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Patient im Krankenhaus: Ärztin spricht ehrlich über emotionalen Spagat

Es ist schwierig für Mediziner:innen, Schicksalsschläge von Patient:innen nicht zu nahe an sich ranzulassen.
Es ist schwierig für Mediziner:innen, Schicksalsschläge von Patient:innen nicht zu nahe an sich ranzulassen.bild: openai
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Emotionaler Spagat: Warum Gefühle als Medizinerin wichtig und schwierig sind

Julia Saliger ist angehende Ärztin. In ihrer watson-Kolumne schreibt die 26-Jährige über ihr Leben, ihre Emotionen und ihre Erfahrungen zwischen Kittel, Klinik und Kaffeeküche.
09.09.2024, 07:33
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Patient:innen beschweren sich oft über distanzierte und emotionslose Ärzt:innen. Sie beklagen eine Abfertigung wie am Fließband.

Ich kann diesen Frust nachvollziehen: Wenn ich erkranke, möchte ich als vollwertige Person, als Mensch, nicht als Symptom oder Krankheit behandelt werden.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Auch diese. Weshalb ich gerne erläutern möchte, warum es für Mediziner:innen oft gar nicht so leicht ist, den gesunden Mittelweg zwischen schmerzhafter Empathie und professioneller Distanz zu finden. Denn unter den weißen, makellosen Kitteln stecken keine emotionslosen Maschinen, sondern vielmehr Menschen, die ihr Leben der Behandlung ihrer Mitmenschen gewidmet haben.

Was das konkret bedeutet und was das alles mit sich bringt, ist den wenigsten Außenstehenden klar.

Julia Saliger macht in München ihr Praktisches Jahr. Hier findest du sie auf Tiktok.
Julia Saliger macht in München ihr Praktisches Jahr. Hier findest du sie auf Tiktok.bild: privat

Das Leben in der Medizin: Mitgefühl ist wichtig, aber es gibt Grenzen

Vor einigen Jahren, ganz zu Beginn meines Medizinstudiums, habe ich auf Social Media einen Beitrag mit folgendem Zitat gelesen: "Als Ärztin darfst du mit deinen Patienten mitfühlen, jedoch solltest du nicht mitleiden."

Das ist eine Gratwanderung, die, wie ich feststellen musste, nicht immer gelingt und für beide Seiten schmerzvoll enden kann.

Emotionalen Grenzen verschieben sich auch bei Ärzt:innen. Ich wünschte, es wäre anders. Aber man bekommt diesen kräftezehrenden Spagat nicht jeden Tag perfekt hin. Manchmal fehlt mir selbst schlichtweg die Energie dafür, sodass ich auf meiner Seite des Berges verweile, emotional abgeschottet mein Ding durchziehe.

Müsste ich zusammenfassen, was mich mein letztes und auch erstes Jahr der Vollzeitarbeit als Medizinstudentin im Krankenhaus (im Praktischen Jahr des Studiums) gelehrt hat, läge der Hauptaspekt nicht auf dem fachlichen Zugewinn. Es ist vielmehr das Kunststück, meine Patient:innen fürsorglich zu behandeln, emotional erreichbar zu bleiben und trotzdem die für meine mentale Gesundheit nötige Distanz zu wahren.

Genau dieser Punkt ist einer der schwierigsten, aber dennoch lohnendsten Aufgaben meines Berufes. Denn am Ende bleibt den Patient:innen nicht etwa die gute Schmerzeinstellung oder komplikationslose Operation in Erinnerung, sondern vielmehr, ob sie sich emotional gut betreut gefühlt haben.

Und auch mir sind während meines Praktischen Jahres die Ärzt:innen in Erinnerung geblieben, die mich auf die zwischenmenschliche Interaktion mit Patient:innen vorbereitet, mit mir schwierige Situationen nachbesprochen und Wert auf eine gute ganzheitliche Betreuung der Patient:innen gelegt haben.

