Es war die längste Schatzsuche der Welt, die populärste Schnitzeljagd der vergangenen Jahrzehnte: die Suche nach der goldenen Eule. Initiiert hat sie Paul Régis Hauser, seines Zeichens professioneller Rätselersteller und ehemaliger Rallyefahrer, im April 1993.
Irgendwo in Frankreich grub er ein 80 Zentimeter tiefes Loch und versteckte darin eine kleine, goldene Eulenskulptur. 150.000 Euro soll sie zu dem Zeitpunkt wert gewesen sein. Wer sie findet, bekommt ergo ein kleines Vermögen. Tausende zogen los. Nun, 31 Jahre später, kommt die Suche zu einem Ende.
"Herzlichen Glückwunsch an den Finder der Eule", heißt es auf der offiziellen Seite "goldenowlhunt". Bereits vergangenen März kündigte der Organisator der Schatzsuche an, dass jemand eventuell auf die Eule gestoßen sein könnte. Die Bestätigung folgte nach längerer Prüfung.
Für die Bewohner:innen rund ums Suchgebiet dürfte das eine Erleichterung bedeuten: Als Hauser den Startschuss zur Suche gab, zogen Horden – bewehrt mit Metalldetektoren – durch Felder, Wiesen und Dörfer, gruben teilweise ganze Abschnitte um.
Manche schreckten auch nicht davor zurück, unter Bahngleisen oder in fremden Grundstücke zu buddeln; einer schwang seine Spitzhacke sogar im Bereich einer Bank. Den gewaltigen Hype löste Hauser vor allem mit seinem Buch "Sur la trace de la chouette d'or" (Auf der Spur der Goldenen Eule) aus, das er 1993 unter dem Pseudonym Max Valentin veröffentlichte.
Er präsentierte auf 22 Seiten elf Rätsel mit Hinweisen zu dem Versteck. Schätzjäger:innen mussten darin vertrackte Schachspiele lösen, kartografische Chiffren entschlüsseln und auch historische Anspielungen interpretieren. Über eine Art französischem Internetvorläufer, Minitel, rührte er die Werbetrommel für die Suche. Seine Fangemeinde wuchs rasant, ein Mythos entstand.
Wie gut Versteck und Rätsel gewesen sein müssen, zeigt besonders, dass selbst moderne Hilfsmittel wie das Internet die Suche nicht wirklich beschleunigten.
Grund dafür waren wahrscheinlich auch falsche Fährten, die manche in Facebook-Gruppen posteten, um Konkurrent:innen auszuschalten. Bei den komplexen Rätseln sorgte das für einen noch höheren Schwierigkeitsgrad und (mutmaßlich) für viel Wut.
Doch der ganze Irrsinn ist vorbei – 11.485 Tage war die Eule vergraben. Bisher ist noch nicht bekannt, wer die Finderin oder der Finder ist. Hauser selbst kann das Ende der Suche leider nicht miterleben. Er starb bereits 2009. Ein Legendenstatus unter Rätselfreund:innen ist ihm aber sicher.