Demenz: Forscher der Uni Köln arbeiten an neuer Diagnostik für Frauen
Frauen weltweit sind anfälliger dafür, an Demenz zu erkranken, als Männer. Zahlen der Alzheimer's Association etwa belegen, dass das Erkrankungsrisiko bei Frauen ab 45 im Schnitt bei 20 Prozent liegt, während Männer im gleichen Alter nur zu etwa zehn Prozent erkranken.
Die Gründe für diese Unterschiede sind vielfältig. Ein wichtiger, bisher jedoch weitgehend unerforschter Punkt sind die hormonellen Veränderungen von Frauen in und nach der Menopause. Genau hier soll ein neues Forschungsprojekt der Universität Köln nun ansetzen.
Forscher untersuchen Wirkung von Östrogen im Gehirn
In den Wechseljahren reduziert sich die Östrogenproduktion, weil die Eierstöcke ihre Funktion einstellen. Im Rahmen des Projekts IMAGESTRO (Imaging of Estrogen Receptors) wollen Wissenschaftler:innen mithilfe bestimmter Tracern sichtbar machen, wo das Hormon im Gehirn konkret wirkt.
"Das eröffnet die Möglichkeit, Veränderungen zum Beispiel im Rahmen der Menopause zu erkennen", erklärt Prof. Dr. Alexander Drzezga, Projektleiter und Arzt an der Universität Köln, in einer Pressemitteilung. "Dies soll dazu beitragen, besser zu verstehen, ob und wie diese mit dem gehäuften Auftreten bestimmter neurodegenerativer Erkrankungen bei Frauen zusammenhängen."
Neurodegenerative Erkrankungen sind Krankheiten, bei denen Nervenzellen im Gehirn nach und nach zerstört werden. Hierzu zählen neben Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen auch Parkinson und die Huntington-Krankheit.
Neue Studien könnten Demenz-Therapien verbessern
Für ihr Vorhaben hat das Team aus Köln kürzlich auch eine Förderung durch die Organisation Wellcome Leap zugesagt bekommen. Diese setzt sich im Rahmen des "CARE"-Programms für die Ursachenforschung zu Demenz bei Frauen ein.
Die Erkenntnisse aus entsprechenden Untersuchungen sollen später auch bei der Entwicklung personalisierter Therapien für Demenzpatientinnen helfen. "Langfristig wollen wir mit solchen Bildgebungsverfahren dazu beitragen, das Risiko für Demenzerkrankungen, besonders bei Frauen, besser zu verstehen und zu verringern", betont Prof. Drzezga.
Zunächst stehen jetzt erste Studien unter Anwendung der Tracer an. In einem späteren Schritt sollen in einem Pilotprojekt der Uni Köln Unterschiede im Gehirn bei Frauen vor und nach der Menopause herausgearbeitet werden.
Dem Robert‑Koch‑Institut (RKI) zufolge waren in Deutschland im Jahr 2022 rund 3,3 Prozent der Frauen über 40 mit einer Demenzerkrankung diagnostiziert. Expert:innen verweisen hier auch auf regionale Unterschiede und entsprechende Einflüsse abweichender Lebensumstände.
