Leben
Fragen der Liebe

Dating ohne Drama: Warum Ruhe in der Liebe ein gutes Zeichen ist

Ein homosexuelles Paar genießt den ruhigen Alltag miteinander auf der Couch und kuschelt.
Ruhe Liebe Dating Paartherapie Beziehung Partnerschaft Langeweile Monotonie Alltag Pärchen
Kaffee und Kuscheln fühlt sich nicht spektakulär an, ist aber wertvolle Zweisamkeit. Bild: pexels / Ketut Subiyanto
Fragen der Liebe

Ist es okay, wenn unsere Liebe nicht aufregend ist?

23.03.2025, 11:1623.03.2025, 11:16
Mehr «Leben»

"Schmetterlinge im Bauch", ein "Feuerwerk der Gefühle", "Schweben auf Wolke Sieben" – so euphorisch wird die große Liebe in Songs und Filmen beschrieben. Wenn sich diese aber nach ein paar Monaten wieder auf dem Boden der Tatsachen befindet, mit weniger Geknalle und einem zufriedenen Bauchgefühl, stellen sich bei den Beteiligten oft Zweifel ein.

Schließlich haben wir über Jahre eingetrichtert bekommen, dass die wahre Liebe aufregend und leidenschaftlich ist wie in Hollywood. Da fühlt sich emotionale Ruhe schnell an wie: Langeweile, Ersticken, Anfang vom Ende.

Aber ist es vielleicht ganz normal, sogar gesund, wenn das Drama zwischen zwei Menschen sich legt? Ist Ruhe ein unterschätztes, gutes Zeichen in der Liebe?

Wir fragten bei Michael Witt nach. Er ist Autor ("Meine Frau hat einen Neuen – und zwar mich!") und bietet systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie in seiner Praxis in Berlin-Schöneberg an.

Michael Witt Experte Fragen der Liebe
Michael Witt ist Therapeut und Autor.Bild: privat / Mario Heller

"Zunächst einmal", sagt er, "Wenn man seine Beziehung dauerhaft vor die Wand fahren will, sollte man Hollywood-Romanzen zum Maßstab für sein Liebesglück machen. Denn an den überhöhten Idealen kann man nur scheitern."

Die unterhaltsamen und schicksalshaften Wege, die Paare auf der Leinwand zueinander führen, sind fern jeder Realität "und dummerweise enden die Filme, wenn für die Paare die eigentliche Herausforderung beginnt", sagt der Therapeut. Nämlich, wenn es darum geht "auch im Alltag zwischen Studium, Job und anderem Stress Zeit und Raum für die Partnerschaft zu finden".

Wann Ruhe in der Liebe ein gutes Zeichen ist

Dann erst beginnt im echten Leben aber die wahre Beziehungsarbeit. Und es ist oft genau dann, dass Menschen in längeren Beziehungen Zweifel entwickeln: Ist es in Ordnung, wenn wir Routinen entwickeln, kaum noch eifersüchtig sind oder beim Essen mal schweigen?

"Liebe muss kein Freizeitpark sein, wo an jeder Ecke eine neue Attraktion geboten wird."
Paartherapeut Michael Witt

"Tatsächlich kann Ruhe in Beziehungen auch ein gutes Zeichen sein", sagt Witt deutlich und führt aus:

"Es kann bedeuten, dass man sich sicher fühlen darf, dass man sich und dem Partner nicht ständig etwas beweisen muss, dass man sich in seine Partnerschaft fallen lassen kann wie in ein kuscheliges Sofa."

Die meisten Menschen wünschen sich genau dieses Gefühl, wenn sie auf Partnersuche sind. Doch kaum stellt es sich ein, wird es vorschnell als Monotonie oder Lieblosigkeit abgetan. Dabei steckt in dieser Unaufgeregtheit vor allem eine Menge Authentizität und Akzeptanz.

Der Experte erklärt: "Ich kann ganz ich selbst sein und muss für den anderen oder die andere keine besondere Rolle spielen, ich muss mich nicht verstellen." Im Alltag ist ein Nachhause-Kommen zu einer solchen Atmosphäre Gold wert.

