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LeFloid: Youtube-Star packt über Ex-Kanzlerin Angela Merkel aus

LeFloid gilt als Urgestein der Youtuber-Szene.
LeFloid gilt als Urgestein der Youtuber-Szene.bild:lefloid
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LeFloid: Über die geheime Leidenschaft von Gamern – und Aiwanger als Interview-Gast

26.09.2023, 11:52
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Der Berliner Florian Diedrich, Pseudonym LeFloid, ist einer der bekanntesten deutschen Webvideoproduzenten und Betreiber mehrere Youtube-Channels.

Vor der diesjährigen Gaming- und Cosplay-Messe Polaris (13. - 15. Oktober in Hamburg), bei der er auch auftritt, sprach watson mit ihm über sein berühmtes Merkel-Interview, den Medienkonsum seiner Kinder und die Faszination des Kochens.

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Watson: Digitale Medien sind dein Arbeitsalltag. Welche Regeln hast du für den Medienkonsum deiner Kinder?

LeFloid: Wir haben nicht direkt Regeln. Wir haben das Glück, dass wir ein Stück außerhalb wohnen mit Garten und oft viele Freunde hier sind. Das heißt, ich laufe noch nicht Gefahr, dass sie versucht sind, sich den ganzen Tag vor ein technisches Gerät zu klemmen. Aber wenn sie zum Beispiel krank sind, können sie auf dem Tablet spielen, das ist alles kein Thema. Da haben sie einen Darf-Schein.

Hast du schon mal mit ihnen gezockt?

Meine Kinder sind jetzt fünf. Und sie sind sehr gut in Mario Kart. Es hat ja noch diese schönen Hilfen, dass sie nicht ständig von der Strecke fliegen und so und das war am Anfang echt ziemlich cool.

"Ich arbeite effektiver, je mehr Stress ich habe."

Haben sie gewonnen?

Ja. Also nicht gegen mich natürlich. Aber 50 Kubikzentimeter Computer machen sie flach, klar.

Du sagst, früher war deine Arbeit wie eine Sucht. Braucht man diese Leidenschaft, um erfolgreich zu werden?

Das kommt darauf an, wie man gestrickt ist. Es gibt natürlich Leute, denen so ein Stresslevel weniger Freude bereitet. Aber für mich ist ein gewisser Stress und Deadlines auch Motivator. Ich habe wahnsinnige Probleme, mich selbst zu motivieren, wenn nicht wirklich quasi die Pistole schon am Kopf ist. Deshalb arbeite ich effektiver, je mehr Stress ich habe. Dass das nicht gesund ist, steht außer Frage. Aber für meine Arbeitseffektivität ist es so: Umso mehr Projekte gleichzeitig zu realisieren sind, desto besser. Wenn ich wenig zu tun habe, bin ich wenig produktiv, dann kriege ich die wenigen Sachen, die zu tun sind, auch nicht gebacken.

LeFloid betreibt die Kanäle: LeFloid, DoktorFroid React, DoktorFroid und DoktorFroid Gamebang.
LeFloid betreibt die Kanäle: LeFloid, DoktorFroid React, DoktorFroid und DoktorFroid Gamebang.bild: lefloid

Das Interview mit Angela Merkel 2015 war wohl eines deiner größten Projekte. Seitdem hat man nicht mehr viel zur Politik von dir gehört. Warum?

Ich hätte es auch noch mal gemacht, wenn auch unter anderen Rahmenbedingungen. Aber ich hatte ja nie von Grund auf "politische Ambitionen". Ich habe eine politische Meinung und ich habe auch eine Haltung. Aber ich habe mich nie in der Politik gesehen, weder mit einem journalistischen Auftrag noch dort zu arbeiten. Es war nie mein Steckenpferd. Es war so ein bisschen das klassische "Gelegenheit macht Diebe".

Warum andere Rahmenbedingungen?

Ich würde diesmal wahrscheinlich eine andere Auswahl an Themen treffen. Und auch nicht im Vorfeld so in Stein meißeln lassen, welche Fragen gestellt werden dürfen und welche nicht.

"Ich würde mich gern mal jemandem wie Aiwanger oder Alice Weidel unterhalten."

Hat sich Frau Merkel danach noch mal bei dir gemeldet?

Nein. Aber ihr Licht-Double war sehr nett.

Gibt es andere Politiker:innen, die du gerne interviewen würdest?

Auf jeden Fall. Aber dann eher im Podcast, so wie Nina Müller oder Hotel Matze: Ein Deep Dive zu persönlichen Themen. Was mich immer interessieren würde bei Politikern, ist, wie sehr stehen sie selber tatsächlich hinter ihren Entscheidungen? Vor allem, wenn das Kompromiss-Deals sind. Und wie viel Verrat am eigenen Ideal ist dabei? Mit wem ich mich wirklich wahnsinnig gerne mal unterhalten würde – ohne ein politisches Interview zu führen, sondern wirklich unterhalten – wäre Gregor Gysi. Der ist ja zurzeit überall. Aber auch mal mit so jemandem wie Aiwanger oder Alice Weidel. Aber das Blöde ist, dass sich ja niemand so sehr öffnet, dass es mal um ganz persönliche Motive geht.

"Kochen hat wahnsinnig viel mit Gaming zu tun."

