Um die Ausbreitung der aktuellen Corona-Pandemie langfristig unter Kontrolle zu kriegen, braucht es einen Impfstoff. Denn erst, wenn ein Großteil der Bevölkerung immun gegen Covid-19 ist, können sich die Viren nicht mehr unbegrenzt weiterverbreiten. Normalerweise dauert die Entwicklung entsprechender Stoffe Jahre. Für einige Krankheiten wie Malaria wurde bis heute kein passender Impfstoff gefunden.
Doch weil es aktuell so wichtig ist, einen Corona-Impfstoff zu finden, arbeiten weltweit zahlreiche Forscherteams an einer Lösung. Erste Tests an Menschen wurden bereits gestartet. Bis ein Impfstoff zugelassen wird, dauert es aber noch ein wenig.
Grundsätzlich gibt es zwei gängige Impfstoffarten: Tot- und Lebendimpfstoffe. Während erstere auf abgetöteten Erregern basieren und regelmäßig aufgefrischt werden müssen, werden dem Patienten bei letzterem abgeschwächte Erreger verabreicht. Eine Auffrischung braucht es dann meist nicht mehr. So funktioniert etwa die Masernimpfung.
Beide Ansätze werden für die Corona-Impfung geprüft. Welcher sich durchsetzen wird, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. "Es gibt ganz hoffnungsvolle Anfangsdaten für beide Ansätze", sagt Virologe Christian Drosten im aktuellen NDR-Podcast "Coronavirus Update".
Der Vorteil von Totimpfstoffen liegt unter anderem darin, dass sie sich schneller für die breite Masse herstellen lassen. "Aber diese Impfstoffe brauchen Vorlauf, bevor sie in großer Menge hergestellt werden können", erklärt Drosten.
Schneller könnte die Impfstoffentwicklung über einen moderneren Ansatz gehen, bei dem lediglich genetisches Material in Form von RNA gespritzt wird. Solche Ansätze kommen häufig aus dem Bereich der Krebsforschung und basieren darauf, dass die körpereignen Zellen das Protein des Impfstoffs selbst herstellen.
Impfstoffe dieser Art könnten laut Drosten eventuell schon sehr schnell zur Verfügung stehen – allerdings nicht in großer Menge. "Hier müsste man dann überlegen, ob es bestimmte Zielgruppen gibt, denen man den Impfstoff zuerst verabreicht", erklärt der Virologe. Das könnte zum Beispiel Klinikpersonal sein, das grundsätzlich gesund ist, aber häufig mit Infizierten in Kontakt kommt und so eine größere Ansteckungsgefahr hat.
Denn wenn die ersten Impfstoffe nur in geringer Menge zur Verfügung stünden, ginge es darum mit wenig Impfstoff einen möglichst großen Effekt in der Bevölkerung zu erzielen. "Das Impfen von Klinikpersonal hat den allergrößten Effekt", sagt Drosten. Schließlich sei es wichtig zu verhindern, dass dieses ausfällt.
Bei Risikogruppen wie älteren Menschen gäbe es hingegen das Problem, dass sie eine höhere Dosis des Mittels bräuchten, um immun zu werden. Das zu gewährleisten, sei jedoch schwierig, wenn der Impfstoff zunächst nur in geringen Mengen zur Verfügung steht. Drosten stellt ein einfaches Rechenbeispiel auf:
Angenommen Risikogruppen bräuchten fünfmal mehr Impfstoff, um immun zu werden. Dann müsste man sich entscheiden, ob man, wenn man fünfmal mehr Impfstoff herstellt, damit ebendiese Risikogruppen impft, oder fünfmal so viele normale Patienten. Letzteres würde die Immunität in der Gesamtbevölkerung wesentlich schneller erhöhen.
Letztendlich seien das alles aber Überlegungen, die sich nicht so einfach pauschalisieren lassen. Jeder Impfstoff könnte ein anderes Problem mit sich bringen, was wieder zu ganz anderen ethischen Fragen führt.
Solltet ihr Lust auf weitere Podcasts zum Thema Gesundheit und Coronavirus haben, könnt ihr euch auch den Gesundheits-Podcast von den Kollegen von T-Online anhören.
(tkr)