Hinsichtlich Preisgestaltung sind Temu und Shein Gamechanger. Nicht unbedingt im positiven Sinne, da sie weder Wert auf Qualität noch auf eine faire Entlohnung legen, zu Kauforgien animieren und im Grunde dazu beitragen, dass die Welt mit Schund zugemüllt wird.
Trotzdem wachsen beide Plattformen im Monatstakt, sie haben sich längst zu Konkurrenten für andere Händler entwickelt. Auch Amazon nimmt die beiden Billigshops ernst und hat nun seinen eigenen eröffnet.
Haul heißt nun Amazons Antwort auf Shein und Temu. Der Service ist kürzlich in den USA gestartet und bietet in erster Linie günstige Preise. Das Angebot geht dabei von Kleidung und Schmuck über Haushaltswaren bis hin zu Elektronik. Laut einer Sprecherin sollen alle Artikel 20 US-Dollar oder weniger kosten.
Um die Waren so günstig anzubieten, setzt Amazon auf chinesische Händler:innen. Dafür senkte der US-Konzern die Gebühren, zum Beispiel für den Verkauf von billiger Kleidung. Für den Versand wird entsprechend eine Gebühr von 3,99 US-Dollar fällig, die aber bei Bestellungen über 25 US-Dollar entfällt. Eine iPhone-Hülle ist dort bereits für drei US-Dollar erhältlich, ein Viererpack Wintersocken für 6,98.
Allerdings stellt sich in Hauls Fall wie auch bei Temu und Shein stets die Frage, an welchem Ende gespart wird, um Produkte dermaßen günstig anzubieten. Die naheliegende Antwort: in der Produktion.
In Deutschland ist der Direktversand aus China aber bisher nicht geplant. Erstmal soll der Dienst nur in den USA angeboten werden. Vonseiten Amazon heißt es jedoch: "Wir werden auf unsere Kunden hören, wenn wir eine weitere Expansion in Betracht ziehen." Insofern könnte der US-Start auch als eine Art Testlauf verstanden werden.
Auch wenn Amazon selbst nicht auf Temu und Shein verweist, dürfte es sich um eine Reaktion auf deren Angebot handeln. Wie gut sich Haul im Vergleich zu den chinesischen Billig-Plattformen schlägt, wird sich aber noch zeigen. Denn diese nutzen auch gezielt Schlupflöcher, um chinesische Waren direkt von Händler:innen in die USA und Europa zu schicken.
Die US-Regierung hat deshalb angekündigt, ihre Zollfreigrenzen anzupassen, berichtete unter anderem das "Handelsblatt". Derzeit fallen für Waren mit einem Wert von bis zu 800 US-Dollar keine Gebühren an, das soll sich künftig ändern. Die EU will nachziehen, heißt es in der "Tagesschau". Geplant ist die Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze.