Fine Dining in vegan: in München offenbar einschränkend.Bild: IMAGO / Cavan Images
Vegetarisch & vegan
Vevay in Hamburg, Bambooh in Nürnberg, die Grüne Kombüse in Rostock: In den vergangenen Jahren ist das Angebot veganer hochklassiger Restaurants stark gewachsen. Das Konzept geht normalerweise auch auf. Einerseits ist der Anteil vegan lebender Menschen in Deutschland seit 2015 (fast) stetig gewachsen und lag im vergangenen Jahr bei 1,52 Millionen; andererseits spricht das Angebot theoretisch alle an, auch Fleischesser:innen. Viel Raum für viel Kundschaft.
Doch manchmal fruchtet der rein vegane Ansatz eben nicht. So geschehen beim berühmten Münchner Käfer-Lokal "Green Beetle", das vom Guide Michelin für seine vegetarisch-vegane Küche mit einem grünen Stern ausgezeichnet worden war. Sechs Gänge kosteten zuletzt ohne Getränke knapp 100 Euro.
Vor wenigen Tagen kündigte die Leitung bereits an, es in "Beetle" umzubenennen und auch Fisch- sowie Fleischgerichte auf die Karte zu setzen. Jetzt begründet Inhaber Michael Käfer die Entscheidung.
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Vegetarisch-veganes Restaurant: Kampf gegen Besuchermangel
Wirtschaftlich sei das Konzept nicht tragbar, sagt Käfer gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Schon im Frühjahr versuchte er gegen den Mangel an Besucher:innen anzusteuern, indem er statt ausschließlich auf Überraschungsmenüs zu setzen, zusätzlich ein À-la-carte-Angebot einführte. Eine höhere Auslastung blieb aber aus.
Mit Andreas Schneider gibt es eine neue Küchenleitung, die zusammen mit dem Küchenchef des Hauses, André Wöhner, eine neue Speisekarte konzipiert hat. Darauf zu finden: eine "unkomplizierte Brasserieküche", ein Hübschwort für eine unkomplexe Gaststätten-Küche. Diese bestehe unter anderem aus Fisch- und Fleischgerichten wie Kalbstafelspitz, Backhendl und Süßwasserfisch-Eintopf.
Das Attribut "Green" streicht Käfer kurzerhand aus dem Restaurantnamen, von nun an soll es nur noch "Beetle" heißen. Und das "Beetle", so erhofft es sich der Besitzer, soll sich durch das neue Angebot zum Familienlokal mausern.
"Es soll all diejenigen ansprechen, für die die Fokussierung auf das Vegetarisch-Vegane bisher eine Einschränkung bedeutet hat."
Besucher:innen hätten stets moniert, dass die reine Gemüseküche eine Einschränkung mit sich gebracht habe, so zumindest ihre Wahrnehmung. Ohne Fleisch und Fisch auf der Karte blieben offenbar auch Veranstaltungsbuchungen aus.
Ganz abrücken will Käfer von den veganen und vegetarischen Gerichten aber nicht. Sie sollen weiterhin die Hälfte der Speisekarte ausmachen.
Nachhaltiger Ansatz bleibt
Auch das Thema Nachhaltigkeit will Käfer bewahren, sprich ausschließlich regionale Produkte und eine Einrichtung aus recycelten Materialien bleiben als Essenz des Restaurants erhalten. "All das muss bleiben, das ist diskussionslos", sagt Käfer zur "SZ".
Die Marke "Green Beetle" ginge ebenfalls nicht verloren. Die gleichnamige Produktlinie finde sich weiterhin in der Auslage vieler Feinkostgeschäfte, das "Green Beetle"-Café bleibe ebenfalls erhalten. Ein wenig Sorge um den grünen Michelin-Stern habe Käfer dennoch. Allerdings sei dieser nie ein Ziel gewesen.
Käfer ist im Bezug auf ein Restaurant mit ausschließlich pflanzenbasierter Küche ernüchtert. "Wenn ich davon überzeugt wäre, dass das in München funktionieren könnte, würde ich mein Konzept nicht ändern. Die Zielgruppe ist hier noch zu klein."
Ab dem 7. Januar startet das Restaurant mit neuem Namen und neuer Karte.
Das neue Jahr war nur wenige Tage alt, da gab es schon die erste Negativschlagzeile im Zusammengang mit der Deutschen Bahn: Mehr als jeder dritte Fernzug war im vergangenen Jahr nicht pünktlich. Insgesamt 37,5 Prozent der Halte wurden demnach mit einer Verspätung von mindestens sechs Minuten erreicht.