Jedes vom Kapitalismus geprägte Kind hat wohl eine Handvoll Marken, deren Logo allein pure Nostalgie auslöst. Schon beim Öffnen der entsprechenden Packung löst der Duft einer ganz speziellen Creme oder einer besonderen Schokoladensorte dann ein wohliges Gefühl in der Magengegend aus.
Sieht man ein solches Produkt im Supermarkt, achtet man oft auch gar nicht mehr auf den Preis, emotionsgesteuert wandern die Marken-Produkte in den Korb. Unter anderem dieses Gefühl wird vom Prinzip der sogenannten Shrinkflation ausgenutzt.
Vor allem größere Konzerne heben nach diesem Prinzip auf vermeintlich unsichtbare Weise den Preis ihrer Produkte an. Zwar kosten die betroffenen Artikel genauso viel wie vorher, doch die Größe der Verpackung wird kurzerhand reduziert und damit der eigene Gewinn maximiert.
Jeden Monat kürt die Verbraucherzentrale in Hamburg den "Sieger" solcher Mogelpackungen im deutschen Handel. Basierend auf Meldungen von Verbraucher:innen wird dabei regelmäßig die unsichtbare Preiserhöhung sichtbar gemacht.
Nun zeigen die Expert:innen aber ein besonders heftiges Beispiel: Der Kellogg-Konzern betreibt bei seinen beliebten "Pringles"-Chips offenbar seit Jahren heftigen Preisbetrug. Der Preis für eine gängige Packung "Original Pringles Chips" ist demnach seit 2006 um 128 Prozent gestiegen.
Aktuell kosten 165 Gramm der Standardsorte 2,99 Euro und damit auf das Kilogramm gerechnet satte 18 Euro. Noch vor 16 Jahren war die 200-Gramm-Packung mit den nahezu identischen Inhaltsstoffen zu einem Preis von 1,59 Euro erhältlich.
Immer wieder war die Füllmenge der "Pringles Original" in den vergangenen Jahren gestiegen und gesunken. Bei Verbraucher:innen erzeugt das ein Gefühl der Unsicherheit über den vorherigen Preis des Produktes.
Um solche Verwirrungen zu vermeiden, gilt in Frankreich ab dem 1. Juli tatsächlich eine ganz besondere Regel. Das Phänomen, das im Nachbarland als "Reduflation" bezeichnet wird, muss von Supermärkten offiziell gekennzeichnet werden.
Bei Filialen mit einer Fläche von mehr als 400 Quadratmetern muss am Regal bei entsprechenden Änderungen ein Hinweis stehen: "Die Menge dieses Produkts wurde von x auf y verändert, der Preis pro Kilo, Gramm oder Liter wurde von x auf y erhöht."
Die französische Supermarktkette Carrefour erklärte, sie habe "Maßnahmen veranlasst", solche Mogelpackungen ab Juli gleich vollständig aus den Regalen zu verbannen. Kritiker:innen weisen hingegen darauf hin, dass Hersteller häufig auch veränderte Rezepturen als Aufhänger für derartige Anpassungen nutzen.
Die Verbraucherzentrale forderte indes auch in Deutschland eine Kennzeichnungspflicht für Mogelpackungen. Bereits Ende 2023 hatte man einen Hinweis auf der Verpackung vorgeschlagen, der für zwölf Monate auf die Preiserhöhung aufmerksam macht und den Verbraucher:innen so eine gewisse Sicherheit böte.
(mit Material der AFP)