Seit den späten 2010er Jahren sind immer häufiger queere Charaktere in Filmen und Serien zu sehen. Davor nahmen sie meist nur kleine Nebenrollen ein und wurden klischeehaft dargestellt. Gerade zu Beginn der 2000er-Jahre war der schwule beste Freund, der gerne Schuhe einkauft, eine häufig besetzte Rolle in Komödien, um Lacher beim Publikum zu provozieren.
Mittlerweile hat sich das geändert. Viele Streamingdienste bieten eine große Auswahl an LGBTQIA+-Filmen und Serien an, in denen die Charaktere vielfältiger dargestellt werden. Das Publikum ist begeistert: Mit Produktionen wie dem Serien-Hit "Sex Education" erzielt Netflix große Erfolge.
Während sich Filme mit relevanten queeren Charakteren wie in "Oskars Kleid" auf der Kino-Leinwand zunehmender Beliebtheit erfreuen, zieht jetzt auch das deutsche Fernsehen nach. Im Jahr 2023 ist der Anteil der Queerfilme laut einer Studie auf 4,9 Prozent gestiegen – 2022 war dieser noch um ein Viertel geringer.
Für die Studie untersuchte die Queere Medien Datenbank mehr als 15.000 Filme und Serienfolgen mit einer Länge von 90 Minuten. Davon zeigten 760 mindestens eine handlungsrelevante Figur aus der LGBTQIA+-Community.
Ein großer Unterschied ist zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk und den Privatsendern zu erkennen. Im vergangenen Jahr wurden in den ersten, zweiten und dritten Programmen fast 550 Dokumentar- und Spielfilme über schwul-lesbische Themen ausgestrahlt. RBB steht durch die Filmreihe "rbb QUEER" an vorderster Stelle. Nachzügler sind die Sender 3sat und MDR.
Die Privatsender zeigten nur etwas mehr als 210 queere Filme. Tele 5 und sixx sind in diesem Segment Spitzenreiter. Enttäuschend wenig Diversität wurde dem Publikum von Pro7maxx und Nitro geboten. Beide Sender integrierten zusammen in einem ganzen Jahr noch nicht einmal zehn Beiträge in das Programm.
Es lässt sich zwar in den letzten Jahren eine positive Entwicklung verzeichnen, jedoch gibt es in einigen Punkten noch viel aufzuholen.
Das Primetime-Programm ist weiterhin heteronormativ geprägt, es konnte lediglich ein Anstieg von 0,2 Prozent zum Vorjahr vermerkt werden. RBB und Arte schnitten unter dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk am besten ab. Bei den Privatsendern konnten erneut Sixx und Tele 5 punkten – Prosieben Maxx zeigte keinen einzigen Queerfilm in der Sendezeit.
Auch in den Kategorien "Filme mit LGBT-Hauptthematik" und "Anzahl der TV-Premieren (Hauptthematik)" ist noch deutlich Luft nach oben. Bei den meisten LGBTQIA+-Beiträgen handelte es sich um Wiederholungen, nur 26 Filme wurden zum ersten Mal gezeigt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hatte auch in diesen Gebieten deutlich die Nase vorne.
Die Studie zeigt, dass sich das deutsche TV-Programm immer mehr mit Queerfilmen auseinandersetzt und auch zunehmend auf Diversität achtet. Vor allem RBB oder Arte, aber auch Privatsender wie Sixx oder Tele 5 gehen mit gutem Beispiel voran.
Trotzdem besteht noch großes Verbesserungspotenzial: Das deutsche Fernsehen hinkt dem Kino und den Streamingdiensten immer noch deutlich hinterher. Dabei ist es aktuell besonders wichtig, Menschen außerhalb der Norm im Fernsehen zu thematisieren und repräsentieren. Dadurch können Vorurteile am effektivsten aus dem Weg geräumt und neuer Platz für Vielfalt geschaffen werden. Das Fernsehen kann hierbei als großes und öffentliches Medium gezielt auf Trans- und Homofeindlichkeit aufmerksam machen.