Immer mehr Menschen ernähren sich bewusster und wollen wissen, woher die Lebensmittel kommen, die sie konsumieren. Das spielt nicht nur bei Obst und Gemüse eine Rolle, sondern auch bei Fleisch.
Zur besseren Orientierung drucken viele Händler schon seit Jahren das "Tierwohlkennzeichen" auf die Verpackung von Fleischwaren und verarbeiteten Produkten. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges Kennzeichnungssystem mit insgesamt vier Stufen, die über die Haltung der Tiere informieren.
Das System dürfte den meisten Kund:innen bereits vertraut sein: Bei Stufe 4 haben die Tiere den meisten Raum und ihnen werden Auslaufmöglichkeiten im Freien gewährt; bei Stufe 3 ist es schon etwas weniger Raum, aber es gibt zumindest Frischluft-Kontakt.
Stufe 2 wird als "Stallhaltung Plus" bezeichnet. Und wer ein Produkt der Stufe 1 in der Hand hält, muss sich bewusst sein, dass bei der Tierhaltung nur die gesetzlichen Mindestanforderungen eingehalten wurden.
Tierschützer:innen kritisieren schon länger, dass man bei Stufe 1 nicht von "Tierwohl" sprechen könne, weil es dafür viel zu wenig Platz im Stall gebe und die Tiere keinen Auslauf hätten. Nun zeichnet sich aber eine positive Entwicklung bei einigen Lebensmittelhändlern ab.
Bei Aldi Süd etwa können Kund:innen seit dieser Woche keine Wurstprodukte der untersten Haltungsform-Stufe mehr kaufen. Dies sei ein Schritt hin zur vollständigen Umstellung des Sortiments auf die Stufen 3 und höher, teilte der Discounter mit. Wurst aus Stufe 2 ist derzeit weiterhin erhältlich.
Bei den übrigen großen Lebensmittelhändlern in Deutschland wird noch Wurst aus Haltungsform 1 angeboten. Aldi Nord will ab Ende 2025 keine entsprechenden Produkte aus der untersten Haltungsform mehr verkaufen, wie das Unternehmen auf Anfrage erklärte.
Aldi ist nicht der einzige Supermarkt, der verstärkt auf Fleisch aus höheren Haltungsformen setzt: Rewe und Penny planen bis Jahresende kein Schwein- und Geflügelfleisch mehr aus Haltungsstufe 1 zu verkaufen.
Beim Discounter Lidl ist die Umstellung auf höhere Stufen bei Wurstwaren nahezu abgeschlossen, hieß es. Auch Edeka, Kaufland und Netto wollen den Anteil von Stufe 1 verringern, nannten aber keinen Zeitraum.
Die großen Handelsketten wollen bis 2030 das gesamte Frischfleischangebot der Eigenmarken in Deutschland bei Rind, Schwein und Geflügel auf die höheren Haltungsformstufen 3 und 4 umstellen. Voraussetzung sei eine ausreichende Warenverfügbarkeit, wie mehrere Unternehmen betonen.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch erklärte: "Der Vorstoß der Handelsketten ändert nichts am millionenfachen Leid in deutschen Ställen." Ob Tiere gesund seien, hänge nicht von der Haltungsform, sondern vom Stallmanagement der Landwirte ab. Statt einer Haltungskennzeichnung brauche es gesetzliche Vorgaben für gute Tiergesundheit.
Im Supermarkt gibt es bei Fleisch nach Branchenangaben Bewegung zu Produkten mit besseren Tierhaltungsbedingungen. Bei Schweinefleisch aus dem SB-Regal kamen 2023 nur noch 1,5 Prozent aus Stufe 1. Das teilte die Trägergesellschaft bei der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin mit. Von Puten und Hähnchen gab es demnach kein Fleisch aus der untersten Haltungsform mehr. Bei Rindfleisch stammen aber noch mehr als drei Viertel aus Stufe 1.
(mit Material von dpa)