Durch den Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise sind im Jahr 2022 sämtliche Lebensmittelpreise angestiegen. Hinzu kamen größere Streitigkeiten zwischen dem Handel und den Herstellern. CEO von Supermarkt Rewe Lionel Souque äußerte sich nun zu diesen Umständen und stellte einige Prognosen für 2023 auf.
In einem Interview mit dem "Spiegel" äußerte Lionel Souque die Befürchtung, dass die Preise im Jahr 2022 weiter ansteigen werden. Er geht dabei von einer Teuerung von mindestens fünf Prozent aus, da sich die Lebensmittelpreise etwas verzögert nach den Rohstoff- und Energiepreisen richten. Weiter betonte er:
Überrascht habe ihn dabei auch, dass einige Menschen sich bei Aktionspreisen sogar einen Buttervorrat gekauft und diesen eingefroren haben. Der Geiz sei wieder da, "aber geil finden die Leute es nicht".
Die Schuld an den steigenden Preisen liege jedoch besonders bei den Herstellern, vor allem bei einer handvoll großer Markenlieferanten. Laut Souque seien diese meist US-Unternehmen, die sich durch hohe Gewinnmargen bereichern wollen.
Diese würden sich verhalten, "als verstünden wir hier kein Englisch", berichtete Souque. So sollen sie etwa ihren Investoren eine Gewinnmarge von bis zu 30 Prozent verkündet haben. Da mache Supermarkt Rewe jedoch nicht mit:
Im Jahr 2022 sei insgesamt nur die Hälfte der von der Industrie geforderten Preiserhöhungen im Supermarkt angekommen. Laut dem Rewe-Chef sei das auch 2023 das Ziel.
Grund für diese Praxis seien die allgemein im globalen Vergleich niedrigen Lebensmittelpreise in Deutschland, durch die die Unternehmen weniger Ertrag machen. Durch die Inflation versuche das ein oder andere Unternehmen nun, das auszugleichen und ihren Gewinn durch die gestiegenen Preise zu erhöhen.
Das Produkt Kellogs steht jetzt etwa nicht mehr in den Regalen der Rewe-Gruppe. Grund sei, dass das Unternehmen in Frankreich nur fünf Prozent Preisanstieg gefordert habe, in Deutschland jedoch 30 Prozent.
Hinzu komme, dass einige Hersteller ihre Preise nicht reduzieren wollen, wenn die Produktionskosten wieder sinken. So habe sich Nestlé etwa geweigert, den Preis zu senken, während kleinere Hersteller dem nachgekommen seien:
Teilweise habe Souque bei derartigen Situationen auch versucht, die Chefetage der jeweiligen Konzerne selbst direkt zu kontaktieren, wobei er jedoch nicht immer eine Antwort erhalten habe. Daher glaube er, dass ein Supermarkt wie Rewe, der gerade mal ein Prozent ihres Geschäfts ausmache, für große Konzerne nicht wichtig genug sei.
Zwar habe auch der Supermarkt selbst die Preise seiner Eigenmarke durch die gestiegenen Energiekosten "kräftig" angehoben, davon bleibe jedoch nichts bei Rewe hängen. Ein Markenhersteller hingegen leide durch seine höheren Margen weniger unter den gestiegenen Kosten und könne sogar noch von der Situation profitieren.
Dennoch glaubt Souque, dass Kund:innen "eine Schmerzgrenze beim Preis" haben und sich bei zu hohen Preisen auch von ihren Marken trennen.
Trotz alledem hat der Supermarkt für 2023 ambitionierte Pläne. So soll es bald ein Pfand-System für Mehrwegtragetaschen geben, außerdem tüftele das Unternehmen an Drohnenlieferungen für Kund:innen auf dem Land.