Essen gehen war früher für viele ein selbstverständlicher Genuss, doch mittlerweile überlegen sich viele zweimal, ob sie sich einen Restaurantbesuch leisten wollen. Die Preise in der Gastronomie sind in den vergangenen Jahren deutlich nach oben gegangen – teure Lebensmittelpreise, gestiegene Löhne und Energiekosten treiben die Rechnungen in die Höhe.
Gleichzeitig haben viele Restaurants die Pandemie nicht überstanden, und diejenigen, die geblieben sind, kämpfen ums Überleben. Wer früher regelmäßig auswärts gegessen hat, greift heute öfter zur selbstgekochten Mahlzeit, um den Geldbeutel zu schonen.
Trotzdem bleibt der Restaurantbesuch für viele ein kleines Highlight – wenn auch seltener und bewusster geplant als früher. Außerdem wird dann häufiger mal gespart und zur Wasser-, statt zur Weinflasche gegriffen. Genau das ist ein großes Problem, wie nun mehrere Gastronom:innen beklagen.
Arne Anker, Betreiber eines Berliner Fine-Dining-Restaurants, berichtet gegenüber dem "Focus", dass einige Gäste nur noch Wasser statt Wein bestellen würden. Laut dem Bericht teilen auch andere Gastronom:innen diese Sorge.
Allein mit Speisen könne sich ein Restaurant kaum halten, wird etwa ein Hamburger Gastronom zitiert. Getränke spielten eine entscheidende Rolle für den Umsatz eines Betriebs, betont dieser.
Der Münchner Gastwirt Ronald Ehrens beobachtet auch in seinem Wirtshaus, dass bei den Getränken zunehmend der Preis im Fokus steht. "Unsere Gäste haben oft erst auf den Preis geschaut und sich dann für Bier, Wein oder Wasser entschieden", erzählt er.
Als sein Restaurant etwa wegen des teureren Rieslings den Preis der Weinschorle um einen Euro anhob, sei der Absatz um 30 Prozent eingebrochen. Der Bierabsatz sei ebenfalls rückläufig, das bekomme er auch von Kolleg:innen aus der Branche mit.
Da viele Gastronom:innen Pachtverträge mit Brauereien unterhalten, kann der sinkende Bierkonsum mitunter die Existenz der Lokale bedrohen. Denn die Vereinbarungen enthalten meist Mindestabnahmemengen und werden diese unterschritten, drohen schlechtere Konditionen oder Strafzahlungen.
Laut Ehrens versuchen Brauereien auch wegen des rückläufigen Bierkonsums neue Geschmacksrichtungen, Sorten und alkoholfreie Varianten zu etablieren.
Neben gestiegenen Energiepreisen beklagen viele Gastronom:innen das Ende der temporären Mehrwertsteuersenkung von 19 auf sieben Prozent. Diese hatte die Bundesregierung 2020 im Zuge der Corona-Pandemie beschlossen und mehrfach verlängert. Die Ampel-Regierung hatte sie schließlich zur Entlastung des Bundeshaushaltes Ende 2023 auslaufen lassen.
Seitdem gilt wieder der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Laut "Focus" führt das für einen durchschnittlichen Betrieb zu monatlichen Einbußen von fast 4500 Euro.