"Ich bin heute Abend mit den Mädels unterwegs – hab ich das nicht erzählt?!" Oder auch: "Leon und ich fahren im August zwei Wochen nach Kreta. Wir können gern etwas im Oktober planen." Oder auch: "Ich habe mich heute nach Köln beworben, wollte mal gucken, wie meine Chancen dort sind."
Wenn dir bei einem dieser Sätze schon die Augenbraue zuckt, dann vielleicht, weil dir das Gefühl bekannt ist, das sich einstellt, wenn die Lieblingsperson einem immer nur vollendete Tatsachen, statt Mitspracherecht serviert.
Was steckt dahinter, wenn dein:e Partner:in dich einfach nicht in seine oder ihre Pläne einbezieht? Darf man zu Recht wütend sein? Oder ist es zu tatsächlich viel verlangt, alles miteinander abzusprechen?
Wir fragten bei Nina Grimm nach. Sie ist Familienpsychologin und Bestsellerautorin, lebt und arbeitet von Freiburg aus und geht dabei gerne Paar-Dynamiken auf den Grund.
Sie rät, sich in diesem Fall weniger auf den Anderen zu konzentrieren, sondern erst einmal in sich selbst hineinzuschauen. Denn: Die Beweggründe, Entscheidungen alleine zu fällen, können zahlreich sein.
Vielleicht war das Timing mies ("Es gab nur noch ein Konzertticket und du bist nicht ans Telefon gegangen!") oder es herrschte Gedankenlosigkeit ("Sorry. Ich wusste nicht, dass du was geplant hattest..."), manchmal steckt auch Lieblosigkeit dahinter ("Du klammerst. Es nervt.").
Doch egal, was dahintersteckt – entscheidend ist, was es in dir auslöst. "Bei solchen Themen gilt generell: Zuallererst prüfen, was es mit dir macht", sagt Nina Grimm daher: "Welches Gefühl wird dadurch in dir ausgelöst?"
Enttäuschung, weil du andere Pläne hattest? Wut, weil du dich ungehört fühlst? Traurigkeit, weil du nicht alleine sein magst? Finde das heraus, "um dich dann als Nächstes zu fragen: Was ist mein Wunsch? Was möchte ich konkret von meinem Partner?", rät die Expertin.
Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob du nur genervt bist, weil du deine Wochenenden gerne rechtzeitig planst oder zutiefst verunsichert, weil deine Beziehung nicht zukunftsfähig scheint.
Menschen haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Absprachen in Beziehungen zu laufen haben. Daher kommt ihr nicht umhin, darüber zu sprechen, wie das bei euch laufen sollte.
Müssen alle Verabredungen vorher miteinander besprochen werden? Hat die Partnerschaft ein Urlaubs-Vorplanungsrecht? Sollte spontanes Arbeiten am Wochenende abgestimmt werden?
Oder reicht es, sich gegenseitig zu informieren, solange es nicht um zukunftsrelevante Themen geht? Vielleicht besteht zwischen euch beiden einfach Unklarheit.
Es sei wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu definieren, um damit dann, "möglichst frei und ohne Vorwurf auf den Partner zuzugehen", um offen mitzuteilen, was man sich wünsche, sagt Nina Grimm und erläutert es an einem konkreten Beispiel:
Klingt gar nicht mal so schwierig und dreimal besser als stiller Groll. In einer gesunden Partnerschaft sollte nun Klarheit darüber bestehen, wann es nötig ist, vor Entscheidungen zu sprechen.
Wenn sich dennoch nichts ändert und deine Bedürfnisse nicht beachtet werden, bleibt dir ja immer noch die Option: Eigene Pläne für ein Leben im Alleingang machen.