Meeresfrüchte haben in der Regel einen Ruf als exotische Delikatessen, die den Geldbeutel belasten. Doch auch vor der heimischen Küste tummeln sich kulinarische Highlights, was oft in Vergessenheit gerät. Für die deutsche Fischereibranche stellen die Meeresbewohner eine wichtige Einnahmequelle dar.
Eines dieser Tiere ist die Krabbe. Seit Jahrhunderten gehört sie zur Essenskultur in Norddeutschland und hat sich im letzten Jahrhundert über die ganze Bundesrepublik ausgebreitet. Wie alle Meereslebewesen leidet auch sie unter der Überfischung. Mit drastischen Folgen für die Preise.
Zuletzt haben deshalb die Kosten für ein simples Krabbenbrötchen ungeahnte Höhen erklommen. Die norddeutsche Volksdelikatesse war im Frühjahr und Sommer so rar, dass ein Sandwich bis zu 15 Euro kostete. In vielen Supermärkten und Discountern fielen die Schalentiere sogar gänzlich aus dem Sortiment.
Nun könnte aus dem steilen Höhenflug eine Achterbahnfahrt werden. Um bis zu 50 Prozent könnte das Krabbenbrötchen an Deutschlands Fischtheken billiger werden. Der Grund für die dramatische Preisentwicklung liegt vor der Küste von Niedersachsen und der Niederlande.
Denn dort machen die Krabbenfischer derzeit fette Beute. Bereits im August hatten die Trawler schon deutlich mehr Krabben angelandet als in den Vormonaten, mit dramatischen Auswirkungen auf die Erzeugerpreise. Und der Trend lügt nicht, denn die erfolgreichen Wochen dauern weiter an.
Gemäß dem Prinzip von Angebot und Nachfrage purzeln die Preise infolgedessen in den Keller. Fischereiexperte Philipp Oberdörffer von der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen erklärte: "Vor ein paar Monaten haben Fischer für ein Kilogramm Krabben mit Schale noch zehn Euro bekommen, zurzeit sind es fünf Euro."
Auf einen sofortigen Preissturz sollten sich die Verbraucher:innen trotzdem nicht verlassen. Anders als andere Lebensmittel landen die Schalentiere mit einem großen Umweg auf dem Teller. Denn, "jetzt muss das Fleisch erstmal geschält werden", wie Oberdörffer erklärte.
Das Monopol auf das Pulen von Krabben hat dabei Marokko. In den dortigen Betrieben werden die ungenießbaren Schalen aussortiert, bevor die Nordseedelikatesse wieder zurück nach Deutschland verschifft wird. Erst wenn sich die Lebensmittelfabriken in Marokko mit den Krabbenschwemmen arrangiert haben, dürften die Preise auch in Deutschland auf Sturzflug gehen.
Zum Luxus-Snack wurde die einstige Hausmannskost nicht nur, weil die Fangquoten 2023 rund 50 Prozent unter den Werten zwischen 2000 und 2015 lagen. Auch die Inflation, erhöhte Spritkosten und der angehobene Mindestlohn sorgten für steigende Preise.
Während die Krabbenfischerei in Niedersachsen Fahrt aufnimmt, leidet die Branche in Schleswig-Holstein. Dort fuhren die Fischer nur geringe Erträge im August ein. Experte Oberdörffer verweist aber auf das letzte Jahr mit dem Hinweis: "Da haben September und Oktober den Fischern in Schleswig-Holstein die Saison gerettet."