
So guckt einer, der nicht fassen kann, dass gerade über einen Topfdeckel debattiert wird. Bild: iStockphoto / LuckyBusiness / getty images
Fragen der Liebe
26.01.2025, 10:0426.01.2025, 10:04
Es sind manchmal nicht einmal attraktive Kolleg:innen oder schnarchige Sex-Sessions, die einer Beziehung den Todesstoß geben, sondern viel profanere Dinge: Die Art, wie jemand die Geschirrspülmaschine einräumt, zum Beispiel. Sockenknödel neben dem Bett. Lange Haare, die den Abfluss verstopfen.
In fast jeder Partnerschaft, die sich Bett, Bad und Küche teilt, knallt es früher oder später, weil sich die Auffassungen von Ordnung und Sauberkeit zweier Menschen unterscheiden oder Aufgaben nicht fair verteilt sind.
"Haushalt und Ordnung sind zwei der Hauptstreitpunkte vieler Paare."
Paartherapeutin Birgit Fehst
Dieses Dilemma kann in einem reinigenden Gewitter enden, einem durchdachten Haushaltsplan oder Trillionen passiv-aggressiver Spitzen, die den Alltag einrahmen.
Kann der Haushalt als Streitthema sogar die Liebe zerstören?
Watson sprach darüber mit Birgit Fehst. Die Buchautorin ("Harte Wahrheiten") studierte Psychologie und arbeitet heute als Paar- und Sexualtherapeutin in Berlin.
Unterschiedliche Sauberkeits-Bedürfnisse können heikel werden
Sie tröstet erst einmal: "Über den Haushalt streiten viele." Sauberkeit und Ordnung seien "sogar zwei der Hauptstreitpunkte vieler Paare", weiß sie aus der Praxis.
Mag also sein, dass es kleinlich oder unromantisch ist, sich über Saucenspritzer und Pfandflaschenberge zu ärgern, aber zumindest ungewöhnlich ist es nicht. Wie ernst das Ganze zu nehmen ist, hänge von den "Ausprägungen" ab, sagt Fehst weiter.
"Um was geht es wirklich?"
Paartherapeutin Birgit Fehst
Denn Extreme, die zusammenwohnen, können sich tatsächlich langfristig unglücklich machen. Sie führt aus:
"Wenn eine ganz schöne Chaotin mit einem krassen Erbsenzähler zusammen ist, wird es schwierig. Alles dazwischen kann man hinkriegen."
Ein Haushaltsplan oder Personal wäre eine sachliche Lösung
Nehmen wir also an, wir sprechen nicht über eine Minimalistin, die einen Sammler liebt oder einen Hygienefreak, der sich in eine Chaotin verguckt, sondern über Ordnungsempfinden im Mainstream-Spektrum. Dann sollte eine Partnerschaft die kleinen Reibereien aushalten – wenn nötig, mit ein paar Tricks.
"Ihr braucht genaue Absprachen", sagt Birgit Fehst. Setzt euch zusammen: Was sollte regelmäßig gemacht werden und wann? Kümmert ihr euch abwechselnd um den Haushalt oder übernimmt jede:r eigene Aufgabenbereiche, für die er oder sie dann immer verantwortlich ist, beispielsweise Bad, Küche, Müll, Wäsche?
"Der, der mehr Haushalt will, muss eventuell sogar ein wenig mehr machen", mahnt die Paartherapeutin schon im Vorfeld. Wer das ungerecht findet, weil es eben nicht 50:50-Aufteilung bedeutet, sich aber nicht durchsetzen kann und auch nicht trennen will, dem rät die Psychologin alternativ zu einer pragmatischen Auslagerung des Problems: "Personal kann helfen." (Muss man sich allerdings leisten können und wollen.)
Konflikte, die hinter dem Streit um Haushalt stecken können
Im Kern ist der Haushalt ein Stolperstein, der mit sachlichen Lösungen beackert werden kann. Vorausgesetzt – und jetzt kommt der große Haken – ihr benutzt den Streit um den Haushalt nicht als Stellvertreterkrieg um Prinzipien, Werte oder darunterliegende Konflikte.
Laut der Psychologin, sei es nämlich durchaus "wichtig", sich zu fragen: "Um was geht es wirklich?" Sie erklärt:
"Geht es um den Haushalt oder ist die nicht abgewaschene Kaffeetasse nur der Auslöser, um die aufgestaute Wut hinauszulassen?"
Wenn der dreckige Teller auf dem Geschirrspüler in erster Linie nervt, weil er wie ein gezückter Mittelfinger auf deine feministischen Werte wirkt, sitzt der Konflikt tiefer.
Empfindest du die Nörgelei des Gegenübers als kontrollierend? Weinst du gerade gar nicht, weil die Butter vergessen wurde, sondern du dich um deine Eltern sorgst? All solche Gefühle wird auch eine Reinigungskraft oder ein Saugroboter nicht entfernen können.
Bevor in puncto Beziehung das Geschirrhandtuch geworfen wird, lohnt sich eine ehrliche Sicht auf die eigene Wut und ein klärendes Gespräch darüber. Hier liegt die eigentliche Beziehungsarbeit.
Der Haushalt ist nämlich ein häufiger Streitfaktor, wird aber unwichtiger, wenn Paare einander noch wirklich wohlgesonnen sind. Birgit Fehst: "Ein Trennungsgrund sollte es in den meisten Fällen jedenfalls nicht sein."
Ein Bauer aus NRW erlebte am Wochenende sein blaues Wunder: Als er morgens zu seinem Spargelfeld kam, fand er nur noch abgebrochene Stängel vor. Gegen solchen Diebstahl kann er kaum etwas tun.
Es war ein Sonntagmorgen, der für Spargelbauer Dirk Janßen aus Walbeck zum Schock wurde. Als er morgens einen besorgten Anruf von einem seiner Mitarbeiter bekam, war schnell klar: Hier war nicht nur jemand gierig – hier war jemand kriminell. 250 Kilogramm grüner Spargel waren über Nacht spurlos verschwunden.