Michael Witt mahnt deutlich vor übersteigerten Erwartungen: "Liebe muss kein Freizeitpark sein, wo an jeder Ecke eine neue Attraktion geboten wird."

Ruhe könne auch bedeuten, dass man sich "innig verbunden" und "emotional nah" ist, weiß der Therapeut aus der Praxis. Solche Paare "benötigen kein Spektakel, um sich miteinander gut zu fühlen". Ihre Beziehung sei "die ruhige Bucht, der sinnbildliche sichere Hafen".

"In einer längeren Partnerschaft muss man sich ab und zu mal einen Knallfrosch unters Sofa legen."
Paartherapeut Michael Witt

Ein Ort, an dem man einkehren kann, wenn es außerhalb der Liebesbeziehung rau wird. Wo kein zusätzliches Drama wartet, sondern eine Schulter zum Anlehnen.

Wann Ruhe in der Liebe ein schlechtes Zeichen ist

Soviel zu den Vorteilen einer ruhigen Beziehung. "Schwierig wird es allerdings, wenn Ruhe und Sicherheit dauerhaft in Langweile und Monotonie abgleiten", erläutert der Therapeut die Schattenseiten und erklärt, wann der Ruhezustand kritisch wird:

"Wenn man sich nicht mehr traut, etwas Neues auszuprobieren und mit dem oder der Partner:in nicht mehr darüber spricht, worauf man Lust hat, was man anders möchte und was einem am Herzen liegt."

Dann könne die Gefahr bestehen, "dass man in eine halb zufriedene Dauerbeziehung wegdämmert: zu fad, um wirklich schön zu sein und zu leidenschaftslos, um sich mal richtig zu streiten", warnt er.

Ein Phänomen, in dem sich Liebende nach einer Weile nur noch auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner begegnen (aka Nudeln, Netflix und sonntags Sex) oder einen Alltag entwickeln, in dem beide nur noch nebeneinanderher leben, kaum Austausch stattfindet.

Es sei dann "wichtig, dass einer von beiden den Mut hat, das auszusprechen. Und deutlich zu machen, dass man wieder mehr Lebendigkeit und Beweglichkeit möchte".

Das sei für viele Menschen "im ersten Moment ganz schön erschreckend", weiß Michael Witt, da "man sich doch so schön auf dem Sofa eingerichtet hat. Aber ohne Beweglichkeit gibt es auch keine Entwicklung – und eine Beziehung muss sich entwickeln, sonst fühlt sie sich irgendwann leblos an".

Wer diesen Mut nicht aufbringen kann, riskiert, dass sich die Beziehung totläuft und es irgendwann doch zur Trennung kommt. Es lohnt sich also, über den Schatten zu springen und ein wenig Schwung in allzu festgefahrene Routinen zu bringen.

"Oder wie eine Kollegin sagt", fasst es Michael Witt zusammen, "In einer längeren Partnerschaft muss man sich ab und zu mal einen Knallfrosch unters Sofa legen".

Das kann ein Tanzkurs sein, ein Überraschungs-Dinner im Park oder das Einladen der besten Freund:innen zum Spieleabend. Ein Seitenschritt raus aus dem Trott reicht zuweilen, um die Liebe in Bewegung zu halten. "Und wenn man solche Momente als Paar gut miteinander gestaltet – dann kann man sich auch wieder ruhig hinlegen", schließt der Experte das Thema ab.

Supermarkt: Discounter senken Orangensaft-Preise
Orangensaft wird endlich günstiger, zumindest bei drei beliebten Supermarkt-Ketten. Damit könnten die Discounter einen Trend lostreten.

Die Deutschen lieben ihren Orangensaft, sehr sogar. Pro Kopf zogen sie im vergangenen Jahr 6,8 Liter weg. Das entspricht nach aktueller Preislage einem kleinen Vermögen. Schlechte Ernten und Lieferengpässe trieben die Produktionskosten, teils folgten Aufschläge von mehr als 60 Prozent.

Zur Story