Nach zwei Jahren Pandemie herrschte im Jahr 2022 endlich wieder mehr Normalität. Besonders für Singles eine große Erleichterung. Zwischenmenschliche Nähe und die Rückkehr ins soziale Leben bestimmten den Alltag vieler Menschen in Deutschland.
Tinder ist die beliebteste App weltweit, um andere kennenzulernen. Mit seinem Rückblick "Year in Swipe" gibt die App einen Einblick in die Dating-Trends des Jahres. Die Daten wurden zwar in der App erhoben, sie zeigen aber zumindest gesamtgesellschaftliche Tendenzen auf.
Laut Tinder-Jahresrückblick schafften es neue Beziehungs-Labels, aktivere Dates sowie der Wunsch nach mehr Authentizität ganz nach oben in der Prioritätenliste. Innere Werte sind nach der Hochphase der Pandemie offenbar wichtiger denn je.
Beziehungsmuster verändern sich. Zumindest, wenn man der neusten Statistik von Tinder glaubt. Und: Offenbar ist Verbindlichkeit in der Kennenlernphase out. Um eine Beziehung ohne Druck und zu große Erwartungen aufzubauen, bevorzugen immer mehr Singles sogenannte Situationships. Das sind auf unbestimmte Zeit ausgelegte Beziehungen ohne Verpflichtungen oder Verantwortung. Laut Tinder wurden diese 49 Prozent Mal mehr in den Profilen erwähnt.
Das bedeutet aber nicht, dass Dating oberflächlicher wird. Im Gegenteil scheint der Trend in eine andere Richtung zu gehen. Innere Werte sind den Singles auf der Suche nach Partner:innen wichtig: Als größtes Kriterium gilt hier der Humor. Der ist für die befragten Singles bei einem potenziellen Date die wichtigste Eigenschaft. Aber auch andere Werte rücken weiter in den Vordergrund: Loyalität (79 Prozent), Respekt (78) und Aufgeschlossenheit (61) haben Vorrang vor dem Aussehen (56). Auch die Einstellung zu den aktuellen Geschehnissen in der Welt sind für Tinder-Nutzer:innen von großer Bedeutung.
Junge Leute interessieren sich nicht für Politik? Von wegen! Die Einstellung zu sozialen und politischen Themen ist vielen Singles wichtig, wie ein Blick in die Bios zeigt. So landete etwa die ukrainische Flagge unter den Top 10 der beliebtesten Emojis. Ein ähnliches Bild ergibt auch der Blick in die angegebenen Interessen: Aktivismus und Wahlrecht wurden zu 84 beziehungsweise 37 Prozent häufiger hinzugefügt als noch im Jahr zuvor.
Angegebene Werte entscheiden laut Statistik auch häufig über den Swipe nach links oder rechts: Drei Viertel der Singles suchen laut Umfrage nach einem Partner, der soziale Themen respektiert oder sich dafür einsetzt.
Wer datet, weiß: Ein Gläschen Bier, Sekt oder Wein lockert die Stimmung und mindert die Aufregung. Dieser ungesunde Dating-Trend geht allerdings zurück. Singles wollen laut Tinder-Statistik nicht nur mehr Authentizität beim Treffen, sondern auch weniger Alkohol trinken. Mehr als 25 Prozent der befragten 18- bis 25-Jährigen auf Tinder gaben an, dass sie im Vergleich zum Vorjahr bei Dates weniger trinken. 72 Prozent der Mitglieder:innen gaben auf ihren Profilen an, dass sie nicht oder nur gelegentlich trinken. Auch das Bier und Weinglas-Emojis sind im Vergleich zum Vorjahr seltener zu finden. Das passt in Sachen Dating auch zum nächsten Trend: Die psychische Gesundheit wollen Singles demnach offenbar nicht mehr vernachlässigen.
So befassen sich immer mehr Leute mit gesunden und ungesunden Beziehungsmustern. Offenbar haben junge Singles die Nase voll von toxischen Beziehungen und Partner:innen. Über die Hälfte (58 Prozent) der befragten jungen Singles gaben an, dass sie sich sicher sind, Green oder Red Flags zu erkennen.
Auch die bevorzugten Orte fürs erste Treffen haben sich verändert. Ein klassisches Treffen im Restaurant? Langweilig! Stattdessen rücken aktivere Unternehmungen im Beliebtheits-Ranking nach oben. Die Erwähnungen "Picknick" (94 Prozent), "Karaoke" (30) und "Museum" (24) finden sich demnach häufiger in Tinder-Bios. Unternehmungen wie Grillen, Camping, oder Street Food haben es in die Top 10 der globalen Interessen der Dating-App geschafft.
Übrigens: Sternzeichen sind laut Jahresrückblick nicht out. Im Gegenteil. Sie erfreuen sich auf Tinder großer Beliebtheit und wurden am häufigsten den Profilen hinzugefügt – nach Rauchgewohnheiten, Haustieren und der Ernährung. Löwen, Skorpione und Krebse gaben ihr Sternzeichen am häufigsten im Profil an. Offenbar hat die Angabe auch einen Einfluss auf das Swipe-Verhalten der User:innen. Denn: Überraschenderweise war die Wahrscheinlichkeit am größten, dass die gleichen Sternzeichen miteinander ein Match hatten.