Jeder Fünfte in Deutschland kann sich keinen Urlaub leisten. Eine einwöchige Reise ist ergo für 21 Prozent der Bevölkerung unbezahlbar. Eine Zahl, die auf Berechnungen des Statistischen Bundesamts beruht und entsprechend alarmierend ist. Um nochmal aufzuzeigen, wie dramatisch sie ist: Es handelt es sich um 17,4 Millionen Menschen.
Urlaub ist also keine Selbstverständlichkeit, die Erholung außerhalb der eigenen vier Wände ein Luxus. Diese traurige Tatsache sollte politischen Willen erzeugen, einen gewissen Reformismus an den Tag zu legen, etwa mittels rigoroser Lohn- und Sozialpolitik. Thüringens Landesregierung gibt hier ein positives Beispiel ab.
Nach Angaben des dortigen Sozialministeriums stellt das Land rund 459.000 Euro für Urlaubsaufenthalte von Familien mit wenig Geld zur Verfügung. Wo die eigenen Mittel nicht reichen, soll es Unterstützung für den Aufenthalt in ausgewählten Thüringer Ferienstätten geben.
Die Familien haben die Wahl zwischen fünf Ferienstätten in Oberhof im Thüringer Wald, Leinefelde-Worbis, Uder (beide Eichsfeldkreis), Straußberg (Kyffhäuserkreis) und Nordhausen. Gefördert werden nach Ministeriumsangabe Aufenthalte von zwei bis 12 Nächten, wobei das Land einen Zuschuss von 20 bis 30 Euro pro Nacht und Person zahlt.
Das Geld fließt nicht direkt in Richtung der Familien, sondern wir den Einrichtungen zur Verfügung gestellt, um reduzierte Tagessätze anbieten zu können. Das solle sicherstellen, dass die Mittel nicht zweckentfremdet ausgegeben werden, heißt es von einer Ministeriumssprecherin. Ein wenig Misstrauen schwingt bei der Entscheidung also mit.
Thüringen unterstützt seit vielen Jahren auf diese Weise den Urlaub bedürftiger Familien, zeitweise übernahm das eine inzwischen aufgelöste Landesstiftung. Auch ein Sonderprogramm wurde aufgelegt. Seit dem vergangenen Jahr gilt eine neue Richtlinie, die die Förderkriterien regelt.
Sie ist noch mindestens bis Ende des nächsten Jahres in Kraft. Für 2026 ist nach derzeitigem Stand eine Aufstockung der Mittel auf 482.000 Euro vorgesehen.
Für Kinder, die ihre Ferien zu Hause verbringen, haben unterdessen Kommunen, Kirchen, Vereine und Museen Ferienprogramme zusammengestellt. Angeboten werden unter anderem Tierparkführungen, Workshops, Basteltage und Ausflüge.
Die Idee des Sozialministeriums bringt gleich zwei Vorteile mit sich: Einerseits bekommen armutsbetroffene Familien die Möglichkeit, Urlaub zu machen; andererseits wird der Tourismussektor angekurbelt. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Einrichtungen ihre Tagessätze auch entsprechend anpassen.
(Mit Material von dpa)