Das deutsche Schulsystem ist in vielen Bereichen veraltet. Dazu kommt immer wieder die Debatte um die Schwerpunkte und Lehrinhalte: Was bringt es denn, wenn man nach dem Abitur ein Gedicht auf mehreren Sprachen analysieren kann, aber keine Ahnung davon hat, wie eine Steuererklärung funktioniert?
Genau diese Bildungslücke um Finanzwissen sollen Schüler:innen aus Hamburg künftig schließen können. Dafür haben die Schul- und die Finanzbehörde das neue Bildungsangebot "School meets Finance" gemeinsam entwickelt.
Das Programm soll durch die Vermittlung von Finanzwissen dafür sorgen, dass die Schüler:innen später besser am wirtschaftlichen Alltagsleben teilnehmen können. Denn ohne dieses Wissen sei die Teilhabe schwierig, erklärt Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) laut NDR.
Er sieht große Bildungslücken: "Themen wie Kredite. Was ist das Kleingedruckte im Handyvertrag? Was ist ein ETF? Was muss ich zur Altersvorsorge beachten?" Diese Fragen haben schon früh eine Relevanz für junge Menschen, macht Dressel deutlich.
Das hat weiterhin Relevanz, da eine Studie der Internationalen Hochschule ergab, dass eine Mehrheit der Gen Z sich innerhalb der Familie zum Thema Finanzen informiert. Wenn die Familie selbst kein fundiertes Finanzwissen hat, bildet sich daraus jedoch ein Nachteil.
Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) betont gegenüber NDR, dass es bei dem Projekt auch um Chancengleichheit gehe. Denn die Herkunft der Schüler:innen und die unterschiedlichen Bildungs- und Einkommensstandards der Eltern können sich auf die Aufklärung zu solchen Themen auswirken. "Das Projekt soll darauf vorbereiten, ökonomische und finanzielle Entscheidungen abzuwägen und nachher dann fundiert treffen zu können."
Lehrer:innen können im Rahmen des Projekts über eine Plattform Finanz- und Wirtschaftsexpert:innen für ihren Unterricht anfragen. Diese dürfen an den Schulen keine Werbung für eigene Produkte machen – sie haben dort einen reinen Bildungsauftrag.
Im September 2024 initiierte die damalige Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) eine Plattform für eine nationale Bildungsstrategie. Die Reaktionen auf diese vielen jedoch gemischt aus. Kritiker:innen forderten stattdessen, dass Schulen sich darum kümmern. Laut einer Forsa-Umfrage von 2023 wünschen sich 85 Prozent der Verbraucher:innen, dass Kinder und Jugendliche mehr zum Umgang mit Geld und Versicherungen in der Schule lernen.
Dass der Unterricht Schüler:innen generell besser auf das alltägliche Leben vorbereiten muss, hat kürzlich auch Niedersachsen beschlossen. Dort werden in den Schulen ab 2026 Wiederbelebungsmaßnahmen unterrichtet. In Kontakt mit solchen Kursen kommen junge Menschen sonst erst, wenn sie ihren Führerschein machen.