Frauen und Männer zeigen bei Krankheiten oft unterschiedliche Symptome. Das gilt nicht nur für physische Leiden wie Herzinfarkte, sondern auch für psychische Erkrankungen wie Depressionen.
Hat ein Mann etwa einen Herzinfarkt, geht das in der Regel mit Schmerzen in der linken Brust einher. Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt hingegen ganz anders, viel subtiler. Symptome können hier beispielsweise starke Müdigkeit, Luftnot oder Übelkeit sein.
Das Problem: Vieles ist über den weiblichen Körper und dessen Gesundheit gar nicht bekannt, weil meist an Männern geforscht wird. Diese Wissenslücke in den geschlechterspezifischen Unterschieden wird als "Gender Health Gap" bezeichnet.
Als Konsequenz werden gesundheitliche Leiden bei Frauen häufig nicht oder nicht rechtzeitig erkannt und behandelt. In medizinischen Notfällen kann das sogar lebensbedrohlich enden.
Joe Biden will das nun ändern. Der US-Präsident und Demokrat unterzeichnete eine Verordnung, mit der die Bundesbehörden angewiesen werden, zukünftig umfassende Daten über die Gesundheit von Frauen zu erheben. Das berichtet die österreichische Tageszeitung "Der Standard" unter Berufung auf die Austria Presse Agentur (APA).
Das Gender Health Gap soll somit weiter geschlossen werden. Zudem soll die Forschung zu Krankheiten gefördert werden, die speziell Frauen nach der Menopause betreffen. Dazu zählen unter anderem Osteoporose, Infarkte und Alzheimer.
Das fehlende Wissen über geschlechterspezifische Unterschiede im Bereich Gesundheit ist ein weltweites Problem. So gelten Krankheiten, die alleine Frauen betreffen, generell als weniger erforscht.
Als Folge gibt es für viele Krankheitsbilder, die weitestgehend oder ausschließlich Frauen betreffen, oft keine angemessenen Therapiemöglichkeiten. Dazu zählt unter anderem die Endometriose, eine weit verbreitete Krankheit, von der rund jede zehnte Frau betroffen ist. Trotz der hohen Anzahl der Erkrankten ist die Ursache von Endometriose bis heute wissenschaftlich nicht geklärt. Auch eine adäquate, langfristige Behandlung ohne Hormone gibt es bisher nicht.
Auch in Deutschland wird über diese Ungerechtigkeit diskutiert. Die Bundesregierung sicherte im Koalitionsvertrag 2021 zu, "geschlechtsspezifische Unterschiede in der Versorgung, bei Gesundheitsförderung und Prävention und in der Forschung" zukünftig zu berücksichtigen.
Zudem soll Gendermedizin Teil des Medizinstudiums werden, sodass angehende Mediziner:innen ein vollumfängliches Wissen darüber haben, wie unterschiedlich sich Krankheiten auf Frauen und Männer auswirken.
Bis 2025 will das Bundesgesundheitsministerium insgesamt zwölf Projekte mit einem Volumen von knapp vier Millionen Euro fördern, wie die Rheinische Post berichtete.