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Apotheken-Angestellte teilt in Instagram-Clip gegen Kunden aus

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Viele Apotheken haben umfangreiche Lager.Bild: dpa-Zentralbild / Jan Woitas
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Junge Apotheken-Angestellte platzt wegen Kunden der Kragen

Über Online-Apotheken können Kund:innen ihre Medikamente und Kosmetikprodukte bequem von zu Hause aus bestellen. Doch worüber sich von ihnen viele freuen, löst bei Betreiber:innen lokaler Apotheken eher negative Gefühle aus. Eine junge Mitarbeiterin macht ihrem Frust auf Instagram Luft.
01.10.2025, 18:2101.10.2025, 18:52

Shop Apotheke gilt als eine der größten Online-Apotheken Europas. Das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden bietet eine breite Auswahl an rezeptfreien und rezeptpflichtigen Medikamenten, Gesundheitsprodukten sowie Beauty- und Pflegeartikeln. Ein paar Klicks und schon wird alles nach Hause geliefert – viele finden das ganz schön praktisch.

Und dann wirbt aktuell auch noch ein sehr prominentes Gesicht für die Shop-Apotheke: Günther Jauch. Seriöser geht es kaum, möchte man meinen.

Doch bei den Betreiber:innen von lokalen Apotheken kommt die ausländische Online-Konkurrenz alles andere als gut an. Viele befürchten, dadurch künftig immer mehr Kund:innen zu verlieren. Das führt zu viel Frustration.

Wegen Shop Apotheke: Mitarbeiterin verliert Geduld mit Kunden

Zu dieser Annahme wird man zumindest verleitet, wenn man sich das aktuelle Instagram-Video von Paulina Kuberczik anschaut. Die junge Frau arbeitet in einer Apotheke und musste ihrem Ärger kürzlich Luft machen. "Ich raste langsam wirklich aus", erzählt sie in dem Clip, der bereits mehr als 800.000 Mal aufgerufen wurde.

Sie hält nicht lange hinterm Berg und appelliert direkt an Menschen, die ihre Medikamente im Internet bestellen: "Das muss bei euch wirklich im Kopf ankommen, was ihr damit bewirkt, wenn ihr bei einer Online-Apotheke bestellt, die ihren Sitz nicht in Deutschland hat."

Ihre Kritik richte sich nicht an deutsche Apotheken, die neben ihrem stationären Geschäft auch einen Online-Shop betreiben. "Aber diese Riesen wie Doc Morris, Shop Apotheke und Co. zerstören wirklich peu à peu die kleinen öffentlichen Apotheken", mahnt Kuberczik.

Anschließend geht sie auf eine konkrete Erfahrung mit einem Kunden ein, der schon dreimal zu ihr gekommen sei. Jedes Mal sei es derselbe Ablauf gewesen: Der Mann kam mit einem E-Rezept zu ihr, wollte von mehreren Medikamenten aber nur eines bei Kuberczik vor Ort bestellen. Denn das war bei Shop Apotheke nicht lieferbar. Und die Betreiber von Shop-Apotheke würden sich auch nicht darum kümmern, soll der Mann ihr erklärt haben.

"Beim ersten Mal hab’ ich noch gesagt: 'Ok, ich kümmere mich darum'", erzählt die pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA). Sie habe daraufhin mit dem zuständigen Arzt telefoniert und ein neues Rezept angefordert. Dem Kunden habe sie noch erklärt, warum Shop Apotheke aus ihrer Sicht keine gute Wahl sei und dass sie sich gerne um seine Anliegen kümmere.

Doch das scheint den Kunden nicht überzeugt zu haben. Er kam noch zwei weitere Male und wollte stets nur das eine, online nicht lieferbare Medikament bestellen.

