Er sorgt bei vielen für eine gekränkte Eitelkeit, schlägt aufs Ego, drückt die Laune – die Rede ist von Haarausfall. Rund 30 Prozent der Männer sind davon betroffen, die häufigste Ursache ist dabei Androgenetische Alopezie, also erblich bedingter Haarausfall. Frauen sind davon ebenso betroffen, nur im Vergleich deutlich seltener.
Seit Jahren suchen Betroffene Wege, den Haarschwund zu bekämpfen. Diverse Produkthersteller:innen geben dazu vollmundige Versprechen, lösen diese aber häufig nicht ein. Jetzt melden Wissenschaftler:innen, dass sie eine neue Behandlungsmethode für erblich bedingten Haarausfall gefunden haben.
Angefangen hat es mit dem Zucker "Desoxyribose". Der kommt natürlich im Körper vor und hilft beim Aufbau der DNA, ist im Grunde ein Teil von ihr. Forscher:innen der University of Shfeffield und der COMSATS University in Pakistan wollten untersuchen, inwiefern sich der Zucker auf die Wundheilung von Mäusen auswirkt. Bei der Behandlung merkten sie aber, dass das Fell der Mäuse um die Wunden herum schneller wuchs als bei unbehandelten Mäusen.
Bereits im Juni veröffentlichte die Gruppe eine Studie, in der sie das Rückenfell von männlichen Mäusen, die an erblich bedingten Haarausfall litten, entfernten und eine kleine Dosis Desoxyribose-Gel auf die freiliegende Haut verteilten. Das Fell wuchs darauf kräftig nach, es sprossen lange dicke Haare.
"Unsere Forschung legt nahe, dass die Lösung zur Behandlung von Haarausfall ganz einfach darin bestehen könnte, einen natürlich vorkommenden Desoxyribose-Zucker zu verwenden, um die Blutversorgung der Haarfollikel anzukurbeln und so das Haarwachstum zu fördern", schreiben die Forscher:innen.
Das Team entwickelte ein biologisch abbaubares, ungiftiges Gel aus Desoxyribose und testete es in einer weiteren Studie an männlichen Mäusen mit Glatzenbildung. Zum Vergleich nahmen sie noch Minoxidil, ein Medikament gegen Haarausfall, das jedoch nicht bei allen Menschen wirkt. Bei den Mäusen wirkten beide Mittel gleich gut, sie förderten das Haarwachstum um 80 bis 90 Prozent.
Die Studie dazu findest du hier.
Unklar ist, warum das Desoxyribosegel das Haarwachstum anregt. Die Forscher:innen stellten jedoch um die behandelte Stelle eine Zunahme an Blutgefäßen und Hautzellen fest. "Je besser die Blutversorgung der Haarzwiebel, desto größer ihr Durchmesser und desto stärker das Haarwachstum", schreiben sie. Jetzt fehlen noch Studien mit menschlichen Proband:innen.
Wenn sich das Gel auch hier als wirksam erweist, könnte es nicht nur erblich bedingten Haarausfall allmählich ausmerzen, sondern auch das Haarwachstum nach einer Chemotherapie anregen. "Unsere Forschung befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium", sagte MacNeil, "aber die Ergebnisse sind vielversprechend und rechtfertigen weitere Untersuchungen."