
Mit den richtigen Freund:innen kommt die gute Stimmung von allein.Bild: GettyImages/iStockphoto / Davide Zanin
Leben
Schluss mit Vollrausch: In Deutschland geht der Trend Richtung alkoholfrei. Der Verzicht auf Alkohol verändert die Gastronomie und inspiriert junge Gründer:innen.
26.08.2025, 08:0926.08.2025, 08:09
Schnaps setzt die Verdauung in Gang und ein Glas Rotwein am Tag ist gut für das Herz? Während Mythen wie diese vor einigen Jahrzehnten noch Alkohol als Genussmittel relativiert haben, ist die Forschung mittlerweile weiter.
Alkohol schadet der Gesundheit: lang- sowie kurzfristig und auch schon in geringen Mengen. Immer mehr Menschen erkennen das Risiko und lassen Alkoholkonsum gar nicht erst zur Gewohnheit werden.
Gen Z kehrt Alkohol den Rücken zu
Gerade in Deutschland konsumieren immer weniger junge Menschen Alkohol. Laut einer Studie aus 2022 verzichtet knapp die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen gänzlich auf das Rauschmittel. Am seltensten verzichten dahingehend die Befragten im Alter zwischen 45 und 54 auf Alkohol.
Auch europaweit bestätigt sich der Trend. In Österreich, Frankreich und dem Vereinigten Königreich trinken ebenfalls mehr als 35 Prozent der befragten jungen Erwachsenen überhaupt keinen Alkohol.
Das Angebot für alkoholfreie Alternativen steigt
Bei den Festivals Rock am Ring oder Parookaville ist alkoholfreies Bier bereits ein fester Bestandteil der Getränkekarte. Als einer der beliebtesten Sommerdrinks Deutschlands ist Aperol auf vielen Großveranstaltungen und Festivals vertreten – mittlerweile nicht mehr ohne die alkoholfreie Alternative Crodino Spritz.
Auch die Nachfrage nach alkoholfreiem Wein steigt und stellt die Weingüter vor eine Herausforderung: Die Herstellung von alkoholfreiem Wein ist teuer und das Endprodukt enthält mehr Zucker. Dafür hat sich der Absatz von alkoholfreiem Bier in den vergangenen zehn Jahren sogar verdoppelt.
In der Gastronomie ist der Trend ebenfalls angekommen. Die Leitmesse für Hotellerie & Gastronomie (Intergastra) prognostiziert ein jährliches Wachstum der alkoholfreien Alternativen von neun Prozent und empfiehlt Gastronom:innen, die veränderten Ansprüche des Publikums an alkoholfreie Getränke ernstzunehmen.
Theoretisch gibt es alkoholfreie Getränke schon immer: Wer bisher auf Alkohol verzichten wollte, konnte im Restaurant aber meist nur zwischen Cola, Limo oder Sprudelwasser wählen.
Doch wer seine Gäste wirklich glücklich machen möchte, sollte laut Intergastra auf ihre Bedürfnisse hören. Viele Menschen wollen auf den Effekt von Alkohol verzichten, aber nicht auf den Geschmack. Um das einzigartige Aroma von Wein oder Gin weiterhin gewährleisten zu können, lohnt es sich, in Ersatzprodukte zu investieren.
Auch Veranstaltungen erkennen den Trend und bieten ihren Besuchenden durch ihr alkoholfreies Konzept einen Safer Space.
Im Vereinigten Königreich boomen Sobriety-Communities wie die Sober Girl Society. Die bekannteste deutsche Veranstaltung ist das Natural High Festival bei Berlin.
In München startet dieses Jahr erstmalig das Freyheit Festival. Die Publikumsmesse mit Festivalcharakter möchte die Diversität von alkoholfreien Speisen und Getränken zeigen.
Alkoholfrei ist nicht nur was für Schwangere
Bislang hält sich der Mythos, dass Menschen nur aufgrund von Schwangerschaften, Krankheiten oder religiösen Überzeugungen auf alkoholischen Konsum verzichten.
Alexander Gottschalk, Gründer des Freyheit Festivals, weist gegenüber watson darauf hin, dass diese Menschen allerdings nur fünf Prozent der Zielgruppe für alkoholfreie Getränke ausmachen.
"Unsere Zielgruppe sind nicht bloß die Menschen, die nichts trinken dürfen, sondern eher diejenigen, die nichts trinken möchten."
Mit dem Freyheit Festival möchte er den Begriff des Festivals von dem Gedanken an einen Vollrausch trennen. In einer lockeren Atmosphäre mit DJ und Streetfood sollen sich die Besucher:innen durch das Angebot probieren.
Masterclasses zu den Themen alkoholfreie Gastronomie oder zur Zubereitung von gelungenen Mocktails sollen den Besucher:innen zeigen, wie sie alkoholfrei in den Alltag integrieren können, ohne auf Genuss verzichten zu müssen.
Ein alkoholfreier Gin beispielsweise ist etwas für Berufstätige, die unter der Woche feiern wollen, ohne am nächsten Tag mit Kater zur Arbeit gehen zu müssen, oder für junge Eltern, die auch im Beisein ihrer Kinder einen guten Drink genießen wollen.
Alkohol versteckt sich in vielen Lebensmitteln
Alkohol entsteht durch einen natürlichen Gärungsprozess, der bei vielen organischen Stoffen vorkommt. Hierbei werden bestimmte Inhaltsstoffe wie Zucker oder Hefe durch Bakterien zu Kohlendioxid und eben Alkohol umgewandelt. Dieser Prozess ist bei vielen Produkten essenziell für die Konservierung und den Geschmack.
So kommt es, dass viele Fruchtsäfte einen geringen Prozentsatz an Alkohol enthalten, wenn sie verkauft werden. Während Produkte wie Bier oder Wein die Grenze von 0,5 Volumenprozent an Alkoholgehalt erreichen müssen, um als alkoholfrei betitelt werden zu dürfen, gibt es diese Regel für andere Produktkategorien nicht.
So finden sich geringe Prozentsätze an Alkohol in Fruchtsaft, Tee, Sojasoße oder sogar Roggenbrot.
Das Freyheit Festival verfügt über eine breite Auswahl an Säften und Kombucha, die tatsächlich keinen Alkohol beinhalten. Für den 6. September werden in München mehr als 1000 Besucher:innen erwartet.
Wenn einem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, lohnt sich für Menschen, die am Laptop arbeiten, häufig der Gang ins Café. Besonders bei Studierenden ist die Ausweich-Location beliebt. Manche Leute übertreiben es aber und haben jetzt Starbucks gegen sich aufgebracht.
Cafés sind längst mehr als Orte für guten Kaffee und Croissants – sie sind die inoffiziellen Büros und Bibliotheken der Studierenden. Mit Kaffeeduft in der Nase wird in entspannter Einrichtung an Hausarbeiten gefeilt, für Prüfungen gelernt oder einfach nur so getan, als wäre man produktiv.