
Der erste Impfschutz gegen Polio wird meist im Säuglingsalter aufgebaut. Bild: imago stock&people / Science Photo Library
Exklusiv
06.12.2024, 14:5606.12.2024, 14:56
Aktuell häufen sich die Meldungen von nachgewiesenen Polioviren in Klärwasser. In sieben deutschen Städten werden regelmäßig entsprechende Tests durchgeführt – und in allen sieben Städten wurden die Viren nachgewiesen. Betroffen sind demnach Mainz, Hamburg, Dresden, Düsseldorf, Köln, Bonn und München.
Bei den entdeckten Erregern handelt es sich nicht um den Wildtyp des Poliovirus, sondern um Viren, die auf die orale Polio-Schluckimpfung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückzuführen sind.
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Polio: Heilung nach wie vor nicht möglich
Polioviren, verantwortlich für die Kinderlähmung, sind hochansteckend. Der Erreger wird über Schmierinfektionen, verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen. Erste Symptome sind Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen, Nackensteifigkeit und Gliederschmerzen.
Etwa vier bis fünf Prozent der Betroffenen entwickeln laut Robert Koch-Institut jedoch eine Hirnhautentzündung, schreibt die "Tagesschau". Bei 0,1 bis 1 Prozent zeigt sich mit Lähmungen die schwerste Form der Kinderlähmung. Das bedeutet bleibende, schlaffe Lähmungen der Arm- oder Beinmuskulatur, schlimmstenfalls auch der Sprech-, Schluck- oder Atemmuskulatur. Von den Betroffenen sterben fünf bis zehn Prozent, weil ihre Atemmuskulatur gelähmt wird. Eine Heilung von Polio ist nach wie vor nicht möglich.
Watson hat deswegen bei dem Epidemiologen und Professor für internationale Not- und Katastrophenhilfe Timo Ulrichs nach einer Einschätzung der Lage gefragt.
Watson: Besteht eine akute Bedrohung durch das vermehrte Aufkommen der Viren?
Timo Ulrichs: Nein. Die Polioimpfquote bei Kindern in Deutschland liegt bei 90 Prozent. Hier besteht ein sehr guter Impfschutz und auch eine Herdenimmunität. Außerdem wurde in den Abwässern ja nicht das Wildtyp-Poliovirus gefunden, sondern der abgeschwächte Impfstamm, der früher für Schluckimpfungen verwendet wurde. Dabei handelt es sich um eine Lebendimpfung, die in seltenen Fällen auch mit einer leichten Erkrankung einhergehen kann. Schluckimpfungen werden in anderen Teilen der Welt noch angewendet. In Deutschland wird hingegen der inaktivierte Polioimpfstoff verwendet.
Gibt es eine Vermutung, warum immer mehr Viren im Abwasser auftauchen und woher diese stammen?
Ulrichs: Es könnte sich um importierte Polioimpfstämme handeln oder aber um Ansteckungen mit dem Lebendimpfstoff, der dann innerhalb von Deutschland unbemerkt weitergegeben wird.
Muss man aktuell auf etwas bestimmtes achten, um sich zu schützen?
Ulrichs: Der Polioimpfstammfund in Abwässern könnte Anlass geben, mal den eigenen Impfstatus und den der Kinder zu überprüfen: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt drei Impfungen im Kindesalter und eine Auffrischung im Jugendalter. Auffrischimpfungen mit Kombinationsimpfstoffen im Erwachsenenalter sind möglich und sinnvoll.
Polio gilt als allgemein so gut wie ausgerottet. Warum wurden die Abwässer überhaupt darauf geprüft?
Ulrichs: Dass man die Impfstammpolioviren überhaupt im Abwasser gefunden hat, hängt mit den verstärkten Kontrollen zusammen, von denen wir während der Corona-Pandemie gelernt haben, dass sie sehr gut als Frühwarnsystem funktionieren. Weitere Befunde aus Abwässern deutscher Großstädte geben zudem Aufschluss über Medikamenten- und auch Drogenkonsum. Es lohnt sich also, hier regelmäßig zu testen.
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