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Gynäkologie: Eine junge Ärztin verrät Details aus ihrem Berufsalltag

Ja, der Kreißsaal gehört auch zur Gynäkologie. Doch das ist nicht alles.
Ja, der Kreißsaal gehört auch zur Gynäkologie. Doch das ist nicht alles.Bild: ki / midjourney
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Ich wollte nie in die Gynäkologie – das sind die Gründe für mein Umdenken

Julia Saliger ist Ärztin. In ihrer watson-Kolumne schreibt die 26-Jährige über ihr Leben, ihre Emotionen und ihre Erfahrungen zwischen Kittel, Klinik und Kaffeeküche.
14.07.2025, 13:0014.07.2025, 13:00
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Zu Beginn meines Medizinstudiums war meine Antwort auf die Frage, für welche Fachrichtung ich mich irgendwann entscheiden möchte, immer die gleiche: "Das weiß ich wirklich noch nicht. Nur Gynäkologie wird es auf jeden Fall nicht."

Sieben Jahre und ein abgeschlossenes Medizinstudium später befinde ich mich im sechsten Monat meiner Facharztweiterbildung in der Gynäkologie und Geburtshilfe und könnte mit dieser Entscheidung nicht glücklicher sein.

Mein Sinneswandel hat Gründe, über die ich heute gerne schreiben möchte. Denn: Gynäkologie ist mehr als die Geburt von Babys und Krebsabstriche. Und das Fach versteckt auch eine politische Komponente.

Julia Saliger ist Ärztin in München. Hier findest du sie auf Tiktok.
Julia Saliger ist Ärztin in München. Hier findest du sie auf Tiktok.null / privat

"Bedside-Teaching" in der Medizin: Plötzlich dachte ich völlig anders

Im dritten Semester meines Studiums, ich war gerade 20 Jahre alt geworden, stand mein erster Tag als Studentin am Patientenbett beim sogenannten "Bedside-Teaching" an, nachdem ich ein ganzes Jahr lang die Bänke der Universität gedrückt und den Präparierkurs hinter mich gebracht hatte. Dieses "Bedside-Teaching" sollte in der Frauenheilkunde stattfinden. Und ich war, um ehrlich zu sein, wenig begeistert.

Ich sollte überrascht werden, wie es so oft im Leben läuft. Für Außenstehende mag die Frauenheilkunde auf den ersten Blick nicht mehr zu bieten haben als Krebsvorsorgen und die Geburt von Kindern, doch mir boten sich neue Facetten – und ein hochinteressantes Fachgebiet.

Das Fach deckt ein breites Spektrum ab: Betreuung im Brustzentrum bei gut- und bösartigen Erkrankungen, die Behandlung chronischer Schmerzsyndrome wie Endometriose oder Adenomyose, Themen wie Beckenbodenschwäche, Inkontinenz oder Myome. All diese Erkrankungen erfordern eine komplexe Behandlung, zum Teil operative Eingriffe mit fortschrittlicher, minimalinvasiver oder robotergestützter Chirurgie.

Patientinnen in der Gynäkologie: die ganze Bandbreite der Gesellschaft

Auch der Bereich Kinderwunschmedizin, hormonelle Störungen (wie PCOS), die Versorgung in den Wechseljahren und die Begleitung von trans* Personen gehören dazu. Die Betreuung reicht von Jugendlichen beim Einstieg in die reproduktive Gesundheit bis hin zu Frauen in palliativen Situationen.

Gynäkologie bedeutet auch, die Selbstbestimmung von Patientinnen zu fördern – sei es im Kreißsaal während einer Geburt oder in der Sprechstunde durch aktives Zuhören und Anerkennen von subjektivem Leidensdruck. Denn Gynäkologie ist auch ein politisches und gesellschaftliches Fach, welchem Beachtung geschenkt werden sollte in einer modernen Gesellschaft.

Für die längste Zeit wurde insbesondere in der medizinischen Forschung der biologisch männliche Körper als Norm angesehen. Hormonelle, konstitutive und organische Differenzen wurden missachtet. Die Folge: Viele spezifisch weibliche Erkrankungen wie Endometriose, PMS oder Wechseljahresbeschwerden bleiben bis heute weitestgehend untererforscht, werden bagatellisiert oder fehlinterpretiert.

Die Gynäkologie steht somit nicht nur für medizinische Versorgung, sondern auch für das Einfordern wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Gleichberechtigung. Wer gynäkologische Medizin betreibt, trägt auch Verantwortung dafür, dass Forschung weibliche Lebensrealitäten endlich ernst nimmt – und dass Gesundheit nicht länger vom Geschlecht abhängig ist.

Gynäkologie – das zeigt all das Geschriebene – ist so viel mehr als Geburten und Pap-Abstriche. Auch wenn der erste Blick von außen oft täuscht, lohnt es sich, genauer hinzusehen: Hinter den Kulissen eröffnet sich ein Fach voller Vielfalt, anspruchsvoller Chirurgie und der Möglichkeit, eine große wissenschaftliche und gesellschaftliche Lücke jeden Tagein kleines bisschen mehr zu schließen. Ich bin sehr froh, dass ich das erkennen durfte.

Urlaub in Griechenland: Dicke Katze löst Hype unter Touristen aus
So mancher Hype lässt sich kaum rational begründen. Dass Chonkus Maximus in Griechenland gerade stark im Trend liegt, kann aber wohl fast jeder nachvollziehen.
In Zeiten von Instagram, Tiktok und Dutzenden Travelguides auf Youtube ist es gar nicht so einfach, die echten Geheimtipps eines Reiseziels ausfindig zu machen. Wähnt man sich angesichts idyllisch wirkender Videos auf dem heimischen Sofa noch in Sicherheit, wird einem spätestens bei der Anzahl an Hashtags zu den entsprechenden Hotspots aber bewusst, dass man doch nur ist wie jede:r andere.
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