Bereits im Jahr 2017 lag das Durchschnittsalter deutscher Erwerbstätiger mit 44 Jahren relativ hoch, dank der Babyboomer-Generation dürfte die Arbeitswelt auch in den kommenden Jahren noch maßgeblich durch Arbeitnehmende Ü50 geprägt sein. Schwierig hieran sind nicht nur die entstehenden Hierarchien, sondern auch unterschiedliche Lebensentwürfe.
Mit dem Einstieg der Gen Z in die Arbeitswelt treffen in vielen Büros Menschen aufeinander, die so privat nie in Kontakt kommen würden. Dass hierdurch auch Probleme für das gesamte Unternehmen entstehen, zeigt nun auch eine neue Erhebung des Netzwerks LinkedIn.
In deutschen Büros funktioniert der aktuellen Befragung zufolge offensichtlich vor allem eins nicht richtig: die Kommunikation. Zwar unterstreichen etwa 65 Prozent der Arbeitnehmenden aus der Gen Z, dass bessere Kommunikation in ihren Augen auch zu einem besseren Arbeitsklima führen würde.
Trotzdem gibt rund ein Viertel der jungen Beschäftigten an, Gespräche mit älteren Angestellten in vielen Situationen aktiv zu vermeiden. Elf Prozent der Befragten aus der Gen Z haben demnach seit mehr als einem Jahr kein direktes Gespräch mit Kolleg:innen über 50 Jahren geführt. Als Grund wird in der Umfrage häufig Unsicherheit genannt, aber auch die Furcht, sich zu blamieren.
Andersherum versuchen mittlerweile offenbar viele Angestellte aus der Boomer-Generation, das Gespräch mit der jungen Generation am Arbeitsplatz zu suchen. 61 Prozent der Befragten unter den älteren Arbeitnehmenden gehen laut eigenen Angaben hierfür aktiv auf die jüngeren Kolleg:innen zu.
LinkedIn-Managerin Barbara Wittmann unterstreicht im Zusammenhang mit der Umfrage, dass in diesem Zusammenhang vor allem Führungskräfte gefragt sind. "Für die Zusammenarbeit im Team und deren Erfolg ist es daher enorm wichtig, dass Unternehmen ein Umfeld schaffen, das die Kommunikation zwischen den Generationen fördert", unterstreicht sie.
Der Umfrage zufolge denkt ein großer Anteil aller Generationen, dass Beschäftigte anderer Altersgruppen kompetenter wären.
Der tatsächliche Grund für die Kommunikationsschwierigkeiten vonseiten der jüngeren Generation ist aber offenbar insgesamt ein eher trauriger.
Der Umfrage von LinkedIn zufolge sieht fast die Hälfte der Befragten Nachholbedarf im Bereich Kommunikation und Empathie bei allen, die während der Pandemie aus dem Homeoffice ins Arbeitsleben gestartet sind. Angehörige der Gen Z wiederum haben das Gefühl, von älteren Angestellten oft falsch verstanden zu werden und trauten sich nicht, überhaupt um Hilfe zu bitten.
Für die aktuelle Umfrage hat das Jobnetzwerk LinkedIn im März jeweils knapp 1000 Beschäftigte über und unter 26 Jahren zu ihrem Eindruck zum Arbeitsleben befragt. Alle Teilnehmenden sind aktuell in Deutschland beschäftigt.
Bereits 2021 hatte eine Umfrage der AOK ergeben, dass ein Drittel der deutschen Beschäftigten "sehr" unter den psychischen Belastungen durch Homeoffice-Zeiten während der Pandemie gelitten hat. Die Zahl der an Depressionen erkrankten Menschen ist seit der Corona-Pandemie nicht nur in Deutschland gestiegen. Expert:innen sehen auch hier Nachholbedarf vonseiten der Führungskräfte.