Das Bundeskriminalamt verzeichnete seit dem Angriff der Hamas auf Israel einen massiven Anstieg antisemitischer Straftaten. Die Lage ist für viele jüdische Menschen unberechenbar. Eine bittere Bilanz, besonders mit dem Blick auf die Geschichte Deutschlands.
Während die antisemitischen Straftaten zunehmen, hapert es bei der Aufarbeitung der NS-Zeit ebenfalls. So stellte sich kürzlich heraus, dass Nazi-Verbrecher seit Jahren Kriegsrenten erhalten, weshalb Historiker:innen Alarm schlugen. Doch stellenweise geht es auch besser voran: Gerade erst wurde beispielsweise ein starkes Symbol gegen Hass gesetzt.
Aus dem ehemaligen Haus des Kommandanten des NS-Vernichtungslagers Auschwitz, Rudolf Höß, wird ein Zentrum zur Bekämpfung von Antisemitismus. Die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Counter Extremism Project (CEP) erklärte, das Zentrum werde am 27. Januar eröffnet. Eine symbolträchtige Entscheidung, da es sich um den 80. Jahrestag der Befreiung des Lagers handelt.
Damit will die Organisation verdeutlichen, dass es künftig für den Kampf gegen Hass stehen soll. Das Haus, das laut Medienberichten nach dem Ende des Krieges in privaten Besitz überging, wird laut dem CEP den Namen "Auschwitz Zentrum für die Recherche zu Hass, Extremismus und Radikalisierung" tragen.
Das Haus mit großem Garten war Schauplatz des Holocaust-Films "The Zone of Interest", in dem Höß mit seiner Familie in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem NS-Vernichtungslager ein idyllisches Privatleben führte. Der Film wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet.
Die Gestaltung des Zentrums wird laut CEP der Architekt Daniel Libeskind verantworten. Libeskind, der die polnische und die US-amerikanische Staatsangehörigkeit hat, ist vor allem für seinen Entwurf des Jüdischen Museums in Berlin bekannt. Die Akustik des Zentrums wurde dem italienischen Dirigenten Francesco Lotoro anvertraut, der seit über 30 Jahren Musik sammelt, die in verschiedenen Vernichtungslagern geschrieben wurde.
Die Nazis hatten im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im besetzten Polen zwischen 1940 und 1945 etwa eine Million europäische Jüdinnen und Juden ermordet. Das Lager steht daher wie kein zweites für den Massenmord an den Juden durch das deutsche NS-Regime.
In Auschwitz-Birkenau wurden außerdem etwa 80.000 nicht-jüdische Polen, 25.000 Roma und 20.000 sowjetische Soldaten umgebracht. Am 27. Januar 1945 befreite die sowjetische Armee das Lager. Daran wird alljährlich in Polen und weltweit erinnert.
(Mit Material von afp)