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Soziales Rezept in Deutschland: Ärzte verschreiben neue Leistungen

KYIV, UKRAINE - MAY 16, 2024 - Participants in a clay modeling workshop for military personnel who have been exposed to combat-related mental trauma as part of an art project created by the National U ...
Wenn der Doktor einem Kurse verschreibt: Gesundheit ist auch von Kunst, Kultur und Sozialem abhängig.Bild: imago images / ukrinform
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Soziales Rezept: Ärzte in Deutschland verschreiben völlig neue Leistung

Schlafmangel wegen Stress auf der Arbeit? Magen-Darm-Probleme wegen Prüfungsangst? Kopfschmerzen, weil einem alles zu viel wird? Die Awareness für psychosomatische Probleme steigt jedenfalls, wie auch ein neues Testprojekt zeigt.
04.04.2025, 10:0304.04.2025, 10:03
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Es gibt Krankheiten, die sind einfach zu diagnostizieren. Die Symptome sind gemeinhin bekannt, man geht zum Arzt, der schickt einen nach wenigen Minuten Beratung mit einem Rezept in die Apotheke oder zu Spezialist:innen. Frustriert und verunsichert sind Patient:innen hingegen, wenn sie Symptome haben, die nicht eindeutig zu erklären sind.

Häufig werden einige Untersuchungen durchgeführt, von denen keine auffällig ist. Schmerzen sind aber keine Einbildung, sie sind spürbar, ergo real. Dann bläut es den Ärzt:innen und sie befragen einen zum mentalen Befinden und möglichem Stress.

Mit den Lösungen wird man dann aber womöglich allein gelassen, denn diese fallen häufig nicht in den Zuständigkeitsbereich von Mediziner:innen, höchstens von Therapeut:innen. Nun gibt es dafür aber eine Lösung: Das "Soziale Rezept".

Ärzte dürfen "Soziales Rezept" verschreiben

Für derlei Situationen gibt es in anderen Ländern, etwa in Großbritannien, schon länger das "Soziale Rezept". Dabei handelt es sich um die Verschreibung von Services, die nicht den typischen Arztleistungen entsprechen. Für die Verbesserung der mentalen Belastung werden Soziales, Kunst und Kultur verschrieben. In Deutschland ist ein solches Vorgehen bisher weder weit verbreitet noch gesetzlich erfasst.

Doch die Berliner Charité hat nun immerhin ein Projektmodell gestartet, in dem "in den kommenden fünf Jahren 22 europäische Gesundheits- und Forschungseinrichtungen die Effekte des Sozialen Rezepts insbesondere bei benachteiligten Personengruppen untersuchen", wie es in einer Mitteilung heißt. Das Projekt soll demnach mit 6,9 Millionen Euro von der Europäischen Union unterstützt werden.

Mit dem Rezept sollen Betroffene demnach an geschultes Fachpersonal weitergeleitet werden. Dieses unterstützt die Patient:innen dann dabei, das richtige Angebot für ihre individuelle Situation zu finden.

Das kann im Falle von Menschen, deren finanzielle Lage ihnen aufs Gemüt oder den Körper schlägt, etwa eine Schuldnerberatung sein. Wer sich einsam fühlt, wird wiederum an eine Laufgruppe oder einen Kunstkurs weitergeleitet. Wolfram Herrmann, Leiter des europäischen Social-Prescribing-Projektes, erklärt:

"Das Soziale Rezept ist ein innovatives Konzept, um Menschen mit sozialen Problemen aus der hausärztlichen Versorgung an Angebote vor Ort zu vermitteln."

Das Angebot richte sich "insbesondere auf ältere alleinlebende Menschen, LGBTIQ-Personen sowie Geflüchtete und Einwander:innen in erster Generation, um die Wirksamkeit des Ansatzes zu prüfen".

Soziales Rezept bereits in Brandenburg im Einsatz

Neben weiteren europäischen Ländern nimmt auch Deutschland in den kommenden fünf Jahren an dem Projekt teil. Die Charité stellt etwa eine Hausarztpraxis in Brandenburg vor.

Der dort angestellte Arzt Benjamin Senst erklärt: "Die Menschen kommen mit körperlichen Beschwerden zu uns, die Ursachen sind aber häufig mit Wohnungsproblemen, finanziellen Sorgen, Schwierigkeiten bei der Arbeit, in der Beziehung oder mit Alkoholmissbrauch verbunden."

Einmal wöchentlich würde eine Facharbeiterin in die Praxis kommen und Betroffene beraten und gezielt an die Hilfsangebote weiterleiten. Senst erzählt von einem Erfolgsbeispiel, bei dem "ein Patient mit schwerem Belastungssyndrom in einen Stressbewältigungskurs seiner Krankenkasse vermittelt werden" konnte. Er sei heute "gesund und wieder in Vollzeit tätig".

Wo genau in Deutschland das Projekt noch durchgeführt wird, ist leider nicht einsehbar. Wer jedoch in seiner Hausarztpraxis demnächst das Stichwort "Soziales Rezept" liest, darf sich freuen.

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