Mehrere hundert Meter lang ist die Warteschlange vor dem KitKat: Was in normalen Zeiten Berlins beliebtester Fetisch-Club ist, ist nun eine Coronavirus-Schnellteststelle. Vor allem nun, vor den Weihnachtsfeiertagen, machen sich zahlreiche Menschen nicht nur in der Hauptstadt sondern in ganz Deutschland auf, um sich vor dem Familienbesuch auf Sars-CoV-2 testen zu lassen. Schneller und günstiger als ein PCR-Test sind die Antigen-Schnelltests: Mittlerweile von zahlreichen Anbietern hergestellt, werden sie zu Preisen von etwa 30 bis 60 Euro angeboten.
Viele hoffen, kurz vor Weihnachten noch einen Corona-Schnelltest machen zu können, um zu wissen, ob sie ruhigen Gewissens Eltern und Großeltern besuchen können. Doch Testergebnisse können trügerische Sicherheit vermitteln. "Testergebnisse geben immer nur eine Momentaufnahme wieder, wenn sie nicht von Kontaktsperren begleitet sind", sagt Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon-Hochschule gegenüber watson. "Viel wichtiger wäre eine ausreichende Vor-Quarantäne."
Selbstisolation und Kontaktbeschränkung vor dem Weihnachtsfest mit seinen Liebsten fallen also trotz Schnelltest nicht weg. Auch kann man natürlich nicht ausschließen, dass man sich kurz nach dem Testen – beispielsweise in einem vollen Zug – ansteckt.
Sinnvoll kann ein Test natürlich dennoch sein, denn ist das Ergebnis positiv, fällt der Besuch bei den Großeltern natürlich flach.
Wie groß ist der Andrang an den Testzentren momentan? Und wie wird darauf geachtet, dass Menschenansammlungen vor den Zentren nicht zu Infektionsherden werden?
Watson hat darüber mit Nicole Modl gesprochen. Sie ist die Geschäftsführerin von Modl Medical. Das Unternehmens versorgt mehrere Zentren in Deutschland mit Corona-Schnelltests.
watson: Modl Medical betreibt unter anderem Testzentren im KitKat-Club in Berlin, in Nürnberg und in der Nähe von Augsburg. Wie groß ist der Andrang an den verschiedenen Standorten gerade, wie viele Menschen lassen sich aktuell täglich testen?
Nicole Modl: Es werden noch weitere Center in Norddeutschland sowie in NRW in den nächsten Tagen öffnen. Die Nachfrage ist sehr groß, und wir erfahren sehr viel positives Feedback aufgrund unserer Preisgestaltung. Die Zahlen schwanken aufgrund der Bevölkerungszahlen an den einzelnen Standorten zwischen 200 bis über 750 Personen pro Tag, die getestet werden.
Rechnen Sie mit einem größeren Ansturm direkt vor den Feiertagen? Reichen die Kapazitäten?
Die Kapazitäten in Berlin wurden erhöht – personelle Ressourcen sind ausreichend vorhanden.
Wo ist der Andrang gerade am größten? Wie lange ist die Wartezeit dort?
Das ist tages- und standortabhängig. Aber Berlin ist als Testcenter sehr gefragt.
Wie stellen Sie sicher, dass sich die Menschen in der Warteschlange nicht anstecken?
Es wird im Registrierungsvorgang deutlich darauf hingewiesen, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Abstand zu halten. Wie auch die Politik appellieren wir an die Eigenverantwortung der Menschen, Security ist ebenfalls im Einsatz.
Wer sind die Helfer vor Ort? Welchen fachlichen Hintergrund haben sie?
Unsere Teams bestehen aus Ärzten, medizinischen Fachkräften und medizinisch unterwiesenen Personen.
Wie verlässlich ist der Antigen-Schnelltest?
Die von uns verwendeten Tests haben eine Sensitivität von über 98,5 Prozent. Jedoch gilt, dass das Ergebnis maximal für acht bis zwölf Stunden valide ist. Wenn Sie also um 10 Uhr einen Test machen, dann gilt dieses Ergebnis bis zirka 18 bis 20 Uhr, jedoch nicht für den nächsten Tag.
Was passiert bei einem positiven Testergebnis? Muss noch einmal mit einem PCR-Test nachgetestet werden? Wird das Gesundheitsamt gleich benachrichtigt?
Wir folgen bezüglich eines Positiv-Ergebnisses exakt den gesetzlichen Richtlinien sowie dem Infektionsschutzgesetz. Ein PCR-Test ist verpflichtend durchzuführen, falls ein positives Ergebnis übermittelt wurde. Weiterhin werden die betroffenen Personen aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben und sich mit ihrem Hausarzt oder der KV-Bereitschaft (Kassenärztliche Vereinigung) in Verbindung zu setzen. Selbstverständlich werden die Ergebnisse datenschutzkonform, also verschlüsselt, an die Gesundheitsämter übermittelt.
Wie viel kostet der Schnelltest? Kann man sich die Kosten von der Krankenkasse erstatten?
Es handelt sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (Igel), die Krankenkasse übernimmt diese Kosten nicht. Unsere Testcenter definieren die Preise selbst, entsprechend variieren diese, liegen jedoch nie über 33 Euro.