Die Gamer-Plattform Twitch ist inzwischen auch eine Art Koch-Channel geworden. Warum kochen Gamer so gerne?

Ich weiß nicht. Wobei, ich habe zumindest Vermutungen. Viele Games beinhalten auch Rezepte, es gibt ganze Quest Lines (Anm. d. Red.: Als Quest bezeichnet man Aufgaben, die ein Spieler lösen muss.), wo es darum geht, Rezept-Bestandteile zu sammeln, zu kochen und Items (Anm. d. Red.: Ein Item ist ein virtueller Gegenstand innerhalb der Spielwelt eines Computerspiels) herzustellen, zu craften. Gerade aus dem japanischen Raum gibt es Rollenspiele, wo ganze Rezeptbücher gesammelt werden. Somit könnte man sagen, Gaming hat wahnsinnig viel mit Kochen zu tun und Kochen hat wahnsinnig viel mit Gaming zu tun: Du hast bestimmte Prozesse, die sich immer weiter optimieren lassen.

Das ist also die Faszination dahinter?

Deine Skills werden mit der Zeit immer besser. Du hast alles, was du tust, direkt vor dir, kannst abschmecken, hast direktes Feedback. Es ist ja an und für sich, wenn man sich dafür begeistern kann, auch sehr dopamin-freundlich. Das Kochen ist ein Vorgang: Du bist bereit, eine gewisse Leistung zu erbringen und wirst direkt dafür belohnt, wenn du irgendwas Neues schaffst oder findest. Ich glaube, das kommt dem, was Spiele in einem auslösen, sehr nahe.

Wenn deine Kinder später Influencer:innen werden wollen: Wie würdest du reagieren?

Es kommt sehr auf das Alter an. Aber ich würde es ihnen nicht verbieten. Dazu bin ich überhaupt nicht in der Position. Und ich finde es auch nicht schlimm. Ich finde nur wichtig, dass ein extrem verantwortungsvoller Umgang der Eltern damit stattfindet. Das muss transparent mit dem Kind abgesprochen werden. Zum Beispiel, dass, wenn der Account irgendwann so groß ist, dass er in der Öffentlichkeit eine Signalwirkung hat, auch gewisse Pflichten damit einhergehen. Und dass auch Eltern Zugriff darauf haben, Nachrichten filtern, kontrollieren und lesen können.

Also Aufklärung statt Verbote.

Ja, absolut, 100 Prozent. Ein Verbot macht in meinen Augen absolut keinen Sinn. Es ist heute für ein Kind so einfach, irgendwas heimlich online zu machen. Und das will ich gar nicht erst riskieren, sondern lieber Verständnis und Hilfe anbieten und vielleicht auch mit eigener Erfahrung punkten, als da ein Fass aufzumachen und zu sagen: "Darfst du nicht." Ich glaube, das hat heute überhaupt kein Gewicht mehr für einen Jugendlichen.

Glaubst du nicht, dass du später gar nicht mehr kapierst, auf was für Plattformen die unterwegs sind?

Ich weiß nicht. Unsere Generation ist als Digital Native bekannt. Ich glaube, das kommt uns zugute. Ich persönlich habe großes Interesse an Neuerungen und neuen Plattformen. Ich gucke mir alles gerne an, das ist beruflich relevant und von daher glaube ich, bin ich nicht in Gefahr, so schnell den Anschluss zu verlieren.

Siehst du dich selbst als Influencer?

Der Begriff Influencer hat einen schlechten Ruf. Ich glaube, die Leute neigen sehr dazu, da eine Schublade aufzumachen. Sie sehen das nicht individuell genug. Sie wissen nicht: Wer macht eigentlich was? Ein bisschen zocken und Instagram-Foto mache ich auch, warum bin ich nicht Influencer? Dann denke ich immer: "Weil du nicht drei Firmen gegründet hast, das seit 13 Jahren machst und dir, Autodidakt wie du bist, ein kleines Medienimperium mit mehreren Angestellten zusammengebastelt hast. Deshalb vielleicht." Mich ärgert es doch sehr, wenn man so über einen Kamm geschert wird.

Was sind deine letzten drei Google-Suchen?

"Abgrundtief hässlich." Und es liegt daran, dass ich ein Youtube-Thumbnail gesehen habe, wo abgrundtief so falsch geschrieben wurde. Ganz groß auf dem Thumbnail, dass es meinen Kopf so hart wie ein Zug von der Seite erwischt hat, dass ich kurz googeln musste, wie es richtig ist. Das hat alles überschrieben, was ich da gesehen habe. Das zweite: "Wie spricht man Kaffeerösten richtig aus?" Was wirklich wenig Sinn macht, zu googeln. Das dritte ist Umsatz Esoterik Deutschland 2020. Da arbeite ich gerade an einem eigenen Video dazu.

Klingt spannend!

Ich konzentriere mich ein bisschen auf Esoterik-Ebay, weil das gar keine Regeln hat. Das ist wild, was da so von Usern wie "ElektroSchamane4.0" verkauft wird.

Wer haftet, wenn ich auf Herbstlaub ausrutsche?

In Deutschland hat der Herbst in den vergangenen Wochen endgültig Einzug gehalten. Für die einen ist die nass-graue Jahreszeit ein ungeliebter Vorbote der Winterdepression, andere lieben den Herbst für die goldenen Farben, die die Blätter der Bäume annehmen.

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