
Unsere Kolumnistin hat viele, viele Organspenden begleitet.Bild: ki / midjourney
Medizin hautnah
Julia Saliger ist Ärztin. In ihrer watson-Kolumne schreibt die 26-Jährige über ihr Leben, ihre Emotionen und ihre Erfahrungen zwischen Kittel, Klinik und Kaffeeküche.
24.03.2025, 08:0124.03.2025, 08:01
Organspende rettet Leben. Weiß man, Haken dran.
Doch was steckt alles hinter so einer Organtransplantation? Weißt du, wie eine Organexplantation, also die Entnahme, der Transport, die Organvergabe und Co. ablaufen? Und was hinter den Kulissen geschieht?
Nachdem ich drei Jahre für die Deutsche Stiftung Organtransplantation gearbeitet und mehr als 50 Organspenden im Operationssaal begleitet habe, gibt es in meiner heutigen Kolumne fünf Fakten über die Organspende, die du noch nicht kanntest.

Julia Saliger machte in München ihr Praktisches Jahr. Hier findest du sie auf Tiktok.bild: privat Organe werden (fast) nie mit dem Heli transportiert
Klar, das sieht spektakulär aus, wenn ein Herz in einem Hollywoodfilm einmal quer durch New York geflogen wird. Die Realität ist: Oft ist die Distanz, die das Organ zurücklegt, schlichtweg zu weit für einen Hubschrauber.
Organe werden bei uns im gesamten Eurotransplant-Raum angeboten und verteilt. Dennoch ist der Transport aufregend, wenn der kleine Privatjet eingesetzt wird. Nicht nur Chirurg:innen und Studierende müssen auf Abruf immer für eine Spende bereitstehen, sondern auch die Transportmittel.
Im Kurzstreckenflugzeug fliegt oft eine Niere mit
Eventuell hast du bereits mit einer gespendeten Niere in einem Kurzstreckenflieger gesessen. Eine Niere kann nämlich so lange ohne Durchblutung und demnach Sauerstoff auskommen, dass sie oft mit Linienflügen transportiert werden kann.
Voraussetzung dafür sind eine vorschriftsgemäße Verpackung auf Eis und ein passender Flug, denn nach maximal 24 Stunden sollte auch eine Niere in ihrem Empfänger angekommen sein. Das beinhaltet neben dem Transport auch die erfolgreiche Implantation, also das "Wiederanschließen".
Es gilt das Gesetz des Landes, in dem man stirbt
Verstirbt ein:e deutsche:r Staatsbürger:in beispielsweise in Italien, so wird die Person automatisch Organspender:in. Es sei denn, man hat bewusst und ausdrücklich zu Lebzeiten widersprochen.
Liegt keinerlei Information über den Willen von Verstorbenen vor, so sind in manchen Ländern Angehörige bevollmächtigt, jene Entscheidung, auch im Falle der Widerspruchlösung, zu treffen.
Transplantationen finden häufig nachts statt
Die Organisation einer Organtransplantation, welche adäquate Hirntoddiagnostik, Angehörigengespräche, Blutuntersuchungen und die Vermittlung von entsprechenden Organen beinhaltet, startet oft morgens zu Dienstbeginn und dauert häufig länger als zwölf Stunden.
Hinzu kommt, dass man für eine Transplantation Kapazität im Operationssaal benötigt. Oft gibt es die erst nach dem regulären Tagesprogramm oder in der Nacht.
Denn die Operationszeit für die reine Explantation kann gut und gerne vier bis acht Stunden betragen. Und auch nachts, wenn das Krankenhaus mit Mindestbesetzung läuft, kommt es zu Notfällen und Co., wodurch Spenden noch weiter in die Nacht verschoben werden.
Für die Organspende gibt es keine Altersgrenze
Man kennt den Satz vielleicht aus der eigenen Familie: "Wer will denn meine Organe? Ich bin doch so alt."
Nun, sie werden gewollt. Und es gibt keine Altersgrenze für Organspender:innen. Weder nach oben, noch nach unten.
Die fehlende Altersgrenze nach oben wird die meisten überraschen. Doch gespendete Organe werden immer nach ihrer Funktion beurteilt, nicht nach ihrem biologischen Alter. Ein gesunder 70-jähriger, der sein Leben lang sportlich aktiv war, kann in einem besseren Gesundheitszustand als ein 50-jähriger Raucher sein.
Und ja: Auch verstorbene Kinder können und sollten Organe spenden, so brutal der Gedanke daran auch erscheinen mag. Auch kleine Kinder warten leider bereits auf Spenderherzen und andere Organe.
Seit einer Woche erschüttern zahlreiche Erdbeben die Region rund um Istanbul. Tourist:innen müssen wohl auch künftig ein gewisses Grundrisiko mit einplanen.
Seit der vergangenen Woche werden die Menschen in Istanbul immer wieder von Erdbeben aufgeschreckt. Das stärkste Beben erreichte am vergangenen Mittwoch eine Stärke von 6,2. Mindestens 236 Menschen wurden dabei verletzt; manche, weil sie vor Panik aus dem Fenster sprangen.