Pferde waren für Menschen über Jahrhunderte hinweg neben Schiffen das wichtigste Mittel zum Transport und zur Kriegsführung. Im Gizeh-Museum in Kairo lassen sich heute die Streitwagen bestaunen, auf denen sich der berühmte Pharao Tutanchamun ziehen ließ.
Zum Massenverkehrsmittel wurden die Einhufer in der Blütephase der Postkutschen im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Durch den Ausbau der Eisenbahn im Zuge der industriellen Revolution und dem Durchbruch des Automobils wurden die Tiere weitgehend abgelöst.
Heute dienen Pferde dem Menschen oftmals lediglich als Freizeitvergnügen. An zahlreichen Urlaubsorten werden noch immer Kutschfahrten als Touristenattraktion angeboten. Was bei Urlauber:innen nostalgische Gefühle auslöst, ist für die Pferde gerade in heißen Regionen mit viel Leid verbunden.
Tierschutzorganisationen fordern daher schon lange, Kutschfahrten zu verbieten. Eine Stadt auf Mallorca führt nun elektrisch betriebene Wagen ein.
Wie das "Mallorca Magazin" berichtet, plant die Stadt Alcúdia im Norden der Baleareninsel die motorisierten Kutschen noch in dieser Urlaubssaison in Betrieb zu nehmen.
Vergangene Woche habe die Gemeinde das in Valencia gefertigte Modell erstmals vorgestellt, heißt es in dem Bericht. Dabei konnten Bewohner:innen und Urlauber:innen die rot-weißen Kutschen auf einer Probefahrt testen.
Der Einführung war eine zweijährige administrative Vorbereitung vorangegangen. Die Stadtverwaltung habe im Frühjahr die Vorschriften geändert, um die Zulassung der elektrisierten Gefährte zu ermöglichen.
Laut der "Mallorca Zeitung" haben sich die Kutscher mit dem Anliegen selbst an die Gemeinde gewandt. Immer mehr Tourist:innen hätten sich bei ihnen über Tierquälerei beschwert. Hinzu kommt, dass die Pferdekutschen bei Hitzewarnungen des spanischen Wetterdienstes ab der Stufe Gelb nicht mehr verkehren dürfen. Aufgrund des Klimawandels kommt das immer häufiger vor.
Die Kutschen, die neben der Fahrer:in Platz für fünf Passagiere bieten, dürfen nur im Gemeindegebiet von Alcúdia verkehren. Außerdem dürfen die Kutschen keine Werbung tragen. Dabei ist eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde erlaubt. Damit dürften die Mobile deutlich schneller unterwegs sein, als Kutschen, die von Pferden gezogen werden.
Der "Mallorca Zeitung" zufolge kostet ein Wagen rund 30.000 Euro. Von zehn Kutschern, die es in der Gemeinde gibt, seien bereits acht auf die neuen Gefährte umgestiegen.
Laut "Mallorca Magazin" plant die Gemeinde nicht, den übrigen Kutschern die Erlaubnis zur Nutzung der Pferde zu entziehen. Beide Systeme würden nebeneinander bestehen bleiben. Der "Mallorca Zeitung" zufolge soll dies allerdings nur noch bis 31. Oktober erlaubt sein. Nach diesem Stichtag sollen demnach alle auf die elektrisierten Kutschen umsteigen.
Tierschutzorganisationen fordern schon lange ein Verbot der Pferdekutschen auf Mallorca. 2022 hatte ein virales Video, auf dem ein wegen der Hitze zusammengebrochenes Pferd in der Hauptstadt Palma zu sehen ist, dafür gesorgt, dass der Stadtrat der Hauptstadt Palma ein Verbot beschloss.
Dieses sollte eigentlich im vergangenen Jahr in Kraft treten. Die neue Stadtregierung aus der konservativen PP und der rechtsextremen Vox haben aber der "Mallorca Zeitung" zufolge das Verbot im vergangenen Jahr vorerst auf Eis gelegt.