Manchmal ist es schwer zu sagen, wo ein Hype angefangen hat. Ein bisschen verhält es sich hier wie mit der Henne und dem Ei.
War es Shirin David, die Pilates und Iced Matcha Latte zu einem echten Muss für alle mausigen Großstädter:innen gemacht hat oder waren es die Mäuse, die auf ihren Yogamatten schon lange darauf gewartet haben, die Popkultur auf ernst zu inspirieren? Wir werden es nie erfahren.
Fakt ist aber, dass der Matcha-Hype auch im Jahr 2025 längt nicht vorüber ist. Mittlerweile gibt es die Spaßgetränke in verschiedensten Sirup- oder Schaumkombinationen, in vielen Fällen inklusive prominenter Vermarktungsstrategie.
Während Matcha-Tee in Japan ursprünglich als zeremoniell verzehrtes Getränk zu besonderen Anlässen gereicht wurde, werden allein in Berlin pro Minuten wohl mindestens ein Dutzend Matchas ohne special occasion zubereitet.
Was nach einem enormen Gewinn für alle Café-Inhaber:innen und Teebauern klingt, entpuppt sich aber immer mehr als Fass ohne Boden. Denn das weltweite Angebot an Tencha-Teeblättern ist für das Konzept Tiktok-Hype gar nicht ausgelegt.
Die "New York Times" berichtet von einem Tee-Unternehmen in Japan, das den Druck mittlerweile deutlich spürt. Im September 2023 gingen hier 2700 Einheiten Matchapulver in den Verkauf. Ein Jahr später waren es mehr als 14.000.
"Wir können mit der Nachfrage einfach nicht Schritt halten", sagt Geschäftsführerin Agnes Balogh. Im Online-Shop hat ihre Firma – wie viele andere auch – den Matcha-Verkauf schon beschränkt.
Viele der asiatischen Händler sind Familienunternehmen, die nur schwer expandieren und damit dem Hype gerecht werden können. Oft sind es zudem ältere Menschen, die auf den Teeplantagen und in der Produktion arbeiten.
Ein weiteres Problem ist, dass gerade hochwertiges Matchapulver einen relativ langen Produktionszyklus hat. Die Teeblätter müssen per Hand geerntet, dann getrocknet und gemahlen werden. Pro Stunde können die speziellen Steinmühlen allerdings nur etwas mehr als 50 Blätter verarbeiten.
Auch die Größe der Plantagen lässt sich nur schwer so schnell ausweiten wie der Hype auf Social Media wächst. Neue Teebäume bräuchten etwa fünf Jahre, bis sie einen Ertrag für alle Matcha-Fans brächten.
Viele Hersteller sind skeptisch, ob sich eine derart langfristige Planung lohnt. Der Bau neuer Fabriken wird als Risiko gewertet, das in Zeiten von kurzatmigen Social-Media-Hypes nur schwer tragbar sein dürfte.
"Es ist dasselbe wie Labubus", kommentiert schließlich auch eine Verbraucherin den Trend in dem Bericht der "New York Times". Sie selbst wartete wochenlang darauf, dass das hochwertige Matchapulver bei ihrem Lieblingsstore online wieder verfügbar war.
Seitdem mehrere Läden im vergangenen Jahr Beschränkungen für den Matcha-Verkauf eingerichtet hatten, wurde der Hype um das grüne Pulver nur noch größer. Viele Menschen deckten sich aus Panik gleich massenweise mit den kleinen Dosen ein, die je nach Qualität auch gerne einmal an die 100 Euro pro 100 Gramm kosten können.
Eine ertragreiche Ernte im Frühjahr konnte die Bestände zwar wieder ansatzweise füllen. Doch angesichts des vorerst beständigen Hypes um den trendigen Pilates-Absacker dürften diese bald erneut erschöpft sein. Einen wirklichen Ausweg gibt es vorerst nicht.