Denn was für uns Routine ist, stellt für unser Gegenüber eine bedrohliche und aufwühlende Ausnahmesituation dar. Das ist ein Punkt, den man als Ärzt:in nie vergessen darf: Wir haben jeden Tag Patient:innen vor uns, sehen Freud und Leid, Schicksalsschläge und Sorgen. Für die Kranken ist die Situation jedoch neu, belastend, verwirrend.

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Als junge Medizinerin macht man Erfahrungen, die man nie wieder vergisst.Bild: getty images / Gri-spb

Doch was passiert, wenn die Gratwanderung misslingt und die professionelle Empathie plötzlich zum Mitleiden wird? Auch diese Erfahrung habe ich machen müssen.

Jede Person im Medizinsektor hat diesen einen Menschen, der uns für den Rest unserer medizinischen Laufbahn begleiten wird. Patient:in Nummer eins, den oder die man nie wieder vergessen wird.

Dafür kann es viele Gründe geben. Sei es der erste Kontakt mit dem Tod, die erste selbst gestellte oder fehlgedeutete Diagnose oder das Entdecken von Parallelen zwischen Patient:innen und eigenen Angehörigen.

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Bis heute weiß ich nicht, welcher Auslöser dafür gesorgt hat, dass mir das Schicksal dieses bestimmten Patienten so nah gegangen ist.

Die Krebserkrankung hatte ich schon oft gesehen, kein besonders schwerwiegender Fall und gut zu therapieren. Jedoch waren es die Therapie und ihre Nebenwirkungen, welche dem Patienten die letzte Lebensqualität geraubt hatten. Ich hatte das Gefühl, die Medizin hatte an diesem Patienten versagt.

Krebstherapien müssen aggressiv sein, daran geht kein Weg vorbei, um das Leben der Patient:innen zu retten. Nebenwirkungen müssen dafür in Kauf genommen werden. Zur Gewohnheit wird es jedoch nie, das vorübergehende Leid durch die (lebensnotwendige) Behandlung mitzuerleben.

Aber Fakt ist: Die Interaktion wird mich durch meine restliche medizinische Laufbahn begleiten. Und zwar im positiven Sinne.

Denn auch wenn ich anfänglich nur widerwillig zugelassen habe, mich von dem Schicksal der Patientin beeinflussen zu lassen, hat es mir gezeigt, wie wichtig die kleinen Dinge in der Patientenbetreuung sind. Sei es das Zuhören bei Erzählungen der vermeintlich belanglosen Geschichten, das bewusste Zeit einplanen für Gespräche, das Eingehen auf Ängste und Sorgen oder die reine Anwesenheit in besonders schwierigen Situationen.

Natürlich ist es Wunschdenken, diese Dinge tagtäglich leisten zu können, denn oft lässt der eng getaktete Arbeitsalltag nicht mal ein Mittagessen zu. Und doch sind das die Dinge, die einen Unterschied machen.

Ich möchte mich jeden Tag daran erinnern, mir die Zeit zu nehmen, um meinen Patient:innen ein gutes Gefühl zu geben. Und das nehme aus dieser Situation mit: Was mich fünf Minuten kostet, kann einem Patienten den Rest seines Lebens in Erinnerung bleiben. Weil ich die Ärztin bin, die da war, Verständnis hatte, für eine gute Betreuung sorgte. Ich weiß, dass mir das nicht zu 100 Prozent jeden einzelnen Tag gelingen wird. Aber ich kann es zumindest versuchen.

Disneyland Kalifornien zieht ohne Vorwarnung die Ticketpreise an

Micky Maus umarmen, Goofy die Hand schütteln, mit Donald Duck um die Wette streiten: In den vielen Freizeitparks von Disney ist das kein Problem. Also klar, es sind nicht wirklich die Cartoonfiguren dort anzutreffen, sondern Menschen, die sich in den Kostümen kaputt schwitzen, aber auch eine simulierte Erfahrung kann ganz nett sein.

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