Beim dritten Mal sei ihr der Kragen geplatzt, erklärt Kuberczik und führt aus:

"Versteht er nicht – wenn wir nicht mehr da sind, wenn die öffentlichen Apotheken nicht mehr da sind –, dass sich seine dumme Shop Apotheke einen Scheißdreck kümmert, damit er an sein Medikament kommt?"

Den Online-Betreibern ginge es einzig und allein darum, dass sie Kapital machen, schimpft die Apothekenangestellte weiter und meint: "Wir sind irgendwie immer nur der letzte Notnagel".

Apotheken-Angestelle bekommt Widerspruch

Kuberczik reagiert auch deshalb mit Unverständnis, weil die Kund:innen nach ihrer Erfahrung meist nur zwei oder drei Euro sparen. Aber sie können sich eben nicht das Lager vollstellen, wie es vielleicht bei Shop Apotheke der Fall sei.

"Wir sind dafür da, um Probleme zu lösen, aber dann muss man auch mal bereit sein, zwei, drei Euro mehr für eine Packung Voltaren auszugeben", meint die PTA. Sie kümmere sich und schaue, dass die Menschen versorgt werden, aber viele würden trotzdem weiter online ihre Medikamente bestellen. "Es macht mich so aggressiv", beendet Kuberczik ihren Rant.

In der Video-Beschreibung teilt sie dann aber noch gegen das Werbegesicht von Shop Apotheke aus: "Günther Jauch kann ich schon lange nicht mehr sehen, ohne dass mir schlecht wird".

16.05.2024, Baden-Württemberg, Mannheim: Günther Jauch, Moderator, nimmt an der Verabschiedung des SAP-Mitgründers Plattner teil. Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Günther Jauch ist das Werbegesicht von Shop Apotheke.Bild: dpa / Marijan Murat

In den Kommentaren solidarisieren sich einige User:innen mit der Apothekenangestellten. Andere widersprechen ihr aber auch deutlich, vor allem was die Preisunterschiede angeht. Einige berichten, dass sie online teilweise die Hälfte von dem zahlen, was in der Apotheke fällig wäre.

"Es geht oft nicht um zwei bis drei Euro, sondern um deutlich mehr – gerade, wenn man mehrere Medikamente braucht. Da summiert sich das schnell auf 20 bis 30 Euro oder mehr im Monat", schreibt eine Person.

Und eine weitere Person schreibt: "Verstehe den Unmut, aber die komplette Schuld beim Endkunden zu suchen und sonst komplett auf stur zu stellen, ist halt auch nicht die Lösung." Einige sehen in den Online-Apotheken nicht nur einen komfortablen Vorteil, sondern auch eine logische Folge der voranschreitenden Digitalisierung. Das würde wohl auch Günther Jauch so unterschreiben.

"Natürlich bleibt die Apotheke vor Ort eine wichtige Instanz", erklärte der Moderator schon vor Monaten. Die Vorteile der Präsenzapotheke seien "nicht zu verkennen", ebenso wenig die Vorteile des Apothekennotdienstes. Jauch betonte aber, dass es wichtig sei, die Wahl zwischen stationären und digitalen Dienstleistungen zu haben. Dass lokale Apotheken dafür Umsätze einbüßen, "sei dabei durchaus eingeräumt".

Junge Apotheken-Angestellte platzt wegen Kunden der Kragen
Über Online-Apotheken können Kund:innen ihre Medikamente und Kosmetikprodukte bequem von zu Hause aus bestellen. Doch worüber sich von ihnen viele freuen, löst bei Betreiber:innen lokaler Apotheken eher negative Gefühle aus. Eine junge Mitarbeiterin macht ihrem Frust auf Instagram Luft.
Shop Apotheke gilt als eine der größten Online-Apotheken Europas. Das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden bietet eine breite Auswahl an rezeptfreien und rezeptpflichtigen Medikamenten, Gesundheitsprodukten sowie Beauty- und Pflegeartikeln. Ein paar Klicks und schon wird alles nach Hause geliefert – viele finden das ganz schön praktisch.
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