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Mental Health To Go

Gen Z: Wieso junge Menschen heute so gerne im Freien sind

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Einatmen, ausatmen. Hilft fast immer. Bild: Pexels / Kelvin 809
Mental Health To Go

Was frische Luft mit unserer mentalen Gesundheit zu tun hat

Unser Kolumnist ist ein absoluter Frischluft-Junkie. Lange dachte er, dass es einfach nur eine Macke ist, wenn er überall die Fenster aufreißt. Inzwischen ist ihm klar: Sein Instinkt funktioniert perfekt.
23.09.2024, 07:15
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Freund:innen und Familienmitglieder kennen das schon lange von mir: Egal wo ich bin, sehr schnell öffne ich die Fenster. Ist es mir zu stickig, mache ich einfach auf, ich habe sonst das Gefühl zu ersticken. Lange dachte ich wirklich, das sei eine Macke, ein Tick, was auch immer. Hotelzimmer, in denen man das Fenster nicht öffnen kann, sind für mich komplett tabu. Auch im Winter fahre ich oft wenigstens ein Stück mit offenem Fenster im Auto.

In Großstädten halte ich mich nicht länger auf als unbedingt notwendig und ich versuche, viel Zeit am Meer zu verbringen, in Wäldern, überall dort, wo die Luft gut ist. Nur dort geht es mir gut, körperlich, aber auch seelisch.

Klare Gedanken kann ich nur bei klarer und guter Luft fassen. Seit einer neuen Studie weiß ich: All das ist kein Tick, es ist einfach nur mein gesunder Instinkt, dem ich da folge.

Über "Mental Health to go"
Deutschland ist erschöpft, sagen Expert:innen. Ob jung oder alt, ob Gen Z oder Boomer, viele kommen einfach nicht klar. Alles too much, alles nicht so, dass sich das Leben gut anfühlt. Was also tun? Das wird, da ist sich Mike Kleiß so sicher wie viele Expert:innen, das zentrale Thema unserer Gesellschaft werden. Je klarer wir mit uns und der Welt sind, je mehr wir gut auf uns achten, desto besser kann die Welt für uns werden. Wir müssen es eben nur tun! In "Mental Health to go" bekommt Ihr jede Woche ein kleines Stückchen Energie. Tipps und Anregungen, nahbare Geschichten, die euch inspirieren sollen

Weniger Luftverschmutzung, bessere mentale Gesundheit

Alles hat sich stark verändert, als in Deutschland die Umweltzonen eingeführt worden sind. Was viele passionierte Autofahrer:innen als Anschlag auf ihre Rechte gesehen haben, muss jetzt durch eine Studie des RWI Essen (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, vormals Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung) neu betrachtet werden. Wissenschafler:innen fanden heraus, dass uns die Umweltzonen ein Stück weit das Leben retten.

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Klare Gedanken kann man besser mit guter Luft fassen.Bild: Pexels / lizolda99

Um es konkreter zu machen: Sie fanden heraus, dass sich die psychische Gesundheit der Menschen deutlich verbessert hat, seit es die Umweltzonen gibt. Um nur einige Fakten zu nennen: Die Zahl der Menschen mit Depressionen ging stark zurück, Angststörungen konnten reduziert werden. Nur damit man es mal gelesen hat: Die WHO beziffert die Kosten, die weltweit durch Depressionen entstehen, auf etwa eine Billion US-Dollar.

Mal ganz konkret: Umweltzonen haben in Deutschland pro Jahr 23.000 Fälle von Depressionen verhindert, das bedeutet, 150 bis 200 Millionen Euro konnten bei den öffentlichen Gesundheitsausgaben gespart werden. Alleine diese enormen Zahlen machen deutlich, wie sehr wir uns weiterhin unbedingt um unsere mentale Gesundheit kümmern müssen und natürlich auch um die Luft, die wir einatmen.

Dass schlechte Luft nicht unbedingt förderlich für die körperliche Gesundheit ist, ist nicht neu. Im Saarland zum Beispiel war bis zur Schließung der Stahlhütten die Krebsrate so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Bergleute und all die, die in den Hütten arbeiteten, wurden meist sehr gut bezahlt. Ich selbst lebte lange im Saarland und bekam das Ende der Hütten noch mit. Bekannte, die dort arbeiteten, starben oft wahnsinnig früh. Sie konnten sich Häuser, teure Autos und ein gutes Leben leisten, jedoch eben manchmal nicht allzu lang. Es mag sein, dass mich diese Zeit geprägt hat. Ich war damals sehr jung und gerade junge Menschen sind psychisch deutlich mehr durch schlechte Luft belastet, auch das sagt die Studie des RWI.

Städte können für die mentale Gesundheit zum Problem werden

Menschen zwischen 15 und 29 Jahren leiden demnach mental besonders, wenn die Luft schlecht ist. Das liegt daran, dass das jugendliche Gehirn in ständiger Entwicklung ist und Feinstaub genau diesen Prozess stört, sogar schädigen kann. Die meisten weiterführenden Schulen oder gar Universitäten sind meist in großen Städten zu finden. Und genau hier ist die Luftverschmutzung besonders hoch, trotz Umweltzonen. Obwohl schon viel getan wurde, ist die Lage angespannt.

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Mir war schon vorher bewusst, dass schlechte Luft massiven negativen Einfluss auf unser Herz-Kreislaufsystem haben kann, dass Atemwegserkrankungen ebenso eine Folge sein können. Dass aber die Anzahl derjenigen, deren mentale Gesundheit unter schlechter Luft leidet, ebenso hoch ist, das war mir nicht bekannt. Wer sich für Gesundheitsthemen interessiert, der wird mit Sicherheit auch mit dem Thema Sauerstoff und Luft in Berührung kommen. Denn das ist schließlich der Stoff, der uns leben lässt.

Die Gen Z und die Natur

Bleiben wir bei der jüngeren Generation. Augenscheinlich hat die Gen Z ein gutes Gespür für ihre Gesundheit und was sie dafür tun muss und will. Keine andere Generation hat derzeit einen so großen Drang, in der Natur zu sein. Das Thema Outdoor ist bei der Gen Z weiterhin groß. Ebenso steht für sie das Thema Gesundheit (dazu gehört natürlich auch die mentale Gesundheit) ganz oben.

Die Gen Z ist hungrig. Sie will Dinge verändern. Und das ist gut so. Wir müssen weiter am Ball bleiben und Dinge besser machen wollen, egal ob Nachhaltigkeit, Klima oder Luft. Denn wenn wir den Kampf um saubere Luft verlieren, wenn wir nicht mehr gesund atmen, fehlt uns die Grundlage zu einfach allem.

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