Ob Sauftouren in Prag, überfüllte Parks in Barcelona oder Müllberge in Paris. Immer mehr Urlaubsziele sind vom Massentourismus überlastet. Das zieht nicht nur steigende Lebenshaltungskosten, Umweltverschmutzung und Bürgerproteste nach sich. Sondern mit der Zeit auch immer mehr Regierungen, die auf den wachsenden Unmut reagiert.
Das nächste Land, das sich gegen Massentourismus wehren will, liegt vor der Küste Italiens. Das kleine Malta, das kaum eine halbe Million Einwohner:innen zählt, fühlt sich nämlich von den Touristen überrannt. Zwar spielt der Tourismussektor eine wichtige Rolle in der Wirtschaft des Inselstaates. Doch nach Ansicht vieler Bürger:innen ist der Moment, dagegen vorzugehen, längst überfällig.
Dieser Meinung hat sich nun die nationale Tourismusbehörde in der Hauptstadt La Valletta an- und handfeste Maßnahmen beschlossen. Ins Visier geraten sind dabei aber nicht etwa Fluglinien oder Hotels. Stattdessen sollen die Rechte von Anwohner:innen und Wohnungsbesitzer:innen gestärkt werden, wie "Der Standard" berichtet.
Der neue Gesetzesvorschlag, der nun dem Parlament vorliegt, richtet sich gegen große Betreiberplattformen von Ferienwohnungen und Kurzzeitunterkünften. Demnach soll es künftig schwerer werden, Wohnraum an Tourist:innen oder Geschäftsreisende zu vermieten. Wer die eigenen vier Wände Besucher:innen vermieten möchte, soll demnach zuvor eine Lizenz erwerben.
Das betrifft etwa die Buchungsplattform Airbnb, die bereits in mehreren beliebten Urlaubsorten mit dem Gesetzgeber in Konflikt geraten ist. Auch "Booking.com" bot bisher Kurzzeitvermietungen an.
Konkret soll es der Tourismusbehörde zufolge künftig in Mietshäusern illegal sein, die eigene Wohnung Tourist:innen gegen Bezahlung zur Verfügung zu stellen, wenn nicht die Mehrheit der Anwohner ausdrücklich zustimmt.
Tritt der Vorschlag in Kraft, sind Interessenten künftig dazu verpflichtet, vorab eine schriftliche Genehmigung von mindestens 50 Prozent der Haushalte in Mehrparteienhäusern einzuholen, bevor ein Angebot online geschaltet werden darf.
Malta empfängt jedes Jahr rund 3,3 Millionen Reisende. Die Zahl der Tourist:innen ist fast siebenmal so hoch, wie es Einwohner auf den Mittelmeerinseln gibt. Dementsprechend überlastet ist der Wohnungsmarkt auf dem Land, das eine kleinere Fläche aufweist als das Bundesland Bremen.
Dazu kommen Beschwerden, die alle Orte mit exorbitantem Touristenaufkommen produzieren. Etwa die Steigerung der Lebensmittel- und Lebenshaltungskosten, Müll und Schmutz, die Überlastung der Infrastruktur sowie laute Musik und grundsätzlich nerviges Verhalten.