Krebserkrankungen gehören zu den größten gesundheitlichen Problemen unserer Gesellschaft. Laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) sind sie nach Herz-Kreislauf-Krankheiten die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Jährlich sterben 230.000 Menschen daran, rund eine habe Millionen Menschen erkranken neu an Krebs.
Unter Männern ist vor allem Prostatakrebs gefürchtet. "Das Überleben hängt vielfach vom Zeitpunkt der Entdeckung einer Krebserkrankung ab. Je früher Krebs erkannt und die oder der Betroffene einer qualifizierten Behandlung zugeführt wird, desto größer ist die Aussicht auf einen Heilerfolg", heißt es beim BMG.
Forschenden könnte jetzt ein weiterer Durchbruch im Kampf gelungen sein.
Wie der "Guardian" berichtet, haben Forschende aus England einen Speicheltest entwickelt, der Prostatakrebs nicht nur schneller und günstiger, sondern auch zuverlässiger entdecken soll.
Bisher ist vor allem der sogenannte PSA-Test mit Blutprobe üblich. Forschende des Institute of Cancer Research (ICR) London und des Royal Marsden NHS Foundation Trust haben mit dem Speicheltest eine Alternative entwickelt, bei der die DNA-Probe ganz einfach zu Hause entnommen werden kann.
Eine Studie habe gezeigt, dass der neue Speicheltest sogar genauer ist als der Bluttest. Wissenschaftler:innen hatten dafür die DNA Hunderttausender Männer nach genetischen Markern untersucht, die auf Prostatakrebs hinweisen.
Mehr als 6000 Männer führten den Test durch. Sie alle waren zwischen 55 und 69 Jahren alt, da in dieser Altersgruppe das Risiko zu erkranken besonders erhöht ist.
Das Ergebnis: Der Speicheltest lieferte bei den Männern, die das höchste genetische Risiko hatten, weniger falsch positive Ergebnisse als der PSA-Test. Zudem erkannte er Krebspatienten, die im Bluttest nicht aufgefallen wären. Sogar Männer, deren Krebs im MRT übersehen wurde, diagnostizierte der Test zuverlässig.
"Unsere Studie zeigt, dass die Theorie in der Praxis funktioniert – wir können Männer identifizieren, die ein Risiko für aggressive Krebserkrankungen haben und weitere Tests benötigen, und Männern mit einem geringeren Risiko unnötige Behandlungen ersparen", sagte Rosalind Eeles, Professorin für Onkogenetik am ICR, gegenüber dem "Guardian".
Ein 71-jähriger Engländer, der an der Studie teilgenommen hatte, berichtet im "Guardian", dass der Test bei ihm Prostatakrebs entdeckt habe – obwohl er keinerlei Symptome hatte. Operativ wurde daraufhin ein Teil seiner Prostata entnommen.
Aufgrund seines hohen genetischen Risikos ließ sich dann auch sein Bruder testen. Bei ihm fand der Speicheltest einen aggressiven Tumor. "Es ist unglaublich, dass dank dieser Studie in meiner Familie nun zwei Leben gerettet werden konnten", wird der Engländer zitiert.
Bis der Test flächendeckend eingesetzt werden kann, seien weitere Forschungen notwendig, wie die Medizinerin Eeles berichtet.
Bis 2040 soll sich die Zahl der weltweiten Prostatakrebs-Diagnosen bei Männern einer Studie zufolge auf 2,9 Millionen pro Jahr verdoppeln. Die Zahl der Todesfälle wird demnach um 85 Prozent steigen.
Eine frühe Diagnose kann, wie auch bei vielen Erkrankungen, helfen, das Risiko zu minimieren und positiv auf den Gesundheitszustand der Patienten wirken.
Als Risikofaktor für eine Prostatakrebserkrankung gilt nicht nur die individuelle Genetik. Auch der Lebensstil kann sich auf die Wahrscheinlichkeit, Prostatakrebs zu entwickeln, auswirken. So seien Männer, die bereits sexuell übertragbare Infektionen hatten, besonders gefährdet, wie der "Focus" mit Verweis auf eine Studie berichtet.