Mittlerweile erinnert in Deutschland nur noch so manch vergilbtes Schild an Bahnhöfen an Zeiten von Maskenpflicht und Abstandsregelungen. Nur bei kollektiven Nies-Attacken im Bus wünscht man sich manchmal doch jene Tage zurück, in denen eine gewisse Distanz zum guten Ton dazu gehörte.
Doch auch wenn die Ausbreitung des Coronavirus in Europa mittlerweile eine eher untergeordnete Rolle spielt, gibt es in einer globalisierten Welt nie wirklich Entspannung, wenn es um Infektionswellen geht. In Japan etwa warnen Behörden aktuell vor einer rasanten Ausbreitung des toxischen Schocksyndroms (TSS).
Bereits im März hatte das Gesundheitsministerium gemeldet, dass die Fälle der Infektionskrankheit seit Jahresbeginn erheblich steigen. Mittlerweile liegt die Zahl der TSS-Erkrankungen in Japan offenbar auf einem Rekordhoch. Hier erfährst du, was du zu der Erkrankung wissen musst, warum sie am Ende doch wieder mit Corona zusammenhängt – und warum du ihren Namen vielleicht schonmal auf einer Tampon-Packung gelesen hast.
Wie der Name des toxischen Schocksyndroms bereits vermuten lässt, wird die Erkrankung durch spezielle Gifte hervorgerufen. Sogenannte Exotoxine werden durch lebende Bakterien abgesondert und führen im Körper von Mensch und Tier zu heftigen Vergiftungserscheinungen.
Konkret sind für TSS die sogenannten Streptokokken verantwortlich, die vor allem über offene Wunden in den Körper eindringen und eine Erkrankung auslösen. Sie befallen vorwiegend die Schleimhäute.
Hintergrund des Schocks sind neben infizierten Wunden häufig Insektenstiche oder eine vorangegangene Operation. Auch Diabetes stellt einen Risikofaktor dar.
Die Symptome einer TSS-Infektion ähneln zunächst denen einer gewöhnlichen Grippe und werden daher oft zu spät identifiziert. Hauptsymptom ist neben besonders hohem Fieber auch erhöhter Blutdruck. Weitere Anzeichen für eine Infektion sind laut Robert-Koch-Institut (RKI):
Die Symptome treten meist sehr plötzlich auf, besonders das Fieber steigt rasch an. Sobald Patient:innen vor allem infolge einer Operation entsprechende Symptome bemerken, sollten sie ärztliche Hilfe suchen.
Einen speziellen Test auf die Erkrankung gibt es nicht. Besonders bei einer Kombination von Sonnenbrand-ähnlichem Ausschlag und Fieber sollten Betroffene allerdings in Alarmbereitschaft sein.
Vor allem weibliche Personen haben meist bereits von dem sperrigen Begriff Toxisches Schocksyndrom gehört. Der Grund: Auf Verpackungen von Tampons wird meist vor einer potenziellen Infektion gewarnt, TSS wird manchmal auch als "Tamponkrankheit" bezeichnet.
Ähnlich wie bei einer Wunde besteht während der Menstruation tatsächlich ein erhöhtes Infektionsrisiko. Werden mit einem Tampon oder einer Menstruationstasse etwa Bakterien eingeführt, kann das TSS auslösen.
Expert:innen appellieren in diesem Zusammenhang an eine besondere Hygiene während der Menstruation und zum regelmäßigen Wechseln der jeweiligen Produkte. Durch eine verlängerte Tragedauer können sich die Bakterien rasch vermehren.
Die steigende Zahl an TSS-Fällen in Japan führen Expert:innen hingegen auf die Corona-Pandemie zurück. Wie der "Guardian" berichtet, haben die Lockerungen entsprechender Abstands- und Maskenregelungen im Land zu einem sinkenden Hygienebewusstsein geführt.
Die Behörden in Japan weisen indes darauf hin, dass die Infektionszahlen mit TSS seit dem Ende entsprechender Corona-Maßnahmen "in diversen Ländern zugenommen" hätten.
Tatsächlich kann aktuell nicht ausgeschlossen werden, dass sich durch eine Corona-Infektion auch das gesamte Immunsystem von Betroffenen verändert hat. Gesundheitsexpert:innen geben im "Guardian" an, dass so auch die Anfälligkeit für eine TSS-Infektion gestiegen sein könnte.