Studieren birgt für viele Menschen ein finanzielles Risiko. Obwohl hierzulande die hohen Studiengebühren an staatlichen Hochschulen längst abgeschafft sind und nur noch ein Semesterbeitrag fällig wird, ist das Studium kostenintensiv. Mieten, Lebenshaltungskosten und Bücher werden immer teurer.
Mehr als ein Drittel aller Studierenden in Deutschland gilt daher als armutsgefährdet. Viele nehmen einen Kredit auf und zahlen die Schulden noch Jahrzehnte nach ihrem Abschluss ab.
International ist das Problem teils noch größer. In den USA kostet ein Studium häufig einen dreistelligen Betrag. Und auch in Australien ist die Verschuldung unter Studierenden groß.
Die australische Regierung greift jetzt ein – und sorgt mit einer Haushaltsreform dafür, dass umgerechnet drei Milliarden US-Dollar (circa 2,78 Milliarden Euro) an Studienschulden erlassen werden.
Wie der "WDR" und der "Guardian" berichten, hat die australische Regierung eine Haushaltsreform angekündigt. Konkret will sie die finanziellen Auswirkungen des Verbraucherpreisindex (VPI) auf die Bürger:innen rückwirkend absenken und begrenzen. Der VPI ist aktuell so hoch wie nie.
Die Studienkredite und damit verbundene Schulden sind jedoch abhängig von diesem Index. Statt wie bisher an den VPI sollen die Darlehen nun entweder an den VPI oder den Lohnindex gekoppelt sein – je nachdem, was gerade niedriger ist. Dadurch sollen Studierende finanziell entlastet werden. Die Änderung des Index soll sicherstellen, dass die Schulden der Studierenden zukünftig nicht schneller wachsen können als das Lohnwachstum.
Insgesamt drei Milliarden US-Dollar an Studienschulden sollen so nun entfallen. Laut dem "Guardian" bedeutet das im Durchschnitt pro Person eine Ersparnis von 1200 US-Dollar.
Die Gesetzesänderung soll rückwirkend ab dem 1. Juni 2023 greifen. Der Grund: Im vergangenen Jahr lag der Verbraucherpreisindex bei 7,1 Prozent, während der Lohnindex nur bei 3,2 Prozent lag. Viele Kreditschulden stiegen dadurch schneller, als die Australier:innen sie mit ihrem Einkommen abbezahlen konnten.
Australiens Bildungsminister Jason Clare gab an, die Gesetzesänderung sei eine direkte Empfehlung, die aus einem zwölfmonatigen Bericht über das Hochschulsystem im Land hervorgeht. "Dadurch wird das, was letztes Jahr passiert ist, ausgelöscht und sichergestellt, dass so etwas nie wieder passiert", sagte Clare.
Laut Regierungsinformationen umfasste der Gesamtbetrag der ausstehenden Studienschulden in 2023 rund 78,23 Milliarden australische Dollar (circa 47,97 Milliarden Euro).
Etwa drei Millionen Australier:innen haben ein solches Studiendarlehen aufgenommen. Durchschnittlich sind sie mit 26.500 US-Dollar verschuldet.
Neben der finanziellen Entlastung soll es laut Bildungsminister Clare weitere Maßnahmen geben, um den hohen Lebenshaltungskosten entgegenzuwirken. Unter anderem plane die Regierung ein Stipendium für unbezahlte Pflichtpraktika im Rahmen des Studiums und niedrigere studentische Beiträge für Geringverdienende.