Noch vor wenigen Jahren brachte der Werbeslogan des Wassersprudlers Sodastream ein großes "Problem" der westlichen Gesellschaften auf den Punkt: "Einfach sprudeln statt schwer schleppen" – dazu sah man angestrengte Hausmänner oder -frauen beim Tragen von Getränkekisten.
Zwar bleibt das Konzept Wassersprudler weiterhin beliebt, doch schwer schleppen muss zumindest in den deutschen Großstädten heute fast niemand mehr. Verschiedene Unternehmen liefern dank weniger Klicks massenweise Getränke bis an die Haustür.
Dass die zahlreichen Lieferant:innen dabei noch mehr Herausforderungen als dem schweren Schleppen ausgesetzt sind, legt nun ein Flaschenpost-Mitarbeiter aus Köln offen.
"Viele sind keine 40 und haben schon Probleme mit dem Rücken, sprich Bandscheibe, Hexenschuss etc.", beschreibt ein Reddit-User, der angibt, für das Lieferunternehmen Flaschenpost zu arbeiten. Demnach arbeitet er dort auf Minijob-Basis, einmal wöchentlich beliefere er zwischen 13 und 16 Haushalte in etwa sechs Stunden.
Hinweis: Die Identität des Lieferanten auf Reddit kann zwar nicht zweifelsfrei bestätigt werden. Dennoch zeichnen seine detaillierten Antworten ein Bild des Arbeitsalltags als Zusteller. Sie deuten darauf hin, dass er tatsächlich als Flaschenpost-Bote arbeitet.
Zuschläge gibt es bei dem Unternehmen offenbar nur bei besonders schneller Arbeit, was dem Mitarbeitenden zufolge aber "schwer machbar" ist. Stattdessen spiele das Trinkgeld bei dem Job eine ebenso besondere Rolle, wie etwa in der Gastronomie.
"Ich erwarte nie welches, nur wäre das in manchen Situationen echt angebracht", erklärt der Reddit-User. Er berichtet von Situationen mit Lieferungen in den vierten Stock, bei denen er bis zu neun Getränkekisten schleppen musste.
Als Richtwert nennt er zwei bis drei Euro für Lieferungen in den ersten oder zweiten Stock, für die oberen Stockwerke empfinde er durchaus vier bis fünf Euro Trinkgeld als angemessen.
"Aber meistens bin ich froh, wenn ich überhaupt was kriege", gibt er zu. An schlechten Tagen gehe er mit knapp fünf Euro Trinkgeld nach Hause.
Wer kein Trinkgeld geben kann oder will, für den hat der Reddit-User einen Tipp. "Wenn der Kunde grad kein Kleingeld hat oder einfach nichts geben möchte, bin ich auch für Hilfe echt dankbar", erklärt er.
Helfen können die Kund:innen nicht nur beim Tragen, sondern auch, indem sie den Lieferant:innen zusätzliche Abrechnungsarbeiten ersparen. Wer den Fahrer:innen etwa fremden Pfand mitgeben möchte, kann vorher laut dem Reddit-User die Anzahl vermerken. Die Mitnahme an sich störe die meisten bei Flaschenpost hingegen nicht.
Vom Unternehmen selbst erhalten Minijobber einen Stundenlohn von 13 Euro und damit etwas mehr als der gesetzliche Mindestlohn vorschreibt. Der User von Reddit macht hauptberuflich eine Lehre und lobt entsprechend die Flexibilität des Nebenjobs als Getränkelieferant. "Würde mich auch freuen, wenn ich für so eine Arbeit etwas mehr Geld kriegen würde", schränkt er jedoch ein.
Flaschenpost beliefert in Deutschland mehr als 30 Standorte mit insgesamt etwa 200.000 Getränkekisten pro Tag. Auch Unternehmen wie die Supermarkt-Kette Rewe oder der Lieferservice Lieferando bieten mittlerweile Getränke an. Schwer schleppen, ob mit oder ohne Sprudel, muss aber auch hier kein einziger Hausmann und keine einzige Hausfrau.