Zeichen von Gesundheit, sondern ein Hinweis darauf, dass die Haut bereits geschädigt wurde.
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Melanin wird nur produziert, wenn der Körper sich schützen muss – ein Hilfeschrei. Wer täglich bei UV-Index acht oder neun in der Sonne liegt, altert schneller, bekommt Pigmentflecken und riskiert im schlimmsten Fall ein Melanom.
Wie also kann man sich und andere schützen – ohne gleich zum Spaßverderber zu werden? Expert:innen empfehlen einfache, aber konsequente Maßnahmen:
Dr. Rademacher rät zusätzlich bei Vitamin-D-Mangel nicht zum Sonnenbad, sondern zu Tabletten: "Es ist sehr viel gesünder, eine Kapsel zu nehmen, als sich bei UV-Index acht stundenlang an den Strand zu legen."
In der Bochumer Klinik sieht sie täglich die Folgen – und fordert gemeinsam mit der Barmer Krankenkasse mehr Prävention. Auch "Kosmetik Transparent" betont: Die Verantwortung liege nicht nur bei Eltern und Schulen, sondern auch bei Plattformen wie Tiktok, die großen Einfluss nehmen können.
Der UV-Index ist kein Witz. Keine Challenge. Kein Schönheitsfilter. Sondern ein Warnsystem – vor einem Risiko, das man erst Jahre später sieht. Wer heute ungeschützt in die Sonne geht, zahlt morgen vielleicht mit dem eigenen Leben.