Jedes Jahr ein bisschen früher zeigt der "Earth Overshoot Day", wie sehr die Menschheit über die Verhältnisse der Erde lebt. In Deutschland fand der Tag, der den Überbedarf an Ressourcen markiert, dieses Jahr bereits am 2. Mai statt, früher als je zuvor.
Besonders in Sachen Lebensmittel verhalten sich viele sehr verschwenderisch. Laut dem Ernährungsministerium werden in Deutschland jedes Jahr rund elf Millionen Tonnen Essen und Trinken weggeworfen. Statt an der Tafel oder bei glücklichen Zweitabnehmern, wie es die App "Too good to go" ermöglicht, landet dabei viel Genießbares einfach im Mülleimer.
Genau hier setzt eine neue App an. Die Innovation aus Australien identifiziert die Qualität von Milch – dabei müssen Nutzer:innen die Verpackung nicht einmal öffnen.
Das Team aus Forschern und Ingenieuren der University of New South Wales hat sich dabei die Vibrationsfunktion des Smartphones zu Nutze gemacht. Mit einem simplen Summen kann die App nämlich feststellen, ob Milch im Karton noch genießbar oder bereits verdorben ist.
Den Wissenschaftler um Projektleiter Wen Hu gelang es, die Standardfunktion für Benachrichtigungen im Rahmen der App Vibmilk in einen Frischedetektor zu verwandeln. Dabei gibt das Telefon eine Vibration ab und empfängt mit seinen Sensoren das reflektierte Signal. Anhand der Schwingungsreaktion bemisst Vibmilk schließlich den pH-Wert des Inhalts.
Hilfreich ist dabei die Biomechanik. Denn wenn Milch verdirbt, verändert sich die physikalische Struktur – sprich: Sie wird fester. User:innen der App werden nicht nur darüber aufgeklärt, ob die Milch vergoren ist. Der Algorithmus kann zwischen 23 verschiedenen Frischestufen vom pH-Wert 6,6 (frisch) bis 4,4 (verdorben) unterscheiden.
Am nützlichsten sind diese präzisen Einteilungen natürlich nicht, wenn die Milch frisch aus dem Supermarkt kommt. Interessant wird es vor allem, wenn die Milch schon ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat. Denn in der Regel gehen Lebensmittelproduzenten auf Nummer sicher und begrenzen die Garantiezeit vor dem eigentlichen Verderben von Waren.
Dabei nutzt die App die inertiale Messeinheit (IMU) wie eine Fledermaus auf der Suche nach Nahrung: mithilfe von Schwingungen und deren Rückkopplung. Getestet wurde die neue Applikation zunächst nur auf Smartphones mit Android-Betriebssystem.
Sechs verschiedene Modelle können die App nach erstem Stand erfolgreich verwenden, darunter sind das Google Pixel 5 und 6 sowie das Samsung Galaxy S22 und eines der Vorgängermodelle, das Galaxy 21 FE.
Vorerst müssen sich Smartphone-User:innen aber noch gedulden. Denn obwohl die Tests eine durchschnittliche Genauigkeit von 98,35 Prozent demonstrierten, wurde die App bisher nur in klinischer Laborumgebung